Südstadt: Ermekeilkaserne Land will Notunterkunft für Flüchtlinge einrichten

BONN · Auf 133 Jahre Militärgeschichte schaut die Ermekeilkaserne in der Südstadt zurück. Von 1955 bis zum Sommer 2013 nutzte die Bundeswehr die Gebäude und das gut 25 000 Quadratmeter große Areal. Jetzt soll in den von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) verwalteten Kasernen eine Notunterkunft des Landes für Flüchtlinge entstehen.

"Die Bezirksregierung Köln hat uns mitgeteilt, dass das Land beabsichtigt, in der Ermekeilkaserne eine Notunterkunft einzurichten. Wir gehen davon aus, dass die Flüchtlinge in dieser Notunterkunft auf unser Kontingent angerechnet werden", sagte Vize-Stadtsprecher Marc Hoffmann.

Eigentlich hatte die Stadt Bonn geplant, das Gelände für die Errichtung eines weiteren Flüchtlingsheims in Containerbauweise für rund 80 Personen zu nutzen. Die Bima hatte ihr das Areal für diesen Zweck aufgrund eines Beschlusses des Haushaltsausschusses des Bundestags sogar kostenfrei zur Verfügung gestellt. Die Kosten für die Container in Höhe von 2,4 Millionen Euro müsste die Stadt selbst tragen. Doch diese Pläne hat die Stadt Hoffmann zufolge jetzt auf Eis gelegt.

Die nun vom Land geplante Notunterkunft soll nach Angaben von Bodo Klein, Pressesprecher der Bezirksregierung Köln, zur Aufnahme von Flüchtlingen dienen, die keinen Platz in einer der Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes oder in der im vorigen Dezember eröffneten, zu den Erstaufnahmeeinrichtungen gehörenden Zwischenunterkunft im einstigen Landesvermessungsamt in Muffendorf finden. Allerdings ist laut Klein für die Planung in der Ermekeilkaserne das letzte Wort noch nicht gesprochen. "Es ist Mitte März zunächst noch eine Ortsbegehung geplant."

Anders als in Muffendorf, wo die Zuständigkeit bei der Bezirksregierung Arnsberg liegt, sei für die potenzielle Unterkunft in der Südstadt "aufgrund der Erlasslage" die Kölner Regierungspräsidentin zuständig. Deshalb habe man auch Kontakt zum hiesigen Deutschen Roten Kreuz (DRK) aufgenommen, das als mögliche Betreiberin der Notunterkunft in der Ermekeilkaserne in Frage komme. An dem Standort könnten 60 bis 150 Flüchtlinge vorübergehend untergebracht und von dort auf die Kommunen verteilt werden. Wann die Unterkunft in Betrieb genommen werden könnte, stehe noch nicht fest.

"Das DRK Rheinland hat dem Land signalisiert, den Betrieb übernehmen zu wollen", sagte Georg Fenninger, Vorsitzender des DRK-Kreisverbands Bonn. Auch wollten die Mitglieder seines Kreisverbands sich dort gerne dauerhaft in Zusammenarbeit mit den örtlichen Initiativen und Kirchengemeinden ehrenamtlich engagieren, sagte er. Als CDU-Ratsherr begrüße er die Landeslösung sehr, da sie die Stadt finanziell erheblich entlasten würde.

Das sehen auch Vertreter der Koalitionspartner FDP und Grüne so. "Das Gelände ist ja sowieso für Flüchtlinge vorgesehen. Wenn das Land dort jetzt aktiv wird, ist das für die Stadt Bonn umso besser", sagte FDP-Ratsfraktionschef Werner Hümmrich. Tom Schmidt (Grüne) betrachtet es als "großen Fortschritt", wenn das Land die Gebäude als Notunterkunft nutzt. "Eine Containerlösung wäre für uns ohnehin nur die absolute Notlösung gewesen", sagte er.

Die Ermekeilkaserne

Die Idee, die Ermekeilkaserne als Standort zur vorübergehenden Unterbringung von Flüchtlingen zu nutzen, kam schon schnell nach dem Auszug der Bundeswehr im Juni 2013 auf den Tisch. Dem Presseamt zufolge sind zurzeit 853 Flüchtlinge in städtischer Obhut und vor allem in städtischen Heime untergebracht.

Für das Jahr 2014 geht die Stadt für die Flüchtlingsunterbringung von Kosten in Höhe von 10,57 Millionen Euro aus bei einem Landeszuschuss von etwa 1,8 Millionen Euro. Langfristig soll die Ermekeilkaserne, für die die Stadt ein Vorkaufsrecht besitzt, zivil genutzt und als Wohnquartier entwickelt werden. Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) ermittelt als Eigentümerinder Liegenschaft zurzeit den Kaufpreis. Der Stadtrat hat darüberhinaus bereits die Aufstellung eines Bebauungsplans beschlossen.

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