Ehemalige Leiterin des LVR-Klinik-Archivs Linda Orth wird mit Rheinlandtaler ausgezeichnet

Bonn · Landschaftsverband hat Linda Orth, die ehemalige Leiterin des LVR-Klinik-Archivs, mit dem Rheinlandtaler ausgezeichnet. Ihr ist es zu verdanken, dass die LVR-Klinik am Kaiser-Karl-Ring ein Psychiatrie-Museum beherbergen darf.

 Linda Orth strahlt vor Freude über die Auszeichnung mit dem Rheinlandtaler.

Linda Orth strahlt vor Freude über die Auszeichnung mit dem Rheinlandtaler.

Foto: Susanne Wächter

In feierlichem, aber kleinem Rahmen zeichnete der Landschaftsverband Rheinland (LVR) Linda Orth am Dienstagnachmittag mit dem Rheinlandtaler in der Kategorie Gesellschaft aus. Sie erhielt die Auszeichnung für ihr Engagement für Menschen mit psychischen Erkrankungen in der LVR-Klinik am Kaiser-Karl-Ring. Für die Auszeichnung nominiert werden können Einzelpersonen, Organisationen oder gar ganze Unternehmen, die sich in besonderer Weise im Rheinland engagieren.

Orth strahlte über das ganze Gesicht. „Das hätte ich nie für möglich gehalten, dass ich diese Auszeichnung einmal erhalte“, sagt die 66-Jährige. Die Freude darüber sei umso größer, gibt sie zu. Zur Feier sind Weggefährten, aber auch der stellvertretende Vorsitzende der Landschaftsversammlung Rheinland, Professor Jürgen Wilhelm, sowie Bürgermeister Reinhard Limbach erschienen. „Eine solche Ehrung ist enorm wichtig. Bürgerschaftliches Engagement ist das, was unsere Stadt liebens- und lebenswert macht“, so Limbach in seiner Rede.

Auch Professor Wilhelm würdigte das Lebenswerk Orths, teils mit ernsten, teils mit heiteren Worten. Selbst Orth musste schmunzeln, als Wilhelm aus ihren ersten Tagen als Archivarin in der LVR-Klinik berichtet. „Sie stieg tatsächlich in die Container, um dort nachzuschauen, was darin entsorgt werden sollte. Und sie entdeckte so einige Schätze“, so Wilhelm. Es waren alte Dokumente und Tausende von Diagnosen und Befunden, die Orth als viel zu wichtig empfand, als dass sie für immer auf dem Müll landen sollten. Sie recherchierte, knüpfte Kontakte und fand Menschen wieder, die einmal in der Klinik gearbeitet hatten. Sie führte aber auch Interviews mit den Nachfahren von Ärzten, die während der Zeit des Nationalsozialismus dort in der Klinik arbeiteten. Orth hatte schon damals eine Vision, dies alles für die Nachwelt festzuhalten, es auszustellen.

Neben ihrer Tätigkeit als Leiterin des Klinik-Archivs bis 2013 baute Orth in ehrenamtlicher und eigeninitiativer Arbeit das Psychiatrie-Museum mit dem bezeichnenden Namen „Ver-rückte Zeiten“ auf. Und ein bisschen „ver-rückt“ war auch die junge Linda Orth, wie Wilhelm mit einem Augenzwinkern anmerkte und ihr den Rat gab, dies nie zu verlieren.

Verrückte Zeiten hätten wir aber auch heute, schlug Wilhelm in seiner Rede eine Brücke zur aktuellen Pandemie. „Wer hätte gedacht, dass Sie mit dem Namen Ihres Museums den Nerv der Zeit treffen werden?“ Noch vor wenigen Monaten hätte man wahrscheinlich Menschen, die mit Handschuhen und Maske einkaufen gehen und Bahn fahren für verrückt gehalten, heute sei dies normal, wie Wilhelm weiter ausholte, bis er wieder auf den Kern der Feierlichkeit zu sprechen kam.

Er lobte Orths unermüdlichen Einsatz für die Klinik und den Aufbau der psychiatrie-historischen Sammlung, die seit 2012 ihren festen Platz als Dauerausstellung in der Klinik hat. Die Arbeit, die Orth geleistet hat, sei von einem unschätzbaren Wert.

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