Bahnübergang an der Lessingstraße Lange Warten vor der Schranke

BONN · Wer in der Bonner Südstadt morgens die Bahnstrecke queren muss, braucht viel Geduld. Wenn ein Zug nach dem anderen kommt, sind die Schranken mitunter 20 Minuten lang geschlossen.

 Vor allem morgens im Berufsverkehr müssen die Autofahrer und Passanten an der Lessingstraße viele Züge abwarten.

Vor allem morgens im Berufsverkehr müssen die Autofahrer und Passanten an der Lessingstraße viele Züge abwarten.

Foto: Barbara Frommann

Doch während sie an der Weberstraße manchmal hochgehen, bleibt die Lessingstraße ein paar Hundert Meter weiter gesperrt. Zum Ärger von Fußgängern, Rad- und Autofahrern, aber auch von Anwohner Cornelius Paxmann. Er gibt einem neuen Signal die Schuld, das erst vor ein paar Wochen aufgestellt wurde.

Die Deutsche Bahn (DB) habe über die Köpfe der Bonner und Parteien hinweg bauliche Fakten geschaffen, sagt Paxmann. Und nun müsse man mit dem Verkehrschaos leben. Da er täglich auf dem Weg zur Arbeit den Übergang Lessingstraße nutzt, "habe ich mich in 15 Jahren intensiv mit Bahntechnik und den Abteilungen dahinter beschäftigt". Sein persönlicher Rekord: Die Schranke blieb 30 Minuten und 13 Züge lang geschlossen.

Problem durch neues Signal

Zu der besonderen Situation der Lessingstraße kommt es, weil ein Signal für die aus Richtung Bad Godesberg kommenden Züge stillgelegt wurde - es steht heute noch kurz vor der Weberstraße. Ein neues wurde etwas weiter südlich errichtet. Das zeigt immer dann Rot, wenn im Bonner Hauptbahnhof noch ein Zug steht und so der nächste dahinter warten muss - vor der Weberstraße, sodass die Schranken dort und an der Königstraße hochgehen können.

Die Lessingstraße bleibt aber zu, während der Zug "im Kriechtempo aus Süden kommend auf die rote Ampel vor der Weberstraße zufährt, bis dieses grün schaltet oder rot bleibt", so Paxmann. Bei längeren Zügen stehe der letzte Waggon dann bis in den Bahnübergang. Und wenn dann der nächste schon anrollt, würden sich die Barrieren gar nicht mehr öffnen. Jetzt, nach den Herbstferien, seien die Züge wieder länger, so dass der Übergang wieder häufiger blockiert sei.

"Viele haben sich schon beschwert. Es geschieht aber nichts."

Studentin Julia Krause plant an der Lessingstraße morgens schon bis zu 20 Minuten Wartezeit ein, der Umweg über die Weberstraße ist ihr zu weit. Diesmal hat sie aber einen Tag erwischt, wo sich die Schranken alle fünf bis zehn Minuten für ein paar Sekunden öffnen. Wie Paxmann von der Bahn erfahren hat, liegt das auch an dem Wärter, der im Bonner Bahnhof Dienst tut. Der könne nämlich aus Köln kommende Züge ein paar Sekunden später losschicken, sodass sich die automatischen Schranken kurz öffnen können.

"Viele haben sich schon beschwert. Es geschieht aber nichts", sagt eine Passantin zu den langen Wartezeiten. "Ich verbringe so einiges an Lebenszeit hier", sagt ein Mann und nutzt das, wie viele andere, um E-Mails auf dem Smartphone abzurufen. Er habe sogar schon nachts um 1 Uhr an der Lessingstraße eine halbe Stunde lang ausharren müssen. Zum Glück gebe es eine Kneipe, in der man mal schnell ein Bier trinken könne.

Das sagt die Bahn:

Durch neue Zugverteilungen aus beiden Richtungen werden die Gleise im Bonner Hauptbahnhof nach DB-Angaben heute flexibler genutzt. Zum Beispiel halte die Ahrtalbahn bisweilen auf Gleis 2, um von dort wieder zurückzufahren. Aber auch Züge aus Köln, deren Endstation Bonn ist - ab Dezember sechsmal am Tag zusätzlich - können ab Gleis 2 wieder zurückfahren. Damit das alles funktioniere, habe die DB das Signal vor der Weberstraße in Richtung Süden versetzen müssen.

Einzelne Signale würden sich in die Quere kommen

Cornelius Paxmann hätte das neue Signal am liebsten südlich der Lessingstraße gehabt. Dann könnten an allen drei Bahnübergängen die Schranken oben sein. Doch die Bahn winkt ab: Das würde eine Kette von Reaktionen auslösen, sagt Sprecher Dirk Pohlmann. Gerade auch im Hinblick auf den geplanten Haltepunkt "UN-Campus" kämen sich die einzelnen Signale auf der Strecke in die Quere, was in der Konsequenz in Richtung Bad Godesberg noch länger geschlossene Bahnübergänge bedeuten würde.

"Zwischen zwei Signale passt immer nur ein Zug", sagt Pohlmann. Auf Nachfrage teilt er mit, dass Mitte 2016 mit dem Bau der Station UN-Campus begonnen werde. Dort sollen mit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2017 erstmals Züge halten.

Zahlreiche Autofahrer, die aus Richtung Adenauerallee über die Weberstraße kommen, müssen an der roten Ampel vor dem Bahnübergang warten - auch wenn sie nur in die Kaiserstraße rechts in Richtung Innenstadt abbiegen wollen. Ein grüner Pfeil könnte dort vielleicht für mehr Verkehrsfluss sorgen. Daniel Kassner von der Straßenverkehrslenkung der Stadt sieht allerdings keine Vorteile, da es "dort keine separate Rechtsabbiegespur gibt und der Verkehr überwiegend geradeaus fährt". Wegen des Eckhauses seien aber auch querende Fußgänger nur schwer zu sehen.

"Manchmal ist es halt technisch und rechtlich nicht so einfach, wie Bürger es sich zunächst vorstellen", sagt Rolf Beu, Grünen-Ratsherr und Landtagsabgeordneter. Die Anlage einer Autounterführung etwa sei baulich nicht möglich.

Und auch die Notwendigkeit der von der DB vorgesehenen Signalteilung zur Leistungssteigerung der Bahnsteige im Bonner Hauptbahnhof ist seiner Meinung nach unstrittig.

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