Ergebnisse der NRW-Landtagswahl Knappes Rennen um die Direktmandate in Bonn

Interaktiv | Bonn · Die Bonner CDU-Abgeordneten Christos Katzidis und Guido Déus haben zum zweiten Mal beide Wahlkreise geholt. Drei weitere Bonner Direktkandidaten ziehen über die Liste ein. Eine Übersicht über die Ergebnisse.

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Foto: Benjamin Westhoff

Freude bei CDU und Grünen, Ernüchterung bei der SPD, Katzenjammer bei der FDP: Während die Grünen-Kandidaten Tim Achtermeyer und Julia Höller schon kurz nach 18 Uhr aufgrund des guten Wahlergebnisses ihrer Partei landesweit mit ihren Listenplätzen sicher ein Mandat im NRW-Landtag haben, müssen ihre beiden Mitbewerber aus der CDU, Guido Déus (Wahlkreis I, Bonner Norden und Beuel) und Christos Katzidis (Wahlkreis II, Bonner Süden, Bad Godesberg und Hardtberg), bis zum Ende der Auszählung bangen. Erst um 22.40 Uhr steht fest: Beide haben den direkten Einzug ins Landesparlament geschafft.

Zu dem Zeitpunkt hat der Röttgener Liberale und FDP-Spitzenkandidat in NRW, Familienminister Joachim Stamp, bereits in der Landeshauptstadt vor laufenden Kameras eine „bittere Niederlage“ seiner Partei eingeräumt. Persönlich erzielt Stamp in seinem Wahlkreis Bonn II fast neun Prozent Erststimmen und deutlich mehr als sieben Prozent Zweitstimmen und damit ein besseres Ergebnis als die FDP im Land. Er zieht über den Listenplatz 1 auf jeden Fall ins neue Landesparlament ein.

Um 18.36 Uhr trudelt das erste Ergebnis für die Bundesstadt Bonn aus dem Stimmbezirk Neu-Tannenbusch ein. Schnell zeichnet sich bei den Erststimmen ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen den CDU- und Grünen-Kandidaten in beiden Wahlkreisen ab, bei dem die beiden amtierenden Abgeordneten die Nase vorne haben. Im Laufe des Abends schmilzt der Vorsprung allerdings. Während die Christdemokraten auf der MS-Beethoven schon einmal den Sieg von Ministerpräsident Hendrik Wüst und der Partei nach den ersten Hochrechnungen begießen, warten Katzidis im Stadthaus und Déus im Rathaus sichtlich angespannt auf das Endergebnis.

Landtagswahl NRW 2022: Knappes Rennen um die Direktmandate in Bonn​
Foto: GA

Knappes Rennen zwischen Déus und Achtermeyer

Beide sind die erste Legislaturperiode im Landtag gewesen, aber wie bei der Wahl 2017 nicht über die Liste abgesichert. Erst als der letzte Stimmbezirk ausgezählt ist, fällt bei ihnen die Anspannung ab. Déus liegt am Ende weniger als 700 Stimmen vor Achtermeyer. Etwas deutlicher der Abstand von Katzidis vor Höller. „Es ist ein denkbar knappes Rennen gewesen. Ich fühle mich an die Wahl von 2017 erinnert“, sagt Déus erleichtert. Damals gewann er mit gut 1000 Stimmen Vorsprung.

Groß die Freude auch bei Katzidis. „Es zeigt sich, dass der Trend in den großen Städten weiter Richtung Grün geht“, sagt Katzidis. Auch wenn die Spitzenkandidaten der Parteien jetzt ausloten müssten, welche Koalition im Land gebildet werde, so würde sich seiner Ansicht nach aufgrund der Ergebnisse Schwarz-Grün anbieten. „Die Frage ist, ob die Grünen auch dazu bereit sind“, so Katzidis.

Von Anfang an entspannt zeigen sich Höller und Achtermeyer, die nur kurz im Pressezentrum im Stadthaus vorbeischauen, um dann wieder ins „Eutopia“ an der Wilhelmstraße zurückkehren, wo sie mit den Parteifreunden feiern. Höller: „Wir sind völlig überwältigt vom großartigen Wahlergebnis landesweit.“ Auch über das gesamte Bonner Ergebnis, bei dem die Grünen jetzt bei den Zweitstimmen im Gegensatz zur Landtagswahl vor fünf Jahren nach der CDU klar den zweiten Platz einnehmen, freue sie sich „riesig“. Das sei eine Bestätigung für unsere Politik, sagt Höller. Tim Achtermeyer gratuliert Déus für den knappen Sieg: „Ich freue mich über das beste Wahlergebnis der Grünen in NRW und bin auch persönlich sehr zufrieden mit dem Ergebnis in meinem Wahlkreis.“

Bonn: SPD liegt abgeschlagen auf Platz drei

Die SPD, die bei früheren Landtagswahlen mit Bernhard „Felix“ von Grünberg und Renate Hendricks schon beide Bonner Wahlkreise direkt gewonnen hat, liegt abgeschlagen auf Platz drei. Magdalena Möhlenkamp und Gabriel Kunze von der SPD kommen am Abend ins Stadthaus. Beiden ist deutlich die Enttäuschung anzumerken. „Wir haben auf Sieg gesetzt. Das hat leider nicht geklappt“, sagt Möhlenkamp.

Kunze sagt, der Bonner Kreisverband müsse sich in den nächsten Tagen genauer damit befassen, was die Gründe dafür gewesen sind, dass das Rennen um die beiden Direktmandate von Beginn an zwischen CDU und Grünen stattfindet. „Man sieht, dass die Prognosen im Vorfeld nicht mehr so zutreffen, wie das früher vielleicht mal der Fall gewesen ist“, sagt er mit Blick auf den Landestrend seiner Partei. Die Chancen, dass Möhlenkamp über den Listenplatz 24 der SPD nach Düsseldorfer wechseln kann, sind gering.

Bis zum Abend weiß Franziska Müller-Rech (FDP) nicht, ob sie mit ihrem Platz 14 auf der Landesliste der Liberalen wieder im Landtag sein wird. Sie war bei der Wahl 2017 erstmals über die Liste ins Düsseldorfer Parlament eingezogen, als die FDP im Land 12,6 Prozent und in Bonn gar 16 Prozent an Zweitstimmen einfuhr. „Ich zittere bis zum Schluss“, sagt sie dem GA. Über das Ergebnis landesweit für ihre Partei sei sie „schockiert“. Das habe sie so nicht erwartet. Zu den Wahlverlierern gehören auch die Alternative für Deutschland (AfD) und die Linken. Beide schneiden in Bonn deutlich schlechter ab als bei den letzten Wahlen 2017.

Oberbürgermeisterin Katja Dörner, die bei dieser Landtagswahl als Wahlleiterin fungiert, macht keinen Hehl aus ihrer Freude über das gute Abschneiden ihrer Grünen-Partei im Land und über das noch bessere Ergebnis in Bonn. „Das zeigt, dass die Grünen ganz stabil vorne mitspielen“, sagt sie. Das sei Rückenwind für die Themen der Grünen. Auch fühle sie sich bestätigt in der aktuellen Politik in Bonn, wo das von der Ökopartei angeführte Ratsbündnis die Themen Klimaschutz und Verkehrswende ganz oben auf die Agenda gesetzt hat.

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