Bonner Theater Lange Schlangen beim Kostümverkauf

BONN · Schon vor der Eröffnung drängten sich die Menschen vor den Glastüren der Bonner Oper. Am Dienstagabend lud die Oper zum Kostümverkauf im Foyer. Punkt 18 Uhr knubbelte es sich rund um die Ständer mit rund 2500 Kleidungsstücken aus dem Fundus von Oper und Schauspiel.

 Ein senfgelber Gehrock oder eine neonblaue Lockenperücke: Suchende hatten beim Kostümverkauf die Auswahl aus 2500 Kleidungsstücken aus dem Fundus von Oper und Schauspiel.

Ein senfgelber Gehrock oder eine neonblaue Lockenperücke: Suchende hatten beim Kostümverkauf die Auswahl aus 2500 Kleidungsstücken aus dem Fundus von Oper und Schauspiel.

Foto: Horst Müller

"Bei rund 30 Premieren im Jahr brauchen wir Platz", sagte die Kostümdirektorin Adelheid Pohlheim, während sie an der Kasse das Preisschildchen von einer Samthose mit Goldmuster zupfte.

Die meisten Besucher waren Jecke, die nach einem außergewöhnlichen Karnevalsoutfit Ausschau hielten und sich bisweilen gleich darin präsentierten. So wie der Herr und die Dame mit einer geschäumten neonblauen Lockenperücke: "Jetzt brauch ich bloß noch was Knalliges für unten", sagte sie. Hinter ihr schlängelte sich ein Mann mit einem entspannten Lächeln durch die Menge, obwohl ihm der Stapel der möglichen Einkäufe bereits bis zum Kinn reichte.

Neidische Blicke folgten einer jungen Frau, die einen kunstvollen Unterbau für einen Reifrock zu einem Schnäppchenpreis ergattert hatte. Im Garderobenbereich, der als Umkleidekabine diente, drehte sich eine Frau in einem senfgelben Gehrock mit gleichfarbigen Fellbesätzen an Kragen und Ärmeln vor dem großen Spiegel. "Schickes Teil", meinte ihre Begleiterin.

Schon eine halbe Stunde nach Veranstaltungsbeginn reichte die Schlange vor den beiden Kassen einmal quer durchs Foyer. Dass in diesem Jahr zum ersten Mal die Maske mitmachte, erkannte man an den fantasievollen Kopfbedeckungen: einem Goldhelm, auf dem hinten eine antike Maske prangte, einem gruseligen Moränenkopf zum Aufsetzen oder Hüten aus bunten Lockenwicklern, die an die Aufsteckfrisuren der 50er Jahre erinnerten.

"Die sind aus „Cinderella“", sagte Adelheid Pohlmann. Sie kennt natürlich auch die Produktion, aus der der Talar stammt, der als nächstes über den Tisch ging: "Kleists 'Zerbrochener Krug'." Geblümtes, Bedrucktes, Gestreiftes, mit Perlen Besticktes wurde zu Preisen zwischen einem und 50 Euro gekauft - je bunter und ausgefallener, desto besser.

Kleider oder Blusen mit Spitze erfreuten sich, dem aktuellen Modetrend folgend, besonderer Beliebtheit. Kassenschlager waren allerdings die Papierkostüme aus dem Theaterstück "Die arabische Prinzessin". "Es gibt reine Fundus-Produktionen, andere nur mit eingekaufter Kleidung, und manchmal ist es gemischt", erläuterte Pohlmann: "Wir brauchen ja auch Vieles bei den Proben, bei denen die Schauspieler ähnliche Sachen tragen wie zu den Auftritten." So müssten sich Schauspielerinnen beispielsweise erst an eine Schleppe gewöhnen. "Und die Kollegen auch, damit sie nicht drauftreten."

Der nächste Kostümverkauf findet erst im nächsten Jahr statt. Wem das zu lange dauert, der sollte sich den Frühherbst vormerken: Beim Theaterfest zu Beginn der neuen Spielzeit sollen Kostüme versteigert werden. Der genaue Termin steht noch nicht fest.

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