UN-Simulation Lernen in Anzug und Kostüm

BONN · 250 Schüler nehmen an deutschsprachiger UN-Simulation auf dem Venusberg teil. Motto dieses Jahres ist "Im Grunde bleibst Du Mensch".

Bonn war schon Gastgeber einiger Konferenzen der Vereinten Nationen. Die Sitzungen des deutschlandweiten Schülerplanspiels United Nations (SPUN) fügen sich daher gut in diesen Reigen ein. Zum 16. Mal tagten nun dessen Teilnehmer in Bonn, nachdem Dragan Jovanovic es 1995 als einziges Planspiel dieser Art in deutscher Sprache ins Leben gerufen hatte. 1997 fand an der Uni in Siegen die erste Sitzungswoche statt, 1998 wurde SPUN offiziell von den Vereinten Nationen anerkannt. Seit 1999 werden auch die deutschen Schulen im Ausland eingeladen und die Sitzungswochen finden immer in Bonn statt.

SPUN ist ein Projekt von Schülern für Schüler. Fünf Tage lang konnten 250 Teilnehmer in der Jugendherberge auf dem Venusberg hautnah erleben, wie bei den Vereinten Nationen gearbeitet wird und wie dort Resolutionen und Beschlüsse zustande kommen. Die diesjährige Sitzungsperiode stand unter dem Motto "Im Grunde bleibst Du Mensch".

Wie in New York bei der UN üblich, gab es in Bonn Ausschüsse, für die die Teilnehmer sich anmelden konnten: Sicherheitsrat, Wirtschafts- und Sozialrat, Internationaler Gerichtshof, Menschenrechtsrat, Kommission für Abrüstung und internationale Sicherheit, Kommission für Umwelt, Gesundheit und Entwicklung, Kommission für Wirtschaft und Handel, Internationale Rechtskommission und eine Ethikkommission wurden angeboten. Dabei mussten sich die Teilnehmer nicht nur für einen Ausschuss entscheiden, sondern auch ein Land vertreten. Seinen Staat konnte jeder Teilnehmer je nach Interessenlage und Kenntnisstand wählen, oder einfach nur, um möglichst kontrovers diskutieren zu können.

Dunkler Anzug beziehungsweise Kostüm sind auf den SPUN-Sitzungen Pflicht, die offizielle Anrede ist Sie, man repräsentiert schließlich ein Land. Die Redezeiten sind begrenzt, der Redner steht auf und begrüßt den Sitzungsleiter gesondert. SPUN, das wird beim Zusehen klar, ist keine bloße Wissensvermittlung und erst recht kein Unterricht. Vielmehr haben die Schüler die Chance, aus Neugier und Interesse an Menschen, Themen und Zusammenhänge praxisnah zu lernen.

"Die Vorgehensweise", erklärt Louisa Denich vom Organisationsteam, "ist wie beim großen Vorbild. Man beginnt mit Lobbying, das heißt man versucht Unterstützer für seine Resolution zu gewinnen, um diese überhaupt in einen Ausschuss zu bekommen." Erst mit einer Zweidrittel-Mehrheit wird solch ein Antrag angenommen. Dann wird darüber diskutiert, teilweise wird er zerredet. Nicht jede Resolution wird am Ende auch verabschiedet.

Der Generalsekretär der Vereinten Nationen, der Südkoreaner Ban Ki Moon, hat den Schülern zu ihrer Veranstaltung ein Grußwort geschickt. Umgekehrt bekommen die Vereinten Nationen am Ende dieser Tage die Ergebnisse aus Bonn zugeschickt. Ob es in New York jemand liest, das weiß Louisa Denich nicht.

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