Studentenprojekt in Bonn Lebenslinien von Senioren auf der Spur

BONN · Was verbinden Menschen mit dem Begriff Heimat? "Das Poppelsdorfer Schloss", sagt eine Bewohnerin des Seniorenheims Josefshöhe. Sie sei in einem Haus gleich nebenan aufgewachsen.

 Maria Pappelt gestaltet die Lebenslinien der Senioren mit einer Zeitleiste und zur Geschichte passenden Symbolen.

Maria Pappelt gestaltet die Lebenslinien der Senioren mit einer Zeitleiste und zur Geschichte passenden Symbolen.

Foto: Knopp

Ein anderer Senior sagt, er werde im Herzen immer Bochumer bleiben, obwohl ihn seine Lebensgeschichte an so viele andere Orte geführt habe, auch in die USA. Es sind solche Geschichten, die Maria Pappler in diesen Tagen für das Projekt "Lebenslinien - Knotenpunkt Seniorenstift" aufnimmt.

"Das Seniorenheim ist der letzte Heimatpunkt für die Senioren", sagt Pappler. "Ein Ort, an dem alle Lebenslinien zusammengeführt werden." Die Studentin an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg, Studiengang Kultur- und Medienbildung, reist im fünften Semester mit ihrer Kommilitonin Lisa Gröschel drei Monate lang durch Deutschland, um in sieben unterschiedlichen Städten solche Lebenslinien zu erfahren. Da Gröschel erkrankt ist, muss Pappler die Station Bonn alleine bewältigen.

"Wir haben uns bewusst dafür entschieden, mit Senioren zu arbeiten", sagt die 26-Jährige, "weil wir überzeugt sind, dass Handlungsbedarf in dem Bereich besteht." Sie wollen die älteren Herrschaften zu Wort kommen lassen, ihre Lebensgeschichten anhören und besondere Stationen auf einer Zeitleiste markieren, möglichst mit passenden Symbolen, wofür sie einen Reisekoffer mit Spielsachen und Bildern mitbringen.

Die Ergebnisse schreiben sie in einem Buch nieder. "Für mich ist Heimat da, wo Herz und Seele zu Hause sind", meint Hausleiter Jürgen Zens. Er hat sich sehr darum bemüht, dass diese Aktion in seinem Seniorenheim durchgeführt wird. "Hier kommen die Senioren zu Wort", sagt er. "Es ist toll, dass sich die jungen Menschen für ihre Geschichten interessieren." Dadurch arbeite man auch der Isolierung der alten Menschen entgegen.

Bei der Einführungsveranstaltung tauten die Senioren in der Cafeteria schnell auf, kamen bald ins Erzählen und zeigten sich aufgeschlossen. Bis Freitag befasst sich die Studentin in Einzelgesprächen mit den Heimbewohnern, die sich dafür bereit erklärt haben. Pappler und Gröschel wollen am liebsten jedem Menschen, den sie interviewt haben, auch ein Buch zukommen lassen.

Weitere Infos nach E-Mail an lisa_groeschel@web.de

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