Gerichtsverhandlung Mädchen aus Bonn wollte sich als Prostituierte testen

Bonn · Welche Fantasien das junge Mädchen damals im Kopf hatte, wird es sicher bald einer Bonner Richterin erklären müssen. Jedenfalls wollte die 15-jährige Marja S. (Name geändert) im Herbst 2016 unbedingt wissen, ob sie sich zur Prostitution eignet.

 Das Amtsgericht in Bonn.

Das Amtsgericht in Bonn.

Foto: Gustavo Sanchez

Diese Frage stellte sie einem ihr vertrauten Chatpartner im Internet; der wiederum verwies sie an einen 19-Jährigen aus Bonn. Der angehende Friseurlehrling könne ihr sicherlich weiterhelfen. Sie schickte dem Kontaktmann einige Nacktfotos von sich, mit der Bitte um Stellungnahme, ob sie als Prostituierte eine Chance habe. Die kindliche Neugier und Naivität von Marja S. wurde schließlich schamlos von zwei Männern ausgenutzt.

Davon jedenfalls geht die Bonner Staatsanwaltschaft aus, die einen 35-jährigen Fahrlehrer und eben auch den 19-jährigen Lehrling jetzt wegen sexuellen Missbrauchs einer Minderjährigen sowie Förderung der Prostitution angeklagt hat, wie Amtsgerichtsdirektorin Birgit Niepmann am Donnerstag bestätigte.

Demnach soll der jüngere Angeklagte dem ahnungslosen Mädchen ein unsittliches Angebot gemacht haben: Er habe einen Kunden, wenn sie mit ihm schlafe, bekomme sie 500 Euro. Das sei als Eignungstest zu verstehen. Die 15-Jährige erklärte sich einverstanden und ließ sich auf den „Test“ ein. Laut Anklage wurde sie von dem 19-Jährigen in die Wohnung des Fahrlehrers gebracht, wo es auch zum Geschlechtsverkehr gekommen sein soll. Ob er eigentlich wisse, wie alt sie sei, habe Marja S. von ihm wissen wollen. Da soll der Freier abgewunken haben: „Lassen wir es bei 18 Jahren.“ Für ihren ersten Prostituiertendienst wurde sie nicht mit 500 Euro, sondern mit 50 Euro abgespeist.

Am nächsten Tag jedoch schämte sich Marja S. für den „Scheiß, den ich gebaut habe“. Sie vertraute sich ihrer Mutter und ihrem Stiefvater an. Der Fall wurde angezeigt, die 15-Jährige untersucht.

Der 35-jährige Fahrlehrer hat die Vorwürfe bislang bestritten: Es habe keinen Sex gegeben, er habe mit der Schülerin auf der Couch gesessen und sie hätten Fernsehen geschaut. Auch der 19-Jährige bezeichnet die Geschichte als absurd: Das 500-Euro-Angebot habe es niemals gegeben.

Demnächst müssen sie sich vor einem Jugendschöffengericht in Bonn verantworten.

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