Ausstellung "Flaneure" Kunstmuseum Bonn zeigt 2018 Werke von Macke und van Gogh

Bonn · Das Kunstmuseum Bonn zeigt 2018 Werke von August Macke, Vincent van Gogh, Hans Hartung und Thomas Scheibitz. Eine Schau widmet sich dem Thema „Flaneure“

Der „Kontinent Macke“, wie Kunstmuseumsintendant Stephan Berg das nennt, sei weitgehend abgegrast. Kaum ein Macke-Thema, das nicht schon einmal museal gewürdigt worden wäre. Und doch sind Berg und sein Mitkurator Volker Adolphs in jahrelangen Recherchen auf ein bislang unbeackertes Feld gestoßen: Das Thema der Flaneure, eine in heutigen hektischen Zeiten vielleicht etwas aus der Mode gekommene Kulturtechnik, die auf Kontemplation und eine eher lustvolle Aneignung der Welt setzt. August Macke hat sie als Maler des glücklichen Lebens perfekt beherrscht, hat Passanten und Schaufensterbummler gemalt, Müßiggänger unter der Sonne von Tunis und selbstvergessene Zoobesucher.

Als einer der Höhepunkte des Ausstellungsjahres 2018 zeigt Berg unter dem Titel „Das Auge der Stadt“ mit Malerei, Zeichnungen und Fotografie eine Kunst- und Kulturgeschichte des Flaneurs vom Impressionismus bis heute. Vincent van Gogh und Camille Pissarro, Macke, Ernst Ludwig Kirchner und George Grosz werden mit Arbeiten vertreten sein. Corinne Wasmuth, Francis Alÿs, Peter Piller und Thomas Struth sind Zeitgenossen, die belegen, dass das Thema immer noch virulent ist.

Das Kunstmuseum Bonn startet mit Thomas Scheibitz, Deutschlands Vertreter bei der Kunstbiennale Venedig 2005, und seiner Kunst ins neue Ausstellungsjahr. Die exzellente, unter dem Titel „Re-Vision“ erneuerte Dauerausstellung des Hauses führt Scheibitz bereits ein, wie sie sich überhaupt als künstlerische Basisstation und Referenzraum für das Ausstellungsjahr 2018 empfiehlt. Seine objekthaften, gebauten Bilder und Skulpturen definieren, so Berg, den Raum neu und liegen „haarscharf neben dem, was man erwartet“. Berg nennt Scheibitz einen „Meister des Unperfekten“.

„Das wird richtig saftig und explosiv“

Einen ganz anderen Meister, den großen expressiven Vertreter der „École de Paris“, Hans Hartung (1904-1989), präsentiert das Kunstmuseum in der Jahresmitte. „Das wird richtig saftig und explosiv“, freut sich Berg. In den 1940er und 1950er Jahren war Hartung eine prägende Figur der informellen Malerei. Weniger bekannt ist sein Spätwerk, das Bonn mit 40 Gemälden zelebriert, die der in Antibes lebende Maler mit Spritzpistolen, Reisigbesen, Gummipeitschen und einem ungeheuren Feuer realisiert hat.

Auf Entdeckungsreise durch die zeitgenössische Kunst geht der Dorothea von Stetten-Kunstpreis, der sich dem neuen Reglement folgend einem Nachbarland Deutschlands widmet. Diesmal haben Kunstexperten neun junge dänische Künstler nominiert. Eine Jury wählte daraus drei Positionen aus, die in Bonn präsentiert werden. Freuen darf man sich auch auf die bühnenartigen Arbeiten der 1974 in Karlsruhe geborenen Malerin, Grafikerin und Videokünstlerin Ulla von Brandenburg. Die in Paris lebende Künstlerin sei mit ihren begeh- und bespielbaren Bühnen in Frankreich ein Star, sagt Berg, in Bonn bekomme sie nun ihre erste museale Ausstellung in Deutschland. Raumgreifend und interaktiv gehen auch die Wiener Zwillinge Christine & Irene Hohenbüchler ans Werk, die ihre Schau für Kinder und Jugendliche mit „Räume im Raum – dazwischen – planen – wohnen – spielen – verändern“ überschrieben haben.

Hommage an Heidi Specker

Die Reihe der Ausstellungen zur Fotografie setzt die in Berlin lebende großartige Heidi Specker mit ihren häufig rätselhaften und auch provokanten Bilderserien fort. Pfützen mit Reflexen, Platten- und Betonbauten, Naturdetails und Porträts: In Werkreihen hat sie diese Motive analysiert und bearbeitet. Das Kunstmuseum widmet sich Speckers Serien der letzten zwei Jahrzehnte. Mit relativ junger Kunst befassen sich die Ausstellung zum Bonner Kunstpreis mit dem Preisträger Matthias Wollgast und die bereits dritte Folge der Reihe „Ausgezeichnet“ mit Stipendiaten der Stiftung Kunstfonds. Frauke Dannerts wird neue Collagen präsentieren.

Erneut bietet das Kunstmuseum Bonn ein spannendes, vielseitiges Jahresprogramm. Und erneut staunt man über die Möglichkeiten eines überschaubaren städtischen Ausstellungsbudgets von 300000 Euro. Für Berg ein „guter Hebel, um mehr daraus zu machen“. Mithilfe von Förderern und Mäzenen, Stiftern und Sammlern ist es Berg gelungen, attraktive Kunst ans Haus zu binden und den städtischen Beitrag mehr als zu verdreifachen, um das ambitionierte Ausstellungsjahr 2018 zu finanzieren – und die Bonner zu begeistern. 2017 kamen bislang 96220 Besucher ins Haus.

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