Ampelschaltung am Hauptbahnhof Langes Warten auf das grüne Männchen

Bonn · Die Stadtverwaltung will die Schaltung der Fußgängerampel am Bahnhof verbessern, um die ungewöhnlich lange Wartezeit für Passanten zu verkürzen.

An den Fußgängerampeln vor dem Bonner Hauptbahnhof warten Fußgänger oft länger als an anderen Ampelanlagen, weil dort der ÖPNV Vorrang hat.

An den Fußgängerampeln vor dem Bonner Hauptbahnhof warten Fußgänger oft länger als an anderen Ampelanlagen, weil dort der ÖPNV Vorrang hat.

Foto: Verena Düren

Morgens, halb zehn vor dem Bonner Hauptbahnhof: Es herrscht reges Hin und Her zwischen Busbahnhof, Straßenbahnhaltestellen und den Gleisen des Hauptbahnhofs – gebremst vor allem durch die Fußgängerampel an der Einmündung der Maximilianstraße. Hier wartet man trotz Betätigung des Tasters gerne mal anderthalb Minuten auf das grüne Ampelmännchen.

In der Zeit kann dann gegebenenfalls schon mal eine Bahn wegfahren. Hinter den für die Fußgänger ungünstigen Ampelphasen steckt eine Schaltung zugunsten des ÖPNV: „Die Ampelanlagen am Hauptbahnhof verfügen über eine ÖPNV-Beschleunigung. Sie funktionieren grundsätzlich so, dass Busse und Bahnen, die vom Zentralen Omnibusbahnhof kommen und die Ampelanlage an der Einmündung Maximilianstraße passiert haben, auch an der Anlage vor dem Hauptportal des Bahnhofs Grün erhalten“, so Stadtwerke-Sprecherin Silke Elbern.

Die Stadtverwaltung möchte nun versuchen, durch Änderungen in den Softwareparametern die Wartezeiten für die Fußgänger zu verkürzen, allerdings so, dass die Beschleunigung des ÖPNV nicht allzu sehr davon tangiert wird. „Würde das Tiefbauamt eine Verlängerung für die Fußgänger umsetzen, würde die Zeit, in denen die Busse und Bahnen Rot haben, entsprechend verlängert. Es käme automatisch zu Verspätungen. An dieser Stelle wären 25 Bus- und Bahnlinien betroffen. Gehen wir einmal davon aus, dass diese Linien bei jeder Fahrt fünf Sekunden Verspätung einfahren, summiert sich das auf rund 1000 Stunden Verspätung pro Jahr“, erläutert Elbern.

Die Stadtwerke sehen eine mögliche Verlängerung der Grünphasen für Fußgänger beziehungsweise Verkürzung der Rotphasen also eher skeptisch – zumal bei ihnen auch keine Beschwerden seitens der Bonnerinnen und Bonner eingegangen seien.

Spricht man mit den Fußgängerinnen und Fußgängern vor Ort, so ist diesen in der Regel gar nicht bewusst, dass die Ampelschaltung an dieser Stelle für ungewöhnlich lange Rotphasen sorgt. „Ich wohne seit 37 Jahren in Bonn, aber mir ist es bis heute nicht aufgefallen“, so eine Passantin im Gespräch mit dem GA. Ungeduld und Verärgerung machen sich eher situationsbedingt breit, wenn man beispielsweise auf der anderen Seite die gewünschte Straßenbahn entdeckt. Auf eine ungünstige Ampelschaltung führt dies an dem Morgen indes niemand zurück.

Lediglich eine Passantin, die nur gelegentlich in Bonn ist, hat die vergleichsweise längere Wartezeit bemerkt und bemängelt außerdem, an dieser Stelle den Taster der Ampel betätigen zu müssen: „Das macht doch eigentlich heute niemand mehr. An einer solchen Stelle würde ich erwarten, dass man einen normalen Umlauf hat – unabhängig davon, ob der Taster betätigt wird oder nicht.“

Laut den Stadtwerken würde diese automatische Schaltung, die unabhängig ist vom wirklichen Bedarf, erneut den ÖPNV verlangsamen, auch dann, wenn keine Fußgänger da sind.

Morgens um halb zehn vor dem Hauptbahnhof lösen manche Passanten die Problematik auf ihre Weise: Nach mehrfachem Draufhauen auf den Taster läuft man notfalls auch bei Rot über die Straße, um Bus oder Bahn nicht zu verpassen.

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