Friedhof in Lessenich Lücke in Friedhofsmauer sorgt für Ärger

Lessenich · Die Stadt Bonn hat die Lücke in der Friedhofsmauer in Lessenich überbrückt - mit einem Stabmattenzaun. Der Plastikzaun sorgt für Unmut bei den Bürgern.

 Erlaubt: Um die Lücke in der Friedhofsmauer aufzufüllen, hat die Stadt diesen grünen Stabmattenzaun errichtet, an dessen Aussehen sich viele Lessenicher stören, darunter auch Bruno Euskirchen.

Erlaubt: Um die Lücke in der Friedhofsmauer aufzufüllen, hat die Stadt diesen grünen Stabmattenzaun errichtet, an dessen Aussehen sich viele Lessenicher stören, darunter auch Bruno Euskirchen.

Foto: Benjamin Westhoff

Über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten: Die Stadt Bonn hat eine Lücke in der Friedhofsmauer in Lessenich mit einem so genannten Stabmattenzaun überbrückt – und dies gefällt beileibe nicht jedem, im Gegenteil: Viele Bürger im Ort empfinden die Lösung geradezu als grässlich.

Einer der Kritiker ist Bruno Euskirchen. Als Vorsitzender des Ortsausschusses hat sein Wort durchaus Gewicht. Er spricht von einem Stilbruch, denn neben dem neuen „Stabmattenzaun“ sieht man die restaurierte Friedhofsmauer. Sie war marode und ist in den letzten Monaten von der Stadt Bonn wieder auf Vordermann gebracht worden (der GA berichtete).

„Ich finde den Plastikzaun grauenhaft“, sagt Euskirchen und vermutet: „Wahrscheinlich war der Kostenfaktor für die Stadt entscheidend. Denn die alten Steine kriegt man doch überall.“ Auch ein älteres Paar, das gerade von einer Trauerfeier vom Friedhof kam, äußerte sich entsetzt: „Das ist doch wirklich hässlich“, sagte der Mann und fügte hinzu: „Mir kann keiner erzählen, dass die Stadt nicht irgendwo auf einem Bauhof noch solche Steine für die Mauer herumliegen hätte.“

Die Stadt hingegen führt das Argument ins Feld, für das nicht mehr standsichere Teilstück der elfeinhalb Zentimeter tiefen Mauer sei ein Ersatz nicht in Frage gekommen, weil diese Bauart nicht mehr den heutigen Statik-Anforderungen an die Standsicherheit entspreche. „Hätte man eine neue Mauer an der Stelle bauen wollen, hätte diese breiter sein müssen, um den Anforderungen an die Statik zu genügen“ teilte ein Sprecher des Presseamtes mit. Dies sei allerdings nicht möglich gewesen, weil sich unmittelbar hinter der Mauer Garagen befinden. Deswegen habe die Stadt sich entschieden, hier einen Stabgitterzaun als Ersatz aufzustellen.

Mehr noch: „Ursprünglich war dieser Zaun offen und ohne Verblendung geplant und ist auch so aufgestellt worden“, so der Sprecher weiter. „Die Sichtschutzblenden haben wir nachträglich angebracht – auf Wunsch von Friedhofsbesuchern und des Kirchenvorstands. Die Stadt prüfe aber derzeit, ob gestalterische Verbesserungen des Zauns möglich sind.

Mattenzaun mit Vorgeschichte

Der Bau des grünen Mattenzaunes anstelle der früheren Mauer wäre im Dorf vielleicht nicht so kritisch gesehen worden, wenn es da nicht eine Vorgeschichte gäbe: An der Kreuzung zur Laurentiusschule (Bahnhofstraße/Meßdorfer Straße/Dompfaffenweg/ Oedekovener Straße) hat nämlich ein Privatmann vor gut zwei Jahren sein Grundstück auf ganz ähnliche Weise eingezäunt, um sich vor neugierigen Blicken zu schützen. Das aber gefiel dem Bauordnungsamt der Stadt gar nicht, es forderte den Abriss und stattdessen das Pflanzen einer Hecke. Der Eigentümer Alexander Schütze hatte damals dagegen gehalten: In den Zaun seien PU-Bänder eingezogen, „damit keiner auf unser Grundstück schauen kann, wo meine Kinder spielen.“ Diese PU- Bänder würden der Privatsphäre seiner Familie dienen.

Schütze ignorierte die Forderung und ließ es auf Ärger mit der Stadt ankommen. „Ich habe die Sache dann meinem Anwalt übergeben, und dann ist da nichts mehr nachgekommen“, erinnert sich der Eigentümer, der damals Bruno Euskirchen vom Ortsausschuss auf seiner Seite hatte. Gleichwohl lehnt Euskirchen nun den ganz ähnlichen Zaun am Friedhof ab und sagte zum GA: „Dass ich nicht grundsätzlich gegen Zäune bin, das wissen sie ja...“

Für die Stadt handelt es sich jedoch um zwei unterschiedliche Dinge, auch wenn sich die Zaun-Optik ähnelt. Jenes Exemplar am Friedhof sei erlaubt, weil sich die angrenzenden Gebäude unmittelbar an der Gehwegkante befinden, also eine sogenannte Straßenrandbebauung bestehe.

„Genau dies ist bei dem Zaun im Kreuzungsbereich Oedekovener Straße nicht der Fall“, erklärt der Sprecher. Dort handele es sich um ein dem Gebäude vorgelagerten Grünbereich. „Dort ist eine Einfriedung an der Straße nicht zulässig.“ Für diesen, vorab ohne Baugenehmigung erstellten Zaun habe das Bauordnungsamt deshalb gefordert, dass die eingeflochtenen Kunststoffbänder entfernt und der Zaun mit einer Hecke begrünt wird.

Die Stadt hat sich die Sanierung der Friedhofsmauer, der gesamten Einfriedungen und den Bau des Zaunes in Lessenich jedenfalls viel Geld kosten lasen, das Presseamt bezifferte den Betrag auf rund 95 000 Euro. Aufgrund von Efeubewuchs hatten sich Teilstücke der Mauerkrone am Friedhof vollständig gelöst und mussten entsprechend erneuert werden.

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