Kommentar zur Tasche auf dem Friedensplatz Kunst ohne Regeln

Meinung | BONN · Die Stiftung für Kunst und Kultur will eine Skulptur von Erwin Wurm auf den Friedensplatz stellen. Unser Autor meint: Gibt es nicht vielleicht auch junge Künstler und Künstlerinnen, Frauen jeden Alters, die das Stadtbild prägen könnten?

Kunst im öffentlichen Raum ist ein heißes Eisen, da wollen alle mitreden. Und das ist gut so, denn der öffentliche Raum gehört den Bürgern. Deshalb ist deren Partizipation wichtig - übrigens auch, wenn es um Stadtplanung und Stadtarchitektur geht. Über Kunst und Gestaltung zu reden, Argumente zu suchen und auszutauschen sind nützliche Wege, um eine Sensibilität für den Stadtraum und dessen Möblierung zu entwickeln. Natürlich kann es nicht schaden, eine Debatte dazu von kunstsinnigen Fachleuten flankieren zu lassen.

Im Fall des Skulpturenprojekts der privaten Bonner Stiftung für Kunst und Kultur ist viel diskutiert worden - leider nur nach Aufstellung der mittlerweile vier Kunstwerke und nicht in der Findungs-, Planungs- und Realisierungsphase. Der Bürger wurde in der Regel mit vollendeten Tatsachen konfrontiert.

Sehr grob zusammengefasst: Lüpertz‘ Beethoven steht als wuchtig geformter, gefallener Held, als "Knethoven" im Stadtpark; Craggs goldener Kunsthaufen am falschen Ort; Venets Rost-Krone sieht man nur im Vorbeiflitzen; Balkenhols August Macke wirkt eher putzig und harmlos. Man kann das alles natürlich auch ganz anders sehen.

Man kann auch andere Fragen stellen. Müssen es immer ältere bis alte männliche Künstler sein, die auf Initiative der Stiftung ins Stadtbild kommen? Gibt es nicht vielleicht auch junge Künstler und Künstlerinnen, Frauen jeden Alters, die das Stadtbild prägen könnten? Müsste die hochkarätig besetzte Kunstkommission, die sich die Stadt leistet, nicht viel transparenter agieren, wenn es um Kunst im öffentlichen Raum geht? Der versammelte geballte Sachverstand könnte die allgemeine Diskussion ungemein befruchten. Es gibt seit geraumer Zeit den Ruf nach dringend nötigen Spielregeln im Umgang mit Kunst auf Straßen und Plätzen oder in Parks. Dieser Ruf ist tatenlos verhallt. Bürger, Kunstfreunde, auch die Politik sehen sich der unguten Situation gegenüber, dass nur der, der für die Musik zahlt, bestimmt, was gespielt wird. Das darf nicht sein.

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