GOP-Theater Live-Hörspiel mit Eckart von Hirschhausen in Bonn produziert

Bonn · Der WDR hat im Bonner GOP-Theater ein Live-Hörspiel mit Eckart von Hirschhausen produziert. Darin schickt er Hirschhausen als "Voodoo-Ecki" in den Akustikdschungel.

 Mit roter Nase und im Gespräch mit Axel Naumer wirbt Eckhard von Hirschhausen für mehr Zuwendung in der Medizin.

Mit roter Nase und im Gespräch mit Axel Naumer wirbt Eckhard von Hirschhausen für mehr Zuwendung in der Medizin.

Foto: Martin Wein

Gutturale Affenschreie hallen durchs Geäst. Ein Waldelefant trompetet von links. Papageien krächzen um die Wette. Doch was ist das? Eine Kuh mitten im Urwald? Nicht das RTL-Dschungelcamp hat eine Dependance im Bonner GOP-Theater eröffnet. Vielmehr stehen sechs Erwachsene hinter Mikrofonständern auf der Bühne und geben konzentriert den Affen – im Auftrag öffentlich-rechtlicher Hörfunk-Unterhaltung. Der WDR produziert erstmals in Bonn seine Radioshow „Schlag auf Schlag“ und schickt dazu den Bonner Eckart von Hirschhausen in einem Hörspiel als „Voodoo-Ecki“ in den Akustikdschungel.

Das Publikum, das an diesem Abend in den GOP-Saal eingelassen wird, ahnt kaum etwas von dem Aufwand, der für eine solche Sendung betrieben wird. Schon um 12.30 Uhr haben Axel Huth und Margret Weber ihren Ü-Wagen direkt vor dem Bühneneingang geparkt – mit einer Ausnahmegenehmigung der Stadt Bonn für 50 Euro. „Trotzdem haben wir ein Knöllchen bekommen“, mault Weber gegen 18 Uhr, als im Ü-Wagen die 34 Mikrofone für Band und Akteure und die sechs Saalmikrofone für die Live-Akustik austariert werden. Hunderte Meter Kabel, Ständer und Monitore haben sie zusammen mit Tontechniker Nico Stanisci ins Theater geschleppt. Auch im digitalen Zeitalter vertraut man vielfach lieber analoger Technik. Mit Kaffeemaschine und selbst gebackenem Marmorkuchen haben sie sich häuslich hinter zahllosen Monitoren eingerichtet. Aufzeichnungen wie diese bedeuten leicht einen Zwölf-Stunden-Arbeitstag.

Drinnen auf der Bühne probt die vierköpfige Jazzband um Pianist Daniel Prandl ihre Einsätze. Man kennt sich seit zwei Jahrzehnten. Doch der Stargast beliebt zu singen – von Weinbergschnecken und etwas von Sinatra. Da müssen die Songs ein-, zweimal durchgespielt werden, damit sie später sauber rüberkommen. In der Künstlergarderobe wartet Nina Wurman auf ihren Auftritt – zwischen Kleiderständern mit Kostümen, Ketchupflaschen, belegten Brötchen, einer Puderdose in Form eines Flamingos, einem Waschbrett und einer Batterie Wasserflaschen. Die gebürtige US-Amerikanerin ist auf satirische Geräusche spezialisiert. „Etwas verrückt bin ich schon“, sagt sie fröhlich. Im Supermarkt teste sie Chipspackungen und Plastikflaschen auf ihr Knistern und Knacken. Eine leere PET-Flasche beherzt mit beiden Enden entgegengesetzt gedreht klingt wie ein brechender Arm, ein Handmixer wie ein Staubsauger. Doch wie bitte klingt ein Herz, das in die Hose rutscht? Wurman nimmt eine Pfeife zur Hand.

Kabarettisten lesen vom Blatt

Von Digital hält auch sie nichts. In Hollywood kehre man gerade auf die großen Sound-Stages zurück, wo ganze Straßen mit Kies, Schotter oder Sand bestreut und mit knarrenden, knirschenden oder klappernden Türen möbliert seien. Ihr Bruder ist Filmkomponist in Los Angeles.

Zehn Minuten später proben die Kabarettisten ihre Nummern. Gelesen wird vom Blatt. Headsets gibt es nicht. Schließlich machen sie ja kein Fernsehen. Um die SPD soll es heute gehen („die moderne Partei von 1869“) und um CSU-Mann Markus Söder. Der sei Sohn „einer offenen Hose“, erklärt Schauspielerin Lisa Feller in der Rolle der Polit-Korrespondentin und kann sich bei der Generalprobe das Lachen nicht verkneifen. Später wird's besser klappen. Sonst wird geschnitten.

Kurz vor der Show sitzt Stargast von Hirschhausen mit hochgelegten Beinen und einem großen Glas Tee aus frischen Minzblättern in der Garderobe. Als Schirmherr des Bonner GOP hat er die Aufzeichnung nach Bonn vermittelt. Im Gegenzug für diese Schirmherrschaft wirbt das Theater für von Hirschhausens Stiftung „Humor hilft heilen“, die auch in hiesigen Kliniken unterwegs ist. „Es gibt einen Mittelweg zwischen alternativer und Schulmedizin“, sagt er, „aber nicht alle wollen darüber reden.“ Gegen Lampenfieber hat der approbierte Mediziner auch kein Rezept. Und vor seinem ersten Hörspielauftritt ist er ein wenig nervös. Auf der Bühne fuchtelt er wild mit dem Arm, der gerade kein Mikrofon hält.

Entspannt setzt sich derweil WDR-Redakteur Hartmut Krause in die erste Reihe. „Ich bin hier heute nur der Frühstücksdirektor“, schmunzelt er. Nachdem die Texte abgenommen sind, übernimmt die Produktionsfirma Radio-Bühne von Moderator Axel Naumer weitgehend die Abwicklung. Krause greift nur ab und zu ein. Alles ist seit Monaten geplant, eine entspannte Sache. Bei aktuellen Aufzeichnungen habe er deutlich mehr Stress. Vier Redakteure teilen sich die Betreuung von rund 120 vergleichbaren Shows im Jahr.

Um 20.10 Uhr bringt Gastgeber Naumer das Publikum in Stimmung. Einmal richtig jubeln, damit es später auch bei den Pointen nicht ausbleibt. Ausgestrahlt wird erst in vier Wochen, einmal zwei Stunden am Stück, später nachts in zwei Teilen. Die Begeisterung der 260 Bonner im Saal muss deshalb für mehrere Schlussapplause reichen. Zwischendurch rutscht ein Herz überzeugend in die Hose.

Viel Ensemble-Einsatz für ein liebenswertes Stück Spartenradio. WDR5 hörten bei der letzten Media-Analyse im Schnitt 500 000 Menschen täglich, eine Show wie „Schlag auf Schlag“ also kaum mehr als 100 000. Nach der Aufzeichnung in Bonn sind es sicher wieder ein paar Hundert mehr.

Die Sendung „Schlag auf Schlag“ wird am Samstag, 3. März, ab 15.05 Uhr auf WDR5 ausgestrahlt.

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