Hannelore Kraft besucht „Soziale Stadt“ Lob für die Entwicklung von Tannenbusch

Bonn · Über die neuesten Entwicklungen in Bonn informierte sich am Dienstag NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD). Auch ein Rundgang durch Neu-Tannenbusch gehörte zu ihrem heutigen Besuch.

 Hannelore Kraft bei ihrem Besuch in Tannenbusch.

Hannelore Kraft bei ihrem Besuch in Tannenbusch.

Foto: Benjamin Westhoff

Interessiert, locker und bei Fragen auf den Punkt: NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) hat sich am Dienstag in Bonn über die Hirnforschung an den Unikliniken und die Aufwertung des Stadtteils Neu-Tannenbusch informiert. Nach den Rundgängen besuchte sie den General-Anzeiger, um sich bei einem Interview Fragen zu den Vorfällen der Silvesternacht in Köln, zur Wirtschaftsentwicklung im Lande, zur AfD und auch zur eigenen Partei zu stellen. Abends ging es zur Mieterberatung, die Genosse Bernhard von Grünberg seit mittlerweile 45 Jahren anbietet.

Bei der Führung im Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) auf dem Venusberg ging es um die moderne Behandlung von Krankheiten wie Alzheimer und Parkinson. Für das neue Studentenwohnheim am Posener Weg, das in Kooperation von Land, Stadt und Studierendenwerk entsteht und zum kommenden Wintersemester fertig ist, gab es später großes Lob. „Sehr schön. So was hätte ich auch gern gehabt“, sagte Kraft nach dem ersten anerkennenden Blick, um gleich nach Gemeinschaftsräumen und Entfernung zur Uni zu fragen. „Es entstehen 133 Wohneinheiten“, erklärte Robert Anders vom Studierendenwerk.

In den Häusern haben 211 Bewohner Platz. Eine fertige Musterwohnung kam gut an, nur der giftgrüne Duschvorhang im behindertengerechten Bad gefiel Kraft so gar nicht. Mehr interessierte sie sich für die Kneipenkultur. Doch wie berichtet, sieht es damit in der Nachbarschaft noch mau aus. Doch das soll sich mit dem Neubau des Tannenbusch-Centers ändern.

19 Millionen Euro Fördermittel stehen bereit

Der Zuzug der Studenten verzahnt sich mit den Zielen des Städtebauförderungsprogramms „Soziale Stadt Neu-Tannenbusch“, um das es bei dem Rundgang vor allem ging. Auf die Durchmischung im Ort komme es an, sagte Kraft, auch um Kriminalität vorzubeugen. Für die Aufwertung des Quartiers stehen bis einschließlich 2020 rund 19 Millionen Euro an Fördermitteln zur Verfügung. „Das Besondere ist, dass wir immer die Bevölkerung mitnehmen“, sagte Sozialdezernent Rüdiger Wagner.

Der Gang durch die Wohnblöcke zeigte, wie gleichförmig es an vielen Stellen Neu-Tannenbuschs aussieht. An den Eingängen sind große Hausnummern aufgemalt, damit zum Beispiel Krankenwagen schneller ihr Ziel finden. Der Weg führte zum Quartiersbüro mit seinem behindertengerechten Zugang und dem neu gestalteten Innenhof. Der ehemals triste Notausgang ist jetzt bunt.

Die freundliche Gestaltung habe dazu geführt, dass nichts mehr zerstört werde, berichtete Planungsamtsleiter Michael Isselmann. Kraft grüßte viele Passanten, auch wenn diese sie nicht immer erkannten. „Man sieht hier schon, dass es gut wird“, bilanzierte sie. „Das Geld ist gut angelegt.“ Kraft denkt auch, dass nun weitere Investoren kommen und die Wohnungsbaugesellschaften ihre Häuser fit machen. „Da braucht man Geduld. Es steigert aber auch den Wert ihrer Immobilien.“ Beispiele, wo die städtebauliche Entwicklung schon geklappt habe, kennt Kraft etwa aus Essen und Düsseldorf.

Kraft besucht das Alte Rathaus

Abends stattete die Ministerpräsidentin dann ihrem Parteifreund Bernhard von Grünberg einen Besuch im Alten Rathaus während seiner Sprechstunde ab. Der scheidende SPD-Landtagsabgeordnete hält dort seit genau 45 Jahren Donnerstag für Donnerstag seine Mieter- und Sozialberatung ab. Die Vorverlegung auf den Dienstag war ein Entgegenkommen für die Regierungschefin.

„Als ich zu Studentenzeiten damit anfing, hatte Bundeskanzler Willy Brandt gerade ein neues Mietrecht eingebracht“, erinnerte sich von Grünberg. Vorher habe praktisch jeder Vermieter von einem auf den anderen Tag seine Mieter vor die Tür setzen können. Weit mehr als 35.000 Beratungen haben das Gründungsmitglied und sein ehrenamtliches Team aus Studenten in dieser Zeit durchgeführt. Oft dauerten die Sitzungen bis Mitternacht.

Schimmelwohnungen, Wuchermieten, eklatante Missstände in der Unterbringung von Gastarbeitern oder Sozialleistungen: Mit solchen Themen befasst sich die kostenlose Beratungsstelle. „Diese Arbeit hat mir nicht nur immer Spaß gemacht, sondern ich habe dadurch auch viel über die soziale Wirklichkeit erfahren“, so von Grünberg. Mit der Zusammenarbeit der Ämter sei er zufrieden. Mal streite man sich, dann vertrage man sich. Er will weitermachen mit der Mieterberatung, ein Nachfolger ist auch nicht in Sicht.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort
Der Mutmacher
Konstantin Wecker auf dem Kunst!Rasen Der Mutmacher