Interview mit Konzertveranstalter Ernst-Ludwig Hartz Kunst!Rasen verlängert bis 2021

Bonn · Die Kunst!Rasen-Saison ist zu Ende. Die gute Nachricht: Es geht weiter. Ernst-Ludwig Hartz und Martin J. Nötzel haben einen Pachtvertrag mit der Stadt bis 2021 abgeschlossen.

 Ernst-Ludwig Hartz (l.) mit Midnight-Oil-Sänger Peter Garrett im Kölner E-Werk.

Ernst-Ludwig Hartz (l.) mit Midnight-Oil-Sänger Peter Garrett im Kölner E-Werk.

5000 Besucher bei Amy MacDonald zum Abschluss der Saison trotz des Dauerregens. Das ist doch ein Bekenntnis zum Kunst!Rasen, oder?

Ernst-Ludwig Hartz: Klar, aber Karten werden im Vorfeld gekauft!

Wie zufrieden sind Sie mit der Resonanz? Wie sahen die Zahlen im Einzelnen aus?

Hartz: Insgesamt gab es rund 35.000 Besucher bei neun Konzerten. Die Resonanz war unterschiedlich. Bourani, Brings und Amy MacDonald waren die Top Drei, es gab leider auch Veranstaltungen, die vom Publikum nicht so gut angenommen wurden.

Zum Beispiel?

Hartz: Die 257ers oder Jean-Michel Jarre. Eine Zielgruppe für Gruppen wie die 257ers scheint es in Bonn nicht zu geben.

Das Interesse des jungen Publikums an den Lochis im vergangenen Jahr war auch eher bescheiden.

Hartz: Stimmt. Das hätte mir eigentlich eine Lehre sein sollen. Das war mein Angebot an diese Zielgruppe. So was kann man wohl nur in der Großstadt machen. Das funktioniert nur in Köln.

Und Jean-Michel Jarre?

Hartz: Da hätte ich auf jeden Fall mit mehr Publikum gerechnet. Das ist traurig.

Hat das was mit der Region zu tun?

Hartz: Das glaube ich nicht. Die 257ers waren im Kölner Palladium ausverkauft, in der Essener Grugahalle ausverkauft… Und Jean-Michel Jarre ist mir wirklich unverständlich. Das war die größte Show, die es seit langem in Bonn gegeben hat.

Dennoch machen Sie weiter?

Hartz: Naja, bei Themen wie den 257ers werde ich für den Kunst!Rasen sicher ganz vorsichtig sein und so was lieber in Köln machen.

Kann es denn mit dem Standort zusammenhängen?

Hartz: Der Standort hat sich sehr bewährt. Agenturen und Künstler, die diesen so malerisch gelegenen Platz sehen, sind total begeistert.

Was war denn in diesem Jahr Ihr persönliches Highlight?

Hartz: Die Show von Jean-Michel Jarre war die beste Show, die wir in den vergangenen fünf Jahren in die Beethovenstadt geholt haben. Seine Light- und Lasershow hat den Kunst!Rasen verzaubert.

Und was hat Ihnen eher weniger gefallen?

Hartz: Bands wie die 257ers, die keine 90 Minuten auf der Bühne standen.

Fünf Jahre Kunst!Rasen liegen hinter Ihnen. Sie haben eine Menge großer internationaler Namen nach Bonn geholt. Bob Dylan, Lou Reed hat eines seiner letzten Konzerte in Europa in Bonn gegeben, CSN, Chicago, Deep Purple und überhaupt die Classic Rock Reihe. Das Konzept hat sich in den letzten beiden Saisons etwas geändert. Warum?

Hartz: Ich muss mich auch danach richten, was unser Publikum sehen mag – und die deutschen Künstler sind in den letzten Jahren immer stärker geworden. Darauf muss ich natürlich reagieren und versuchen, die interessanten Acts nach Bonn zu holen.

Das ist natürlich ein Trend!

Hartz: Ja, aber man muss aufpassen und eine Mischung anbieten. Und das ist nicht ganz einfach.

Ist das Bonner Publikum vielleicht doch ein anderes als das Kölner?

Hartz: Definitiv. Die Bonner sind schwieriger zu erreichen. Das hat sicherlich auch mit dem großen Gratisangebot zu tun, das es in Bonn gibt und was nicht gerade förderlich ist für Bezahlkonzerte.

