"Tag der biologischen Vielfalt" im botanischen Garten Libellen und Lengsdorfer Speckbohnen

BONN · Artenvielfalt, das ist eigentlich nicht die Bezeichnung, die sich Susanne Gura für die Veranstaltung am Sonntag in den Botanischen Gärten gewünscht hätte: Es müsse "Tag der biologischen Vielfalt" heißen.

Catherine Fehse (links) vom Institut INRES zeigt Besuchern de Larve einer großen Libelle.

Catherine Fehse (links) vom Institut INRES zeigt Besuchern de Larve einer großen Libelle.

Foto: STEFAN KNOPP

Der Unterschied: Der eine Begriff beschreibe nur verschiedene Arten, der andere auch Unterschiede innerhalb dieser Arten sowie innerhalb einer Pflanze. Diese Vielfalt mache sie zum Beispiel anpassungsfähig für Klimaveränderungen.

Aber mit dem jetzigen Namen kann Gura auch leben: "Ich bin ja froh, dass es diesen Tag überhaupt gibt." Die Bonnerin ist die Vorsitzende des Vereins zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt (VEN). Der Name gibt das Programm vor, und dafür erstellt der Verein jährlich eine Liste mit neuem Saatgut, anhand der man Eigenschaften der verschiedensten Pflanzensorten recherchieren kann. Beim Tag der Artenvielfalt hatte Gura einen Stand mit VEN-Mitglied Melanie Grabner von "Lilatomate" aus der Pfalz. Sie stellten rund 40 Tomatensorten vor, von der klassischen roten über weiße und violette Tomaten bis zu grüngelb gestreiften. Die seien alle samenfest, so Grabner. "Aus den Kernen dieser Früchte können die Sorten nachgezüchtet werden."

Der Stand war einer von 55, die sich über die Botanischen Gärten der Bonner Universität verteilten. Alle hatten laut Carolin Dreisvogt, Technische Leiterin der Gärten, ein gemeinsames Ziel: "Die Biodiversität den Bonnern etwas näher zu bringen." Sie stellte die Vielfalt des regionalen Gemüses vor, wie die Tomate "Bonner Beste", die Erbse "Kleine Rheinländerin" und die "Lengsdorfer Speckbohne".

Neben dem Kölner Zoo, dem Naturschutzbund, der Bonner Biostation und vielen anderen präsentierten sich wissenschaftliche Institute der Bonner Universität. Beim Nees-Institut für Biodiversität der Pflanzen stellte Annette Scheersoi "Blumenkekse" her: Samen von heimischen Pflanzen, Lehm und Blumenerde werden mit Wasser vermischt, aus diesem "Teig" sticht man Formen aus, die man zu Hause eintopfen kann. "Es ist wichtig, dass wir der Bevölkerung auch erklären, warum wir diese Forschung betreiben", so Scheersoi.

Das Institut für Nutzpflanzenwissenschaften und Ressourcenschutz (INRES), das schwerpunktmäßig zu Bestäubungs- und Gewässerökologie forscht, hatte zum einen einen Bienenstock und viele Informationen über Bienen mitgebracht, zum anderen stellte man Tiere aus dem Poppelsdorfer Weiher vor: Eine Doktorandin des Instituts hatte sich mit der Neubesiedelung des Weihers nach der Sanierung befasst und bislang 106 verschiedene Tierarten gefunden. Das Institut lädt regelmäßig Schulklassen ein oder schickt Mitarbeiter an die Schulen, um den Nachwuchs für Biodiversität und Umwelt zu sensibilisieren.

Für Kinder gab es viel zu erleben, vom Karussell über Bohnenmännchen basteln bis zur Fühlbox. Die stand bei Bonnatours, einem Anbieter von Naturerlebnisausflügen. "Es geht darum, den Zugang zur Natur wiederzufinden", sagte Betreiberin Sonja Schirdewahn. "Wir wollen nicht nur naturkundliches Wissen vermitteln, sondern einen gefühlsmäßigen Zugang, der den Menschen oft fehlt", so die Biologin.

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