Festnahme in der Bonner Altstadt Männer sind wahrscheinlich eine spezialisierte Bande

Bonn/Region · Bei einem Großeinsatz hat die Polizei Ende November in der Altstadt sechs Männer im Alter von 19 bis 43 Jahren festgenommen. Nachdem es zunächst hieß, dass dies ein Schlag gegen Einbrecher war, gab die Bonner Polizeibehörde jetzt bekannt: Bei den Festgenommenen handelt es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um die so genannte Fensterbohrerbande.

 Das Muster ist der Polizei bekannt: Der Kriminalbeamte Kok Tropschug von der Spurensicherung inspiziert den Tatort in Geislar: Die Fensterbohrerbande hat in die Terrassentüre Löcher gebohrt, um dann mit einem Dietrich den Griff aufzudrehen.

Das Muster ist der Polizei bekannt: Der Kriminalbeamte Kok Tropschug von der Spurensicherung inspiziert den Tatort in Geislar: Die Fensterbohrerbande hat in die Terrassentüre Löcher gebohrt, um dann mit einem Dietrich den Griff aufzudrehen.

Foto: Jörg Manhold

Immer wieder sollen diese Kriminellen in den vergangenen Monaten Fenster- sowie Türrahmen von Balkon- und Terrassentüren in der Region aufgebohrt und sich so Zugang zu Wohnungen und Häuser verschafft haben - alles im Schutze der Dunkelheit und oft, während die Bewohner nebenan schliefen. Gemeldet wurden entsprechende Fälle aus dem gesamten Rhein-Sieg-Kreis, Bonn sowie dem angrenzenden Rheinland-Pfalz.

So hatten sich Anfang November die mutmaßlichen Täter an mehreren Tagen Haus für Haus in Geislar vorgenommen. In der Hammstraße und Aurelianastraße bohrten sie an zahlreichen Häusern Löcher in die Terrassentüren, um mit einem Dietrich den Griff aufzudrehen. Dabei blieben nur Häuser verschont, die per Rolladen, Kameras oder Haushund gesichert waren. Auch da waren Spuren der Bande zu erkennen, gebohrt hatten sie allerdings an den anderen Immobilien. Erfolgreich waren sie allerdings nur an einem Haus in Geislar. Die anderen waren durch gesonderte Einbruchsicherungen geschützt.

Einer, der nah dran war an den mutmaßlichen Fensterbohrern, ist der Bonner Gastronom Cemil "Jimmy" Okatan. Wiederholt waren die festgenommenen Männer in jüngerer Zeit in seinem Hotel Weiher's Eck zu Gast, wie er sagt - bis vor rund drei Wochen plötzlich die Handschellen klickten: "Ich hatte gerade mein Leergut in den Keller gebracht, wollte Getränke holen. Als ich zurückkam, war auch schon alles voll mit Polizei. Zwei der Männer, die im Restaurant gesessen hatten, lagen auf dem Boden, wurden festgehalten", so Okatan.

Auch er selbst habe sich zunächst an die Zimmerwand stellen müssen. Erst später habe die Polizei ihm erklärt, um was es ging. Zwei Männer hätten die Beamten anschließend noch in einem der Gästezimmer, zwei weitere in einem nahegelegenen Kiosk gestellt und dann weggebracht. "Sie wussten von Anfang an, welche Personen sie haben wollten", glaubt er. Das Zimmer konnte der Gastronom nach einer Durchsuchung laut eigