Zero Hunger Run in Bonn Laufen gegen das menschengemachte Elend

Bonn · Mehr als 1700 Personen liefen beim Zero Hunger Run der Welthungerhilfe in den Rheinauen mit und unterstützen so Menschen in Ostafrika, die unter einer starken Dürre leiden.

 Massenstart: Gut 800 Personen laufen die Fünf-Kilometer-Strecke beim Zero Hunger Run in den Rheinauen.

Massenstart: Gut 800 Personen laufen die Fünf-Kilometer-Strecke beim Zero Hunger Run in den Rheinauen.

Foto: Stefan Knopp

Im Osten von Afrika war Schauspieler Simon Böer noch nicht. Aber der gebürtige Bonner hat vor, für die Welthungerhilfe demnächst dort hinzufahren, um Brunnen zu bauen und die Aufmerksamkeit noch mehr auf Dürre, Hunger und Elend zu richten, die der Klimawandel dort ausgelöst hat. Am Sonntag beteiligte er sich, als langjähriger Botschafter der Organisation, am Zero Hunger Run in den Rheinauen.

Man hatte befürchtet, dass die Spendenbereitschaft der Deutschen angesichts steigender Kosten in vielen Bereichen abnehmen würde, sagte Marketing-Vorständin Susanne Fotiadis von der Welthungerhilfe. Aber diese Sorge erwies sich als unbegründet. Mehr als 1700 Menschen liefen mit, davon 800 beim Fünf-Kilometer-Lauf, der Rest lief zehn Kilometer oder die 2,5-Kilometer-Staffel. Außerdem gab es eine „Promi-Staffel“, an der sich neben Böer auch Mitglieder der Band Kasalla und die Bonner Influencer-Zwillinge Leonie und Sophie Klassen beteiligten. Die sind gute Multiplikatoren für die gute Sache: Als Lesotwins erreichen sie über TikTok und Instagram gut 2,5 Millionen Follower. Sie fühlten sich geehrt, als die Welthungerhilfe sie für die Teilnahme am Run anfragte. „Wir finden es cool, lokale Sachen zu unterstützen“, sagten sie. Sie hätten sich mit dem Zweck des Spendenlaufs intensiv beschäftigt und dann zugestimmt. Und vielleicht kommt auch ein Film für ihre Social-Media-Kanäle zustande.

Die letzten Schritte vor der Hochzeit

Die Stimmung war gut, alle freuten sich darauf, an der frischen Luft Gutes für Ostafrika und für die eigene Gesundheit zu tun. Sarah-Lorraine und Roman traten als „Team RoSa“ an – er mit Zylinder, sie mit Schleier. „Wir heiraten nächstes Wochenende und machen den Lauf mit als letzte Schritte vor der Hochzeit“, erklärten sie. Beim Zero Hunger Run machen sie schon länger mit. „Es ist ja eine einfache Möglichkeit zu spenden, und es macht Spaß“, sagte Sarah-Lorraine.

Rebekka und Franz-Josef traten als Tandem an: Sie ist sehbehindert, er hat eine Ausbildung zum Blindenguide gemacht. Es war die erste Zusammenarbeit der beiden, die mit einem kurzen Gummiband verbunden liefen. Der Kampf gegen den Hunger sei „etwas, das man wirklich unterstützen kann“, meinte er. Für sie war der Zero Hunger Run auch eine Übung für den Köln-Marathon am nächsten Wochenende.

Mehrere größere Gruppen traten an, darunter 24 Läufer der Bonner Caritas. Auch mehrere Schulen beteiligten sich, so auch das Päda in Bad Godesberg. Die Sechstklässlerinnen Lilja, Clara und Laura (alle 11) machten beim Staffellauf mit. „Mein Vater hat mir erklärt, dass man hier etwas spendet für die Leute, die kein Essen haben“, sagte Clara. Das war für alle ein guter Antrieb mitzumachen – eine Pflichtveranstaltung war das ja nicht.

Zu Beginn wurde im Sinne der weltweiten „Flip the script“-Aktion mit Oberbürgermeisterin Katja Dörner ein Banner, auf dem „Hunger“ stand, umgedreht, sodass „Zero Hunger“ zu lesen war. „Hunger ist menschengemacht“, sagte Fotiadis. „Das heißt auch, dass der Hunger vom Menschen beendet werden kann.“ Ein Stück weit habe man ja im Sommer auch hierzulande erlebt, was Dürre bedeutet: trockene Böden, schlechte Ernten, niedrige Pegelstände in Flüssen und das Rationieren von Wasser. „Diese Erfahrung bringt es den Menschen näher.“

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