Ermittlungen abgeschlossen Akte zur Geisterfahrt der Linie 66 liegt bei Staatsanwaltschaft

Bonn · Nach der führerlosen Fahrt der Linie 66 von Siegburg nach Bonn hat die Polizei die Ermittlungen abgeschlossen. Die Stadtwerke sagen zu einer vermeintlichen Entlassung des Fahrers derzeit nichts.

 Eine Straßenbahn der Linie 66 war kurz vor Weihnachten unkontrolliert von Siegburg nach Bonn gefahren.

Eine Straßenbahn der Linie 66 war kurz vor Weihnachten unkontrolliert von Siegburg nach Bonn gefahren.

Foto: Alf Kaufmann

Nach der führerlosen Fahrt der Linie 66 kurz vor Weihnachten laufen die Untersuchungen weiter. Zu jüngsten Nachrichten, denenzufolge der Fahrer seinem Arbeitgeber eine vermeintliche Epilepsieerkrankung verschwiegen habe und diese ursächlich für seine Ohnmacht gewesen sein soll, haben sich die Stadtwerke unter Verweis auf die Persönlichkeitsrechte des 47-Jährigen bislang nicht geäußert. Auf Anfrage erklärten sie aber, welche gesundheitlichen Voraussetzungen ihre rund 800 Bus- und Bahnfahrer für den Dienst am Steuer mitbringen müssen.

Maßgeblich sind laut SWB-Sprecherin Veronika John für die Straßenbahnfahrer die Regeln der „Verordnung über den Bau und Betrieb der Straßenbahnen“ und für die Kollegen in den Bussen die Fahrerlaubnisverordnung. Auf dieser Grundlage würden die Mitarbeiter von einem Arbeitsmediziner auf körperliche und charakterliche Eignung geprüft.

Das Video ist Teil einer Kooperation zwischen dem WDR und dem General-Anzeiger.

Als Beispiele für Erkrankungen, die eine Beschäftigung als Fahrer ausschließen würden, nennt Veronika John Suchtmittelmissbrauch, akute Epilepsie und Augenerkrankungen. Laut John werden die Fahrerinnen und Fahrer der Stadtwerke Bonn „umfassend betriebsärztlich betreut“. Neben der Einstellungsuntersuchung finden entsprechend den Regelungen wiederkehrende Untersuchungen statt – für Busfahrer alle fünf und für Bahnfahrer alle drei und ab dem 55. Lebensjahr alle zwei Jahre.

Fahrer wird nicht mehr eingesetzt

[Link auf Beitrag 75458993]Vor einigen Tagen hatten die Stadtwerke mitgeteilt, den 47 Jahre alten Unglücksfahrer der Linie 66 nicht mehr einsetzen zu wollen. Quellen aus dem Bekanntenkreis des Fahrers ließen am Wochenende zudem verlauten, der Mann sei von den Stadtwerken inzwischen entlassen worden. Auch diese Nachricht kommentiert das Unternehmen derzeit nicht.

Unterdessen gehen auch bei den Behörden die Untersuchungen weiter. Die Bezirksregierung Düsseldorf untersucht als Technische Aufsichtsbehörde die führerlose Fahrt. Dort gab es nach Angaben von Pressesprecherin Dagmar Groß am Montag keinen neuen Sachstand. Derzeit seien die Mitarbeiter noch dabei, die in Bonn gewonnenen Erkenntnisse auszuwerten. „Ziel ist es, zu prüfen, ob durch technische oder organisatorische Verbesserungen ein derartiger Vorfall in Zukunft möglichst vermieden werden kann, die Bahnen noch sicherer werden können. Dies dauert noch an“, so Groß.

Unterdessen hat die Bonner Polizei die Ermittlungen wegen des Verdachts des gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr gegen den Fahrer abgeschlossen. Ein umfangreicher Bericht sei an die Staatsanwaltschaft abgegeben worden, sagte Polizeisprecher Robert Scholten am Montag. Die Staatsanwaltschaft hat ihrerseits noch nicht entschieden, ob Anklage erhoben oder das Verfahren gegen den Mann eingestellt wird.

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