Kommentar zur Suchthilfe in Bonn Mächtig saure Äpfel

Meinung | Bonn · Die Suchthilfe wird ihr Angebot erheblich einschränken müssen: Die Zuschüsse der Stadt werden Schritt für Schritt um 690 000 Euro jährlich gekürzt. Das trifft deren Klienten hart. Ein Kommentar von GA-Redakteur Philipp Königs.

Auf 690 000 Euro jährlich muss die Bonner Suchthilfe künftig verzichten. Das trifft die Träger der ambulanten und stationären Anlaufstellen zwar nicht unvorbereitet, aber deren Klienten zweifellos hart. Das Angebot wird eingeschränkt. Das werden nicht nur Heroinabhängige zu spüren bekommen, sondern auch Jugendliche mit Suchtproblemen und deren Eltern und Angehörige. In Zeiten, in denen die Wirkung von Mediensüchten noch nicht vollends abzusehen ist, ist diese politisch beschlossene Kürzung mindestens mal ein Wagnis und die Teilhabe, die Wiedereingliederung in die Mitte der Gesellschaft wird wieder ein Stück schwerer.

Gerade Geringverdiener und Arbeitslose müssen schon seit Jahren oft in mächtig saure Äpfel beißen: Die Freie Wohlfahrtspflege hat kürzlich ihren neuen Arbeitslosenreport veröffentlicht. Die Leistungen zur Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt sind zwischen 2010 und 2015 bundesweit zurückgegangen, in Bonn um 37 Prozent; Caritas und Diakonie bieten solche stark betreuten Arbeitsplätze an.

Und die Bonner Ratskoalition kann sich nicht dazu durchringen, eine verbindliche 30-Prozent-Quote für Sozialwohnungen bei Neubauprojekten zu beschließen, dabei ist die derzeitige Versorgungsquote mit solchen Wohnungen lächerlich gering. Arbeit, ein Dach über dem Kopf, einen Ansprechpartner in der Not, mit der man alleine nicht mehr zurechtkommt: Das sind die Eckpfeiler für ein Leben in Würde. Doch die Unterstützung dafür nimmt ab.

Die Sozialpolitik in der Stadt Bonn hat das Zeug dazu, die Jamaika-Koalition aus CDU, FDP und Grünen auf eine harte Probe zu stellen.

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