Tag des offenen Denkmals Lenné und Argelander haben Spuren hinterlassen

Bonn · 40 Stationen konnte Interessierte in Bonn beim deutschlandweiten Tag des offenen Denkmals besuchen. Dazu gehörten auch die Hofgartenwiese und die Volkssternwarte.

Bei seiner Führung zur Geschichte und Nutzung der Sternwarte an der Poppelsdorfer Allee trifft Patrick Clemens (l.) auf ein interessiertes Publikum.

Bei seiner Führung zur Geschichte und Nutzung der Sternwarte an der Poppelsdorfer Allee trifft Patrick Clemens (l.) auf ein interessiertes Publikum.

Foto: Stefan Knopp

Einen Tag der offenen Tür benötigt der Bonner Hofgarten eigentlich nicht. Er ist immer für alle Menschen zugänglich - und zwar schon seit dem 18. Jahrhundert mit Erlaubnis des Kurfürsten. „Das ist ein uraltes Recht der Bonner“, erklärte Jost Brökelmann von der Lenné-Gesellschaft Bonn, der mit weiteren Vereinsvertretern am Sonntag am früheren Eingangsportal der Anlage postiert war, um das Thema Denkmalschutz für den Hofgarten in die Öffentlichkeit zu tragen.

Denn es ist ja nicht unbedingt ersichtlich, dass die große, von Baumreihen gesäumte Rasenfläche vor dem kurfürstlichen Residenzschloss ein Denkmal ist. Und wenige wissen, dass dort nicht immer nur Rasen war. Von der damaligen Gestaltung zeugen heute nur noch die beiden steinernen Säulen mit den verwitterten und teils zerstörten Steinvasen obenauf, zwischen denen früher ein eisernes Tor hing. Dahinter öffnete sich „eine vermutlich tolle Anlage“, die laut Brökelmann weithin Gesprächsthema war. „Dieser Garten war einer der schönsten in ganz Deutschland.“

 Michael Wenzel (l.) und Jost Brökelmann von der Lenné Gesellschaft Bonn zeigen, wie der Hofgarten in früheren Zeiten ausgesehen hat.

Michael Wenzel (l.) und Jost Brökelmann von der Lenné Gesellschaft Bonn zeigen, wie der Hofgarten in früheren Zeiten ausgesehen hat.

Foto: Stefan Knopp

Kein Geld für Gartenanlagen

Gestaltet hatte ihn der Hofgärtner Johann Kunibert Lenné (1714-1787), und zwar mit einer Besonderheit: Statt der üblichen zwei „Parterre“, also Beetstreifen, legte er drei an, jeweils mit Springbrunnen in der Mitte. Zwischen den schönen Blumenanlagen durften die Menschen flanieren. So richtig konnten das Besucher nur wenige Jahre genießen, erläutert Brökelmann, „da ab 1771 gespart werden musste“. Um eine Pleite abzuwenden, stand nach dem Tod des Kurfürsten Clemens August das Inventar aus dem Schloss zum Verkauf, für schöne Blumen im Garten war auch kein Geld mehr da. Und als im gleichen Jahr die Residenz brannte, wurde auch der Garten in Mitleidenschaft gezogen. Danach kamen erst die Franzosen, dann die Preußen, die aus dem Hofgarten eine große Hofwiese machten.

Im Sinne des bundesweiten Mottos „KulturSpur. Ein Fall für den Denkmalschutz“ muss man also sagen, dass von Lennés Werk kaum noch Spuren erhalten sind. Am ehesten zeigen sie sich im Wirken von Peter Joseph Lenné (1789-1866): Er unterstützte Bonner Bürger darin, dass die große Fläche unbebaut blieb. Ein Kampf, der selbst in jüngeren Zeiten geführt werden musste, bis der Hofgarten unter Denkmalschutz gestellt wurde.

Sanierungsfall alte Sternwarte

Auch die alte Sternwarte an der Poppelsdorfer Allee ist momentan ein Sanierungsfall. Eigentlich schon seit sieben Jahren, aber jetzt passiert endlich etwas. Vor allem die Beobachtungstürme mussten verpackt werden, weil Holzteile abzufallen drohten. „Jetzt ist anscheinend das Geld da, das zu restaurieren“, sagte Peter Oden, Vorsitzender des Vereins Volkssternwarte Bonn, der an diesem Tag auch sein 50-jähriges Bestehen feierte. Man ist froh über die Arbeiten, die irgendwann im Jahr 2023 abgeschlossen sein sollen, da der Verein auch die nach Süden ausgerichtete Kuppel nutzen darf. Denn in dieser Kuppel hatte der Astronom Friedrich Wilhelm August Argelander viel Zeit verbracht und maßgeblich an seiner „Bonner Durchmusterung“ gearbeitet. Dabei handelt es sich um einen Sternenkatalog, in dem mehr als 324 000 Sterne erfasst sind. 625 Nächte habe Argelander dafür benötigt, verteilt auf sieben Jahre, da nicht immer klares Wetter herrschte.

Die Sternwarte, in der heute Institutsbüroräume der Universität untergebracht sind, wurde 1844 in Betrieb genommen, acht Jahre, nachdem man Argelander mit dem Versprechen von Helsinki nach Bonn gelockt hatte, dass er eine eigene Warte erhalten würde. Das Gebäude war symmetrisch angelegt, in drei Richtungen wurden Beobachtungstürme angelegt, außerdem eine große Kuppel im Zentrum, die über einen Zahnkranz um 360 Grad gedreht werden konnte. Argelander beschäftigte sich auch damit, Entfernungen der Sterne zu messen.

Lichtverschmutzung in der Stadt

Sein Assistent Eduard Schönfeld führte Argelanders Arbeit nach dessen Tod 1875 fort. Ihm folgte Karl Friedrich Küstner, der als erster auch Fotografie zur Kartierung des Sternenhimmels nutzte. Und weil er dafür ein Teleskop brauchte, das mit einer Brennweite von 5,40 Metern nicht in die große Beobachtungskuppel passte, wurde ein neues Kuppelgebäude angefertigt, das der 1972 gegründete Verein ab 1975 maßgeblich für seine Zwecke nutzte. Denn nach dem Zweiten Weltkrieg stellte man schnell fest, dass die Stadtbeleuchtung eine Beobachtung der Sterne unmöglich machte. Die Astronomen zogen in die Eifel, wo es mittlerweile auch zu hell ist.

Oden war mit dem Interesse am Tag des offenen Denkmals, an dem der Verein Führungen und Sternenhimmelvorführungen anbot, sehr zufrieden. Er hofft, dass das auch dem normalen Vereinsbetrieb mit montäglichen öffentlichen Beobachtungen und Vorträgen Aufschwung gibt. „Nach zweieinhalb Jahren Corona merken wir schon, dass alles ein bisschen weniger geworden ist.“

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