Sehenswürdigkeit in Bonn Letzte Stadtrundfahrt des Cabrio-Busses im November

Bonn · Im November ist Schluss für den Cabriobus. Jahrelang hat er für Stadtrundfahrten seine Dienste getan. Doch die Reparaturen nehmen überhand. Die Stadt arbeitet nun an einem neuen Konzept.

„Wenn wir in eine größere Stadt kommen, machen wir eigentlich immer erst einmal eine geführte Tour“, sagte Reimund Jäger aus Freiburg. Er ist mit seiner Frau auf Kurzurlaub in Bonn. Soeben nimmt er in der Geschäftsstelle der Bonn-Information freudig zwei Karten für den Cabriobus entgegen.

Das Ehepaar hatte Glück. Wenige Minuten zuvor wurden diese Tickets zurückgegeben. Die Fahrt mit dem Cabriobus ist ein Bestseller. „Die meisten Fahrten sind ausverkauft“, weiß auch Dieter Kuhnt. Seit sieben Jahren sitzt er am Steuer des kurz vor seiner Ausmusterung stehenden Busses. Seit bekannt wurde, dass der nur noch bis zum 2. November im Einsatz ist (der GA berichtete), sind auch die Bonner daran interessiert, noch einmal oben offenen durch Bonn zu fahren.

Das blaurote Gefährt mit der auffallenden General-Anzeiger-Beschriftung ist ein Teil Bonner Stadtgeschichte. Fast wären es 20 Jahre geworden, dass Bonn mit geöffnetem Busdach den Blick der Touristen auf die Gründerzeitgiebel in der Südstadt ermöglicht. Auch eine Vorbeifahrt am Post Tower wäre mit geschlossenem Dach viel weniger imposant.

Einschränkend muss gestanden werden, dass der freie Blick nach oben nur bei gutem Wetter möglich. Wird das rote Faltdach geschlossen, wird der Bus zu einem nahezu normalen Linienbus. Allerdings zu einem alten. Ohne Klimaanlage oder Lüftung. Dafür ist er jedoch innen wie außen blitzsauber, und seine 48 schmalen gepolsterten Sitzschalen sind weitaus bequemer, als man es ihnen ansieht. „Auch wenn er mit den modernen Bussen nicht mithalten kann, ist es immer eine Freude, ihn zu fahren“, sagt Kuhnt, der es bedauert, dass das Ende seiner täglichen, exakt 40 Kilometer langen Touren durch Bonn bevorsteht.

Die altersbedingten Schäden nehmen zu

Als der Bus 2011 zu den Stadtwerken Bonn kam, war er schon der zweite seiner Art. Der 1996 gebaute, 250 PS starke Mercedes O405 war damals als Linienbus im schwäbischen Böblingen in Einsatz, bevor er von einem Kölner Unternehmer für Stadtrundfahrten gekauft und zum Cabriobus umgebaut wurde.

Allerdings ließ schon 2000 Hermann Zemlin, der damalige Geschäftsführer der SWB einen Linienbus zum Cabrio umbauen. Und jetzt ist auch der aktuelle Bus mit seinen zurzeit 609.000 gefahrenen Kilometern kurz davor, aufs Abstellgleis gestellt zu werden. „In der Vergangenheit häuften sich trotz permanenter Wartung und Pflege altersbedingte Schäden und dadurch bedingte Ausfälle des Busses. Daher ist das Fahrzeug nicht mehr dauerhaft einsetzbar. Zudem kann der Bus nicht auf die in der Innenstadt geforderte Schadstoffklasse aufgerüstet werden.

„Die Stadtwerke Bonn haben daher entschieden, ihn in den verdienten Ruhestand zu schicken“, teilt Markus Schmitz vom Bonner Presseamt mit. Wie es Melanie von Seth, die Leiterin der Bonn-Information, schon im Wirtschaftsausschuss sagte, machte sich die Stadt auf die Suche nach einem neuen Dienstleister für die Stadtrundfahrten. Schmitz deutete an, dass bereits ein Partner fürs nächste Jahr gefunden ist. Das Konzept müsse jedoch noch abgestimmt werden. So gibt es auch nichts Neues dazu, ob wieder ein Cabrio unterwegs sein wird.

Schon 30 Jahre lang wollte Bernhard Westbrock mit seiner Frau eine Stadtrundfahrt durch Bonn machen. Als die beiden Königswinterer erfuhren, dass das Ende des Cabriobusses naht, hatten sie kurzerhand ein Ticket gebucht und waren ganz begeistert. Besonders hat es ihnen die bis dahin noch nie gesehene Bonner Südstadt angetan. Auch für das nach eigenen Worten „urbönnsche Mädche“ Hanna Marx war es ein „mindestens 40 Jahre lang gehegter Wunsch“, Bonn auf einer geführten Stadtrundfahrt zu erleben. „Fürs Heimatgefühl“, sagte sie.

„Es ist ja nicht nur der Bus“, war von Silke Gerstner aus Hannover zu erfahren, „der bei diesem Wetter wirklich Spaß macht, sondern vor allem auch die profunden Kenntnisse der Stadtführerin.“ Cornelia Barth-Aminski dürfte diese Wertschätzung nach ihrem Vortrag freuen. Als Germanistik-Studentin hatte sie 1979 während der Bundesgartenschau als Stadtführerin begonnen. „Ich hab auch mal ein paar Jahre versucht, damit aufzuhören, aber ich hatte es sehr vermisst“, sagte sie.

Reservierungen und Buchungswünsche für den Cabriobus unter 02 28/77 50 00 oder per E-Mail an bonninformation@bonn.de

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