Kunstprojekt für Kinder und Geflüchtete Quassel-Atelier braucht neue Förderung
Graurheindorf · Bonner und ukrainische Kinder haben in den vergangenen Monaten im Quassel-Atelier Kunstwerke entworfen. Doch jetzt steht das Projekt, das für sie eine Flucht aus dem Alltag war, vor dem Aus.
Ablenkung vom Alltag und einen kreativen Spieplatz hat das „Quassel-Atelier“ im Gäste- und Tagsungshaus Graurheindorf in den vergangenen Monaten zahlreichen Kinder aus Bonn und der Ukraine geboten. Doch nun steht das Projekt auf der Kippe, weil die Finanzierung ausläuft.
Als das Tagungshaus im vergangenen Jahr Flüchtlinge aus der Ukraine bei sich aufnahm, befand sich auch die international bekannte Künstlerin Olena Goldobina darunter, die auch als Yelena Gold bekannt ist. „Wir suchten nach einer Idee den geflüchteten Kindern das Ankommen zu erleichtern, da haben wir Yelena gefragt, ob sie nicht mit ihnen malen möchte,“ erzählt Manuela Veloz Duran, Leiterin des Hauses. Die 43-jährige Künstlerin war sofort einverstanden, so lief das Projekt bereits drei Wochen später an.
Leben nach der Flucht
„Nach meiner Flucht dachte ich, mein Leben sei zerstört, aber das Projekt gibt mir wieder Freude und eine sinnvolle Beschäftigung“, sagt die gelernte Grafikdesignerin. Kreative Verstärkung bekam sie durch den Bonner Künstler Manfred Dimon. „Das berührenste an diesem Projekt war für mich die Anhänglichkeit der Kinder. Ich glaube einige von ihnen vermissen ihren Vater,“ so Dimon. Mehr als 40 ukrainische und Bonner Kinder malten und bastelten an den Kunstwerken, die vergangenes Wochenende im Quassel-Atelier ausgestellt wurden, das vom Christlichen Jugenddorfwerk Deutschlands (CJD) getragen wird. Gezeigt wurden Malereien und Basteleien über Tiere, den Winter, Buchfiguren, oder einfach in bunt.
Gold und Dimon leiteten Malereien an und gaben den Kindern Tipps. Durch ihre unterschiedlichen Muttersprachen dienten sie als Vermittler. Die Kommunikation im Kunstprozess funktionierte aber auch ohne Worte. „Die Kinder haben in der Hinsicht ohnehin eine unbedarfte Herangehensweise,“ sagt Veloz Duran. Das Wichtigste sei dabei „die Kinder einfach Kinder sein zu lassen“. Gerade auch deshalb, um den ukrainischen Kindern eine Ablenkung zu Krieg und Flucht zu bieten. Eine Verarbeitung dieser Themen sei deutlich in den Bildern zu erkennen, so die 46-Jährige. „Die Bilder fangen alle düster an, aber werden im Verlauf immer fröhlicher.“
Eine seelische Betreuung konnte und wollte das CJD nicht anbieten: „Wir sind zwar als Sozialpädagogen geschult, aber keine professionellen Psychologen,“ so Veloz Duran. Eltern, bei dessen Kindern psychische Hilfe gefragt war, wurden an psychotherapeutische Praxen verwiesen. Mittlerweile leben die geflüchteten Ukrainer und Ukrainerinnen in städtischen Unterkünften, die Kinder sind dem Kunstprojekt dennoch treu geblieben. Bisher sind keine der Beteiligten in ihre Heimat zurückgegangen und möchten das Atelier auch weiterhin besuchen.
Wie geht es mit dem Quassel-Atelier weiter?
Eine Förderung des Projekts erhielt der CJD über die Organisation „Aktion Mensch“, die bis dieses Jahr im März reichte. Nun sucht die Projektleiterin Veloz Duran nach anderen Finanzierungsmöglichkeiten: „Wir haben noch einen Puffer von circa einem Monat, danach möchten wir das Projekt durch Spenden am Leben erhalten.“ Ob dies funktioniere, sei noch unklar. Aber sie hofft darauf. Das „Quassel-Atelier“ habe einen solchen Anklang gefunden, dass sogar die Eltern der Kinder nun einen eigenen Kunstkurs bei der ukrainischen Künstlerin besuchen. Das Angebot für die Kinder besteht nach wie vor dienstags und donnerstags von 16 bis 18 Uhr und für die Erwachsenen jeden Samstag zu unterschiedlichen Uhrzeiten.