Kommunalwahl Liebäugeln mit einer Jamaika-Koalition

BONN · Die Spannung steigt: Wer wird in dieser Wahlperiode die neue Mehrheit im Stadtrat stellen? Weil es für Schwarz-Grün - wenn auch nur knapp - nicht mehr reicht, machen sich nun auch andere Fraktionen Hoffnung, die nächsten sechs Jahre in Bonn ein Wörtchen mitreden zu können. Allen voran SPD und FDP.

Zwar halten sich die Spitzen der Parteien und Fraktionen noch bedeckt, aber hinter den Kulissen kocht die Gerüchteküche: So sollen die Liberalen mit einer Jamaika-Koalition liebäugeln, also mit einem Bündnis von FDP, CDU und Grünen. FDP-Kreisverbandschef Werner Hümmrich, den seine Fraktion am Montagabend einstimmig im Amt als Fraktionschef bestätigte, wollte sich dazu nicht äußern. Nur soviel: "Eine Jamaika-Koalition hat natürlich den klaren Vorteil, die stabilste Mehrheit zu bieten."

Nach Adam Riese böte sie in der Tat eine vergleichsweise satte Mehrheit: Je nach Ausgang des Losentscheids zwischen den beiden Dottendorfer Ratskandidaten Herbert Kaupert (CDU) und Holger Clausen (SPD) am heutigen Nachmittag im Stadthaus hätte ein schwarz-grün-gelbes Bündnis bei einem Rat mit dann 86 oder 82 Mitgliedern eine Mehrheit von 50 beziehungsweise 48 Sitzen (CDU 27/25, Grüne 16 und FDP 7) Wie berichtet, haben Kaupert und Clausen gleich viele Stimmen, sodass das Los entscheiden muss, wer das Direktmandat erhält. Danach richtet sich letztlich die genaue Zahl der Ratssitze.

Eine "stabile Mehrheit" ist auch Christos Katzidis wichtig. "Es gibt ja nicht so viele Konstellationen", deutete der CDU-Kreisverbandsvorsitzende an. Und auch, dass die CDU mit der FDP inhaltlich viele Gemeinsamkeiten habe. "Jetzt warten wir erst mal die Verhandlungen mit den anderen Fraktionen ab", sagte er.

Außer Inhalten verbindet CDU und FDP offensichtlich noch ein anderes Thema: Die Wahl des Oberbürgermeisters im nächsten Jahr. Seit 1994 ist das OB-Amt in SPD-Hand. Mit einem gemeinsamen Kandidaten stiegen die Chancen, diese Spitzenposition mit einem Kandidaten aus dem bürgerlichen Lager zu besetzen, heißt es hinter vorgehaltener Hand. Katzidis und Hümmrich schweigen dazu eisern. "Wir warten jetzt erst einmal ab, welche Mehrheitskonstellation zustande kommt", sagte der CDU-Chef. Doch offensichtlich ist man schon kräftig auf Kandidatensuche. So soll Ex-Stadtdirektor Volker Kregel als CDU-Kandidat gehandelt worden sein, aber abgelehnt haben. Ebenso Gerd Landsberg, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebunds: "Dafür stehe ich nächstes Jahr nicht zur Verfügung", sagte der promovierte Jurist gestern dem GA.

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