Start-up der Uni Bonn Louis Bahlmann hat eine neuartige Interdentalbürste entwickelt

BONN · Die "Wingbrush" sieht aus wie eine Pinzette mit einem Kegel an der Spitze. Doch es ist eine Zahnzwischenraumbürste, die die Reinigung der Zähne erheblich erleichtert.

 Zahnmedizinstudent Louis Bahlmann demonstriert, wie seine Erfindung zum Einsatz kommt.

Zahnmedizinstudent Louis Bahlmann demonstriert, wie seine Erfindung zum Einsatz kommt.

Foto: Barbara Frommann

Der Kegel ist hohl, und wenn man die "Wingbrush" zudrückt, dann schiebt sich das Bürstchen durch den Kegel. Den Kegel nennt Louis Bahlmann "Interdentalfühler", und er hilft auf verblüffend einfache Art und Weise, die Zwischenräume in den Zähnen zu finden. Noch dazu schützt er das feine Bürstchen vor dem Verbiegen. Eine einfache Idee, aber eine praktische Hilfe. Louis Bahlmann ist angehender Zahnarzt - und Erfinder. Mit zwei Freunden hat der 25-Jährige aus seiner patentierten Idee ein Start-up gegründet. Möglich gemacht hat das EXIST, ein Förderprogramm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) für Existenzgründungen aus der Wissenschaft.

Professor Matthias Frentzen ist aus zweierlei Gründen ganz begeistert. Einmal begrüßt der Chef des Zentrums für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde und Poliklinik für Parodontologie, Zahnerhaltung und Präventive Zahnheilkunde an der Universität Bonn den Forschergeist von Louis Bahlmann. "Wir beklagen ja sonst immer die fehlende Eigeninitiative und reine Konsumhaltung bei den Studierenden. deshalb ist das nur gut, wenn sich einer frühzeitig mit wissenschaftlichen Fragestellungen befasst - noch dazu, wenn es auch noch so praxisorientiert wie diese Interdentalbürste ist. Das ist ein tolles Beispiel für eine Ausgründung aus der Universität heraus", so Frentzen.

Außerdem sei diese Bürste ein Gewinn für die Zahnpflege. Klinische Tests mit 40 Probanden hätten gezeigt, dass die Bereitschaft, seine Zahnzwischenräume zu pflegen mit dieser praktischen Bürste um 24 Prozent gestiegen sei. Außerdem sei sie viel effektiver als herkömmliche Bürstchen. "Was auch wichtig ist: Diese Bürste lässt sich auch bei Anderen viel einfacher anwenden", so der Professor. Dabei hat Frentzen insbesondere Pflegehilfskräfte im Blick. "Wir beobachten immer wieder, dass die Zahnpflege das erste ist, das bei der Pflege von Alten und Dementen wegfällt. Das ist aber fatal."

Denn, so Bahlmann, die Gefahr einer Parodontitis, also einer bakteriell bedingten Entzündung des "Zahnhalteapparates", sei bei Menschen ab 66 Jahren um 80 Prozent höher. Und da die Generation der "neuen Alten" immer mehr fast vollständigen Zahnbestand hat, komme der Zahnpflege umso mehr Bedeutung zu. Speisereste in den Zahnzwischenräumen bilden eine ganz hervorragende Nahrungsgrundlage für Bakterien. "Infektionsquellen in der Mundhöhle können die allgemeine Gesundheit stark angreifen." Man wisse etwa, dass sich solche Infektionen auch auf die Herzklappen auswirken können. "Wenn man die Zahnpflege optimiert, vermindert sich das Risiko ganz enorm", so Professor Frentzen.

Louis Bahlmann war schon immer an Neuentwicklungen interessiert. Als Schüler nahm er am Projekt business@school teil, einer Initiative der Boston Consulting Group zur Förderung des wirtschaftlichen Verständnisses an Gymnasien. "Damals habe ich einen selbstreinigenden Seitenspiegel für Autos entwickelt und als Patent angemeldet", berichtet er. Bei seiner Wingbrush habe er einfach überlegt, wie sich ein intuitives Reinigen der Zahnzwischenräume verbessern könnte.

"Das war ein langer Prozess, zu dem nicht nur die Entwicklung des Produkts gehört, sondern auch betriebswirtschaftliche Konzepte", erklärt der 25-Jährige. Seine Partner sind Betriebswirte. Burak Doenmezer und Marc Schmitz kennt er noch aus der Schulzeit. Gemeinsam gründeten sie die Firma Luoro. Produziert und vertrieben wird Wingbrush durch eine Neuwieder Firma. Seit einigen Wochen ist die Bürste jetzt auch auf dem Markt.

Weitere Infos auf www.wingbrush.de

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