Wlan-Hotspots in Bonn Länger kostenlos surfen

BONN · Die Stadt Bonn hat ihr Angebot an Wlan-Hotspots erweitert. Ein Grund ist, dass die Nutzung dieser Hotspots in den vergangenen Monaten stark gestiegen ist.

 WLan-Hotspots: Melanie Widmann und Fabian Rödder testen das Netz am Alten Rathaus.

WLan-Hotspots: Melanie Widmann und Fabian Rödder testen das Netz am Alten Rathaus.

Foto: Nicolas Ottersbach

Peter Izyzki sitzt in einer der hintersten Ecken des Stadthauses auf dem Boden. Hinter ihm eines der großen Glas-Schaufenster im Erdgeschoss, vor ihm zwei gelbe Trennwände. Immer wieder gucken Passanten herein, sind neugierig. „Trotzdem bin ich hier ungestört, denn keiner traut sich, mich anzusprechen“, erzählt der Obdachlose. Warum er dort sitzt? An dieser Stelle hat er guten Wlan-Empfang und eine Steckdose, an der er sein Handy aufladen kann. Beides kostenlos.

Seit Kurzem hat die Stadtverwaltung ihre eigenen Wlan-Hotspots umgerüstet und bietet nun an 50 zusätzlichen Orten begrenztes Surfen an. Denn nach einer Stunde pro Tag und Gerät ist Schluss, manche Hotspots stoppen sogar schon nach einer halben Stunde. Das liegt laut Stadt an einer technischen Testphase, die nun abgeschlossen wurde. In den kommenden Wochen soll das Angebot überall auf drei Stunden ausgeweitet werden. Bis dahin könne es noch zu Störungen kommen.

Wie die aussehen, erlebt das Pärchen Melanie Widmann und Fabian Rödder, als die beiden sich vor dem Alten Rathaus einloggen wollen. Zwar empfangen sie das Wlan „Telekom“ schon in der Mitte des Marktplatzes, über die Anmeldeseite, die automatisch erscheint, wenn sie den Browser öffnen, kommen sie aber nicht hinaus. Sie müssen keinen Nutzernamen oder ein Passwort eingeben, sondern nur auf „Online gehen“ klicken. Doch dann scheint die Anmeldeseite eingefroren zu sein, für knapp drei Minuten. Beim zweiten Versuch dasselbe Spiel. Beim dritten Mal klappt es.

Schon seit zwei Jahren gibt es durch die Zusammenarbeit der Bonner Stadtverwaltung und der Telekom rund 150 Hotspots, allein ein Drittel davon in der Innenstadt. Das sorgt dafür, dass die Verbindung selbst dann nicht abbricht, wenn man vom Münsterplatz zum Bottlerplatz spaziert. Doch die Funkwellen werden manchmal durch Gebäude eingeschränkt. Die 50 städtischen Hotspots, die nun hinzugekommen sind, befinden sich im Alten Rathaus, im Stadthaus im Bereich der Bürgerdienste und der Sitzungsräume, in den Rathäusern in Beuel, Bad Godesberg und Hardtberg, im Haus der Bildung (VHS und Stadtbibliothek) sowie in den Bezirksbibliotheken und Dottendorf, Tannenbusch, Beuel und Bad Godesberg. Auch die Bonn-Information wurde ausgerüstet.

Die kostenlosen Hotspots kommen gut an. „Das Angebot wird ständig genutzt“, sagt Marc Hoffmann vom städtischen Presseamt. Das zeigen auch die Statistiken. Im Dezember wurde insgesamt 88 000, im Januar 192 000 und im Februar rund 212 000 Minuten gesurft. An Karneval gab es 150 Nutzer täglich, die durchschnittlich 45 Minuten lang im Wlan blieben.

Am Alten Rathaus spielt Melanie Widmann ein Video auf Youtube ab. Es lädt schnell, selbst in hoher HD-Auflösung. „Das ist schon eine gute Sache, wenn man so schnell und kostenlos surfen kann“, sagt sie. Sie kennt das aus anderen Ländern. In den Niederlanden und den USA sind diese Wlan-Hotspots üblich, in Deutschland bisher noch nicht. Meist sind es rechtliche Unsicherheiten, die Kommunen und private Betreiber daran hindern, ein offenes Wlan zur Verfügung zu stellen. Wer es wagt, riskiert teure Abmahnungen. In anderen Ländern sind die Regelungen, die in Deutschland auf der Angst vor Cyberkriminalität fußen, lockerer. Die Bonner Stadtverwaltung umgeht diese Problematik durch die Unterstützung der Telekom. Denn für sogenannte Provider, was die Telekom ist, gibt es Ausnahmeregelungen.

Zurück im Stadthaus. Hier kommt Peter Izyzki oft hin, um mit einem Freund in Frankfurt zu chatten. Für teures Datenvolumen auf seiner Sim-Karte fehlt ihm das Geld. Das macht ihn erfinderisch, er hat schon viele Stellen auf den Empfang getestet. „Es gibt da einige Unterschiede“, sagt er. Dass die Hotspots ursprünglich für die Ratsarbeit gedacht gewesen seien, merke man auch heute noch. Rund um den Ratsaal, wo die Politiker surfen, ist die Verbindung ausgezeichnet. Im Foyer dagegen schlecht. Nachgebessert wurde bei den Bürgerdiensten: Wer hier im Wartebereich sitzt, kann mit gutem Empfang surfen – sofern er innerhalb einer Stunde drangenommen wird.

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