Bonner Stadtverwaltung Lösung für das Stadtarchiv in Sicht
Bonn · Die Verwaltung schlägt die Pestalozzischule als neuen Standort für das Stadtarchiv vor. Das Stadtmuseum könnte ein möglicher Mitnutzer sein.
Beim Stadtarchiv bahnt sich eine tragfähige Lösung an: Die Verwaltung hat am Mittwoch eine Beschlussvorlage präsentiert, mit der sie den Kulturausschuss und den Stadtrat Anfang Februar überzeugen will. Die Stadt bleibt dabei, dass sie den geeigneten Standort für das „Gedächtnis der Stadt“ in den Räumen der früheren Pestalozzischule in der Budapester Straße sieht.
Sie verknüpft diese Empfehlung aber mit einem Prüfauftrag und will im Zuge dessen klären, ob auch die Ausstellungsräume des Stadtmuseums und möglicherweise sogar die Gedenkstätte für die Opfer des Nationalsozialismus an diesem Ort genug Platz fänden. Beide sind derzeit noch im Viktoriakarree untergebracht, wo das Neubauvorhaben des Investors Signa vorläufig durch ein Bürgerbegehren gestoppt wurde.
Der Umzug des Stadtarchivs ist dringend notwendig. Seit Jahren regnet es immer wieder durch die Decken der jetzigen Räume unter den Garagenplätzen im Stadthaus am Berliner Platz. Archivleiter Norbert Schloßmacher hat oft auf diese Missstände aufmerksam gemacht, die bereits dazu geführt haben, dass das Archiv zusätzliche Räume für Unterlagen anmietet. Abgesehen von der schlechten Bausubstanz platzen Archiv und Stadthistorische Bibliothek aus allen Nähten, und die digitale Infrastruktur – wichtiger Bestandteil bibliothekarischer Arbeit – lässt zu wünschen übrig.
Zwei Gutachten aus den Jahren 2014 und 2016 sind zu dem Ergebnis gekommen, dass Verwaltungsräume im unter Denkmalschutz stehenden Schulgebäude unterkommen könnten. In einem neuen Magazinbau könnten demnach die gesamten Bestandsarchivalien untergebracht werden.
„Wir haben eines der bestbesuchten Archive des Landes, und ich denke, die Unterbringung in der Pestalozzischule wäre eine angemessene Lösung“, zeigte sich Kulturdezernent Martin Schumacher optimistisch, eine politische Mehrheit für seinen Vorschlag zu finden. Er und Schloßmacher betonten, dass der Altbau der Schule aus dem Jahr 1913 unter Denkmalschutz steht: „Wir würden als Stadt also auch etwas für den Erhalt des Gebäudes tun.“
Für die Unterbringung hat die Stadt in der Vergangenheit weitere Standorte wie die Ermekeilkaserne und die ehemalige Volkshochschule in der Wilhelmstraße in Erwägung gezogen, die aber, so Schumacher, nicht den Anforderungen an einen modernen Archivbetrieb entsprochen hätten.
Die Koalition aus CDU, Grünen und FDP hatte nach der Veröffentlichung der letzten Machbarkeitsstudie noch Nachfragebedarf geäußert. Hintergrund: Die ehemalige Pestalozzischule, in der zurzeit Flüchtlinge Integrationskurse besuchen, liegt auf einem Filetgrundstück direkt an der Innenstadt. Vor allem aber störte einige Kommunalpolitiker, dass das Gutachten für den Umzug von Archiv und Stadthistorischer Bibliothek ausgelegt war. Klaus-Peter Gilles, CDU-Fraktionschef, sagte jetzt auf Anfrage: „Die CDU sieht das positiv und will auch zustimmen. Es ist wichtig, dass wir auch in dieser Frage weiterkommen.“ FDP-Fraktionschef Werner Hümmrich erklärte: „Wir haben genug geprüft, es ist nun Zeit zu handeln.“ Die Grünen wollen die Vorlage, so Fraktionssprecher Peter Finger, zunächst prüfen.
Kosten von 13,3 Millionen Euro hatten die Fachleute für den Umbau der Bestandsimmobilie samt Neubau eines Magazins errechnet, allerdings ohne Museum oder Gedenkstätte. Die konkrete Vorplanung mir neuer Kostenschätzung sollen nun wieder die Architekten Scheidt Kasprusch/Reiner Becker übernehmen. 15 Millionen Euro hat die Stadt für das Archiv eingestellt.
Da die Verwaltung für eine Bebauung zunächst Planungsrecht schaffen muss, wollen Schumacher und Schloßmacher eine baldige Entscheidung. Der Dezernent rechnet bei einer schnellen Entscheidung dennoch nicht mit einem Baubeginn vor 2021 und mit einer zweijährigen Bauzeit.