Transplantation Lisa lebt jetzt mit einer Niere ihrer Mutter

Bonn · Erste Nierentransplantation bei einem Kind am Uni-Klinikum Bonn: Ein 17 Monate altes Mädchen kann nun richtig Laufen lernen.

 Freuen sich über die gelungene Transplantation: Privatdozent Jörg-Matthias Pollok (von links), Lisa auf dem Arm ihrer Mutter Agnieszka und Professor Bernd Hoppe.

Freuen sich über die gelungene Transplantation: Privatdozent Jörg-Matthias Pollok (von links), Lisa auf dem Arm ihrer Mutter Agnieszka und Professor Bernd Hoppe.

Foto: Rolf Müller (UKB)

Lisa ist mit fehlgebildeten Nieren auf die Welt gekommen. Jetzt hat ihre Mutter ihrer 17 Monate alten Tochter ein Stück der eigenen Niere gespendet. Das war die erste Nierentransplantation bei einem Kind in Bonn und auch der Auftakt des Pädiatrischen Nierentransplantationsprogramms am Bonner Universitätsklinikum. Den Eingriff betreuten Chirurgen und Kindernephrologen gemeinsam. Mutter und Tochter sind einer Mitteilung des Uniklinikums zufolge wohlauf.

Im fünften Monat der Schwangerschaft kam der Schock: Weil beide Nieren des Ungeborenen nicht richtig arbeiteten, war viel zu wenig Fruchtwasser vorhanden. Lisa hatte nur wenig Überlebenschancen, weil sich so die Lungen nicht richtig entwickeln können. Die Eltern waren sich einig, dass sie, falls notwendig, ihrer Tochter eine Niere spenden.

"Da beide Nieren unserer kleinen Patientin gar kein Urin produzierten, war für Lisa von ihrem zweiten Lebenstag an eine künstliche Blutwäsche lebensnotwendig", sagt Professor Bernd Hoppe. Der Leiter des Schwerpunktes pädiatrische Nephrologie und Oberarzt in der Allgemeinen Pädiatrie des Uniklinikums betreut seit vielen Jahren nierenkranke und transplantierte Kinder.

Die Eltern entschieden sich für eine Bauchfelldialyse, die sie auch selbst zu Hause durchführen können. Dabei fungiert das stark durchblutete Bauchfell als körpereigener Filter zur Blutreinigung. Siebzehn Monate lang bestimmten Dialysezeiten, Lisas häufige Krankenhausaufenthalte und Operationen das Leben der Familie, zu der noch zwei ältere Geschwister zählen.

"Kleine Kinder sollten frühzeitig eine Niere transplantiert bekommen", betont Hoppe. "Ohne Lebendspende, wie hier bei Lisa, sind die Wartezeiten lang und die Dialyse bringt Komplikationen mit sich, die sich negativ auf spätere Chancen und die Lebenserwartung der Kinder auswirken."

In vielen Untersuchungen hatten die Ärzte sichergestellt, dass die 31-jährige Mutter und ihre Nieren kerngesund sind und dass das Spenderorgan gut zu Lisa passt. "Normalerweise wird erst Kindern ab zehn Kilogramm eine Niere transplantiert. Unsere kleine Patientin mit sieben Kilogramm war da schon eine besondere Herausforderung", sagt Privatdozent Jörg-Matthias Pollok, Teamleiter Transplantation und Oberarzt in der Chirurgischen Klinik. Er gehört zu den wenigen, die ihren Schwerpunkt auf Transplantationen bei Kindern gesetzt haben.

Die Gefäße von Kleinkindern sind winzig im Vergleich zu denen von Erwachsenen. Für die große Niere der Mutter fand Pollok Platz in Lisas Unterbauch. Besonders knifflig war, dass ihre Harnblase extrem klein war, da sie nie einen Tropfen Urin transportiert hatte.

So erfolgte der Anschluss des Harnleiters nicht über die Blase, sondern über Lisas eigenen Harnleiter. Das funktionierte. "Jetzt muss sie erst einmal alles aufholen, um unter anderem richtig laufen zu lernen", sagt Lisas betreuender Arzt Bernd Hoppe. Zudem gehören weiterhin Medikamente und Kontrolluntersuchungen zu ihrem Leben. Trotzdem sind ihre Eltern überglücklich, ihre Tochter jetzt nach den Strapazen zu Hause zu haben und hoffen auf Normalität im Familienleben: "Man muss alles Mögliche tun - und es hat sich gelohnt. Jetzt wird alles gut", danken die Eltern Lisas Ärzten.

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