GA-Telefonaktion zum Thema Inkontinenz Leser sprechen mit Ärzten über Tabuthema

Bonn · Inkontinenz ist ein Tabuthema. Dabei können Ärzte und Therapeuten nur dann richtig helfen, wenn Patienten von ihrem Leiden berichten. In einer GA-Telefonsprechstunde mit Experten stellten nun Leser viele Fragen.

 Unterschiedliche Behandlungsmöglichkeiten gibt es für Patienten mit einer Inkontinenz.

Unterschiedliche Behandlungsmöglichkeiten gibt es für Patienten mit einer Inkontinenz.

Foto: dpa-tmn/Christin Klose

Über Inkontinenz will kaum jemand sprechen. Wer unter Blasen- oder Darmbeschwerden, Harn- oder StuhIinkontinenz leidet, sucht nicht selten erst dann Hilfe, wenn der Leidensdruck zu groß geworden ist. Dabei gibt es verschiedene Behandlungsmethoden. Voraussetzung ist jedoch, dass Betroffene offen mit Ärzten über ihre Probleme sprechen. Bei der jüngsten GA-Telefonsprechstunde drehte sich alles um die Beckenbodengesundheit. Nicht selten liegen die Ursachen für die Beschwerden hier aufgrund von Veränderungen.

Zu den häufig gestellten Fragen gehörte beispielsweise diese: Nach einer Prostata-Operation hat ein 79-Jähriger eine Dranginkontinenz entwickelt. Er wollte nun wissen, ob ein Termin beim Urologen Sinn macht? Ihm antwortete Urologin Sigrid Tapken: „Ja, es sollte eine Blasenspiegelung und eine Harnstrahlmessung, wie ein Trink-Miktionsprotokoll, eine Urinuntersuchung und eine Sonografie stattfinden, um die Ursache zu klären. Viele Männer leiden auch unabhängig von einer Operation an einer Dranginkontinenz.“ Neben Medikamenten könnte hier die Botoxgabe in die Blasenmuskulatur eine Hilfe sein. Auch eine Beckenbodenschule wirke unterstützend.

Auch Physiotherapie kann helfen

Eine weitere Frage lautete: Kann eine Dranginkontinenz mit Physiotherapie behandelt werden? Dazu sagte Physiotherapeutin Jutta Dappert: „Physiotherapie, durch einen dafür speziell ausgebildeten Therapeuten oder einer Therapeutin, ist bei Dranginkontinenz eine effektive, konservative Behandlungsmethode.“ Zudem könnten Patienten zur Verbesserung der Blasenkapazität eine Kombination aus einer Wahrnehmungsschulung zur Verbesserung der Koordination der Beckenbodenmuskulatur, mit dem Schwerpunkt auf die Entspannung, und eine Verhaltenstherapie im Alltag durchführen. So könne eine Dranginkontinenz gezielt behandelt werden.

Eine 78-jährige Patientin klagt trotz einer Operation mit dem Einsetzen einer sogenannten TVT-Einlage über Inkontinenz. Sie ist frustriert und fragte, was sie nun machen könne. Dazu verwies Annete Kohler, Frauenärztin mit dem Schwerpunkt Urogynäkologie, darauf, dass eine erneute Inkontinenz unterschiedliche Ursachen haben könne und behandelbar sei. „Eine Harndranginkontinenz kann ebenso die Ursache sein. Das muss abgeklärt werden. Nach einer entsprechenden Diagnostik können weitere Maßnahmen erfolgen“, fügte sie hinzu.

Oft hilft ein Training für den Beckenboden

Zudem wollte ein Leser wissen, wie er häufige Toilettengänge bei einer Dranginkontinenz verhindern kann. Tapken zufolge solle der erste Schritt die Klärung der Dranginkontinenz sein. „Dazu gehört neben einer ausführlichen Anamnese, ein Trink-Miktionsprotokoll, eine Urinuntersuchung und eine Sonografie. Eine Blasenspiegelung sollte zum Ausschluss von Blasenveränderungen bedacht werden“, fügte sie hinzu. Therapien könnten dann mit Medikamenten oral oder mit Einführung in den Blasenmuskel ambulant erfolgen. Oft sei auch eine Beckenbodenschulung und eine Entlastung des Beckenbodens mit Pessaren eine Hilfe.

Eine Leserin berichtete von einer Belastungsinkontinenz nach zwei Geburten und frage, was sie nun – neben einer Operation – machen könne? Tapken: „Je nach Ausprägung der Beckenbodenschwäche kann nach Physiotherapie und apparativer Unterstützung eine Pessartherapie und eine vaginale Lasertherapie helfend sein.“

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