Partyschiff in Bonn Lärmdiskussion in Bonn geht weiter

BONN · Der Streit um Lärm in Bonn ist um eine Episode reicher: Bei der After-Job-Party am Donnerstagabend auf dem Eventschiff MS Rheinenergie musste um 22 Uhr die Musik auf dem Oberdeck abgedreht werden - eine ganze Stunde früher als geplant.

Der Schiffsbetreiber reagierte damit auf Beschwerden von Anliegern am Ufer, die es im Vorfeld gab. Die Bootsfahrt endete für die 1650 Gäste an Bord dadurch früher als geplant.

Partyveranstalter Rico Fenoglio hatte um 19 Uhr, als an diesem lauen Sommerabend gerade die ersten Gäste auf den Katamaran strömten, einen Anruf bekommen. Am anderen Ende ein Mitarbeiter der Köln-Düsseldorfer-Rheinschifffahrt AG, der ihn darüber informierte, was der Vorstand entschieden hatte: Ab 22 Uhr keine Musik mehr auf dem Oberdeck. Basta.

Fenoglio entschloss sich daraufhin, die Tour auf dem Rhein früher zu beenden und eher wieder anzulegen. "Ohne Musik hätte es nicht viel Sinn gemacht weiterzufahren", sagte er und berichtete. "Einige Gäste waren verärgert, manche tanzten aber auch unten weiter."

Hat die Köln-Düsseldorfer im Vorfeld konkrete Beschwerden gegen diese Veranstaltung gehabt oder war das lediglich vorauseilender Gehorsam im Zuge der aktuellen Lärmdebatte um Kunst!Rasen und Klangwelle? Der neue KD-Geschäftsführer Achim Schloemer war gestern für den GA nicht zu sprechen, aber Pressesprecherin Nicole Becker meinte: "Das Thema beschäftigt uns schon länger, weil es immer wieder Beschwerden in Bonn gab."

Insofern sei die Entscheidung prophylaktisch gewesen. "Das ist auch für uns unerfreulich", sagte Becker. Das Unternehmen wolle an der Veranstaltung festhalten und sicherstellen, dass weiter auf dem Rhein gefeiert werden könne.

Trotzdem ist Partyveranstalter Fenoglio, mit dem es am Montag ein Gespräch darüber geben soll, enttäuscht. "Eine massive Lärmstörung findet durch uns nicht statt", sagt er. "Wir haben immer schon um 22 Uhr die Musik an Deck leiser gedreht und Dezibelbegrenzer im Mischpult eingebaut." Die Party auf dem Rhein sei nicht mit einem Konzert vergleichbar.

Fenoglio fühlt sich außerdem in Sippenhaft genommen, wenn er hinzufügt: "Auf unseren Partys herrscht keine Lautstärke wie auf einem Technoschiff oder einem Abiball, wo die Kids sich mit 110 Dezibel beschallen." Diese After-Job-Partys auf dem Rhein gibt es seit elf Jahren, die Veranstaltung am Donnerstag war wegen der riesigen Nachfrage zusätzlich ins Programm genommen worden. 20,80 Euro Eintritt musste jeder Gast dafür bezahlen.

Für Fenoglio ist das Musik-Aus von Donnerstag eine ganz neue Erfahrung. "So etwas haben wir bisher nicht gehabt", sagt er. Wenn die KD davon spreche, es habe mehrfach Probleme mit Anwohnern und Ordnungsamt gegeben, entgegnet er: "In den ganzen Jahren hat es gegen uns als Veranstalter bis heute keine einzige Anzeige wegen Ruhestörung gegeben." Von den 150 Veranstaltungen auf dem Rhein seien 120 lauter als jede seiner Partys. "Aber jetzt werden alle über einen Kamm geschoren."

Die Stadt Bonn teilte mit, beim Stadtordnungsdienst sei um 20.45 Uhr eine Beschwerde über laute Musik von dieser Veranstaltung eingegangen. "Da das Schiff in dieser Zeit auf dem Wasser unterwegs war, wurde nichts unternommen", sagte eine Sprecherin.

Mit dem Beschwerdeführer sei vereinbart worden, dass er sich wieder meldet, wenn das Schiff anlege und dann noch immer laute Musik zu hören sei. "Danach gab es keine Beschwerden mehr." Der Veranstalter, also Fenoglio, sei nicht angerufen worden.

Dass jetzt auch Partyschiffe dran sind und um ihre Zukunft fürchten, passt in die Diskussion über Lärm in Bonn, über Klangwelle und Kunst!Rasen, gegen den es zwei neue Klagen gibt (der GA berichtete).

Die beiden Kläger, die jetzt gegen das Konzertgelände in der Gronau vorgehen, fordern eine Aufhebung der Baugenehmigung.

Stadtsprecherin Monika Hörig sagte für die Stadt Bonn als Beklagte: "Wir sind natürlich davon überzeugt, dass die Genehmigung nach Recht und Gesetz erteilt wurde und damit auch gerichtsfest ist." Die Stadt habe jetzt sechs Wochen Zeit, um auf die Klagen zu antworten.

Eine klare Position zu der Lärmproblematik in Bonn äußerte Peter Ruhenstroth-Bauer. Der Oberbürgermeister-Kandidat der SPD forderte die Stadt auf, den Klägern vor Gericht die Stirn zu bieten, ein Verbot der Kunst!Rasen-Veranstaltungen zu verhindern und nicht jedem "Lärm-Motzki" nachzugeben. "Wir müssen dann eben riskieren, auch mal verklagt zu werden", findet er. "Es darf nicht sein, dass das Leben in Bonn von Prozesshanseln gestaltet wird."

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