Immissionsschutz in Bonn Lärmerlass kommt im Frühjahr

Bonn · SPD-Landtagsabgeordnete Renate Hendricks fordert eine Debatte um Freiluftveranstaltungen. Sie will mit der Novellierung des NRW-Freizeitlärmerlasses eine öffentliche Diskussion in Gang setzen, um die seit drei Jahren in Bonn laufende, teils heftig geführte Debatte auf eine sachliche Grundlage zu stellen.

 Da bezauberte sie noch in Bonn: Die Klangwelle im Jahr 2013 auf dem Münsterplatz.

Da bezauberte sie noch in Bonn: Die Klangwelle im Jahr 2013 auf dem Münsterplatz.

Foto: v. Arnim

Die Novellierung des nordrhein-westfälischen Freizeitlärmerlasses kommt – und zwar noch in diesem Frühjahr. Davon ist Renate Hendricks überzeugt. Die Bonner SPD-Landtagsabgeordnete ist sicher, dass die bisherige Regelung „dem Anspruch von Bonn als weltoffene und lebendige Stadt nicht genügt“.

Es sei dringend nötig, mit der Novellierung eine öffentliche Diskussion in Gang zu setzen, um die seit drei Jahren laufende Debatte auf eine sachliche Grundlage zu stellen. Insofern versteht Hendricks ihre Einladung zur Informations- und Diskussionsveranstaltung am Freitagabend im Haus der Industrie- und Handelskammer als Dialogauftakt.

Die Frage „Lautes Bonn? Lassen sich Immissionsschutz und Veranstaltungen vereinbaren?“ beantwortete Diana Hein, Ministerialdirektorin im NRW-Umweltministerium, mit: „Ja, unter bestimmten Randbedingungen.“

Natürlich müsse es in einer lebendigen Innenstadt Raum für Begegnungen geben, andererseits sei es ja auch erklärtes Ziel, mehr Menschen zum Wohnen in die Innenstädte zu holen. Und dabei gelte es, die unterschiedlichen Interessen, also den Wunsch nach gesellschaftlichen Freizeitaktivitäten und das Bedürfnis nach Ruhe, auszugleichen.

360 Open-Air-Veranstaltungen in Bonn im vergangenen Jahr

Oberbürgermeister Ashok Sridharan betonte zwar seinen Wunsch, die Innenstadt mehr zu beleben, und er könne sich auch mehr Konzerte in der Rheinaue vorstellen. Allerdings wies er mit der Aufzählung vieler Veranstaltungen auch darauf hin, dass „in Bonn was los ist“.

Immerhin habe es im vergangenen Jahr 360 Veranstaltungen unter freiem Himmel gegeben: vom Straßenfest über die Kunst!Rasen-Konzerte bis zu Pützchens Markt. Eine Anhebung der Zahl von seltenen Ereignissen würde helfen, mehr Veranstaltungen zu genehmigen.

Kommt die Klangwelle zurück nach Bonn?

Hans-Joachim Fandel betonte, er würde mit seinem Musik-Licht-Wasser-Spektakel Klangwelle gerne wieder von Bad Neuenahr nach Bonn zurückkehren, wenn es die Möglichkeit gäbe. Allerdings wünschte er sich auch „mehr Rückgrat bei der Stadt“. Sie hätte es in der Vergangenheit auf ein gerichtliches Verfahren ankommen lassen und nicht wegen zwei Beschwerden „einknicken“ sollen.

Viele Veranstalter, die unter den rund 50 Besuchern waren, stimmten Fandel zu, dass sie Planungssicherheit bräuchten. Fandel: „Es kann nicht sein, dass wir privates Geld in die Hand nehmen, das ganze wirtschaftliche Risiko tragen, mehr Traffic nach Bonn holen, aber nicht auf drei Jahre hinaus planen können.“ Das erschwere die Gespräche mit wichtigen Sponsoren.

Vorschlag für Veranstaltungsleitfaden

So sah es auch Martin J. Nötzel, der mit Ernst Ludwig Hartz die Kunst!Rasen-Reihe in der Gronau veranstaltet. Allein der Lärmschutz habe sie in der Vergangenheit rund 250.000 Euro gekostet, sagte er. Vieles hänge nicht nur mit der unsicheren Situation an dem Standort zusammen, sondern auch damit, dass es keine Infrastruktur gebe. Bonn brauche eine ausgewiesene Open-Air-Fläche.

Der Rock- und Pop-Beauftragte der Stadt, Hans-Joachim Over, sagte, man müsse einen Leitfaden erarbeiten, der darlege, wie Veranstaltungen mit einem „öffentlichen Interesse“ bewertet werden könnten.

IHK-Hauptgeschäftsführer Hubertus Hille und Einzelhandelsvertreterin Maike Reinhardt stellten die wirtschaftliche Bedeutung von Veranstaltungen in der Innenstadt heraus. Hille begrüßte den Vorschlag Overs, eine Handreichung für Veranstalter auf den Weg zu bringen.

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