Keine Classic Rock Night dieses Jahr: Hatte das mit zeitlichen und Dezibel-Beschränkungen zu tun?

Hartz: Nein, natürlich wäre es schön, wenn wir etwas lauter spielen könnten, aber es gab diesen Sommer in unserem Zeitfenster keine passenden Künstler für die Classic Rock Night. Ich arbeite an einer neuen Ausgabe für 2018. Aber es stimmt: Es gab viele Stimmen, denen dieses Jahr der Rock gefehlt hat. Diese Zielgruppe war nicht da.

Es hatte also nichts mit der Lautstärke zu tun?

Hartz: Nein. Natürlich gibt es jedes Jahr Künstler, die sagen, mit diesen Beschränkungen kann ich nicht auftreten. Aber internationale Bands wie Dream Theater, Alice Cooper oder Deep Purple sind so professionell, dass sie sich danach richten. Da gibt es keine Diskussionen. Die haben wir meistens mit deutschen Tontechnikern. Natürlich wäre es hilfreich, wenn wir bei den besonders seltenen Ereignissen nicht dieses starre Festhalten an der Lautstärke und der 22 Uhr-Beschränkung hätten.

Es gibt in der Musikbranche derzeit eine Diskussion über die Zukunft von Festivals und die Höhe der Eintrittspreise. Wie sehen Sie das?

Hartz: Als ich im Sommer 1987 angefangen habe, Festivals zu veranstalten, gab es eine Handvoll Festivals in Deutschland – heute sind es Hunderte. Viele kleine Gemeinden und Städte haben erkannt, dass Festivals auch aus wirtschaftlicher Sicht für die Region interessant und wichtig sind. Ich wundere mich, dass sich einige Leute über die angeblich so hohen Ticketpreise auf dem Kunst!Rasen beschweren. Spielt aber ein Künstler in Köln, wird jeder Preis bezahlt und darüber nicht gesprochen.

Die Eintrittspreise ergeben sich vor allem aus Höhe der Gage und Ausgaben für Infrastruktur. Und die Gagen schießen immer weiter in die Höhe. Sägen die Künstler da nicht auch am eigenen Ast?

Hartz: Nein, durch die große Anzahl an Veranstaltungen/Festivals in Deutschland können sie sich die besten Angebote aussuchen. Es sind immer zu wenig Headliner unterwegs – somit steigen dann auch die Preise. Und die Kosten für Infrastruktur, Technik und so weiter steigen auch jedes Jahr.

Zurück zum Kunst!Rasen. Wie sehen die Perspektiven aus?

Hartz: Wir haben ja Gottseidank erstmalig einen Fünf-Jahresvertrag und deshalb endlich auch eine gewisse Planungssicherheit. Ich arbeite fleißig am Programm für 2018 und habe sogar schon Angebote für 2019.

Können Sie schon Namen nennen?

Hartz: Leider nein. Ich denke, im September können wir die ersten Namen bekanntgeben.

Sie haben in der Vergangenheit immer wieder auf die widrigen Umstände hingewiesen, jedes Jahr ums Neue die gesamte Infrastruktur dorthin verlegen zu müssen. Wie könnte eine Lösung aussehen?

Hartz: An der Situation wird sich zeitnah, glaube ich, leider nichts ändern.

Gibt es da Signale von der Stadt?

Hartz: Es gibt Gespräche, aber ich kann noch nicht einschätzen, wie es da weitergehen wird. Insgesamt: Die Kooperation mit der Stadtverwaltung läuft super, und wir haben uns sehr gefreut, dass Oberbürgermeister Ashok Sridharan zum letzten Konzert dieser Saison gekommen ist.

Welche Unterstützung wünschen Sie sich von der Stadt Bonn?

Hartz: Wir wünschen uns Unterstützung in der Infrastruktur, beim Sponsoring und beim Marketing – zum Beispiel Fahnen und Megalights. Nicht zu vergessen ist, dass der Kunst!Rasen weiterhin ein privates Projekt von Martin Nötzel und mir ist.

Thema Sponsoring: Stimmt es, dass das Sponsoring in Bonn schwieriger ist, als in Köln? Dort werden ganze Musikreihen von Unternehmen unterstützt.

Hartz: Richtig. Wir haben manchmal tatsächlich Kunden und Firmen, die sagen: Macht das doch in Köln, dann sind wir dabei. Nichtsdestotrotz haben wir auch Unterstützer, ohne die das alles gar nicht laufen würde.

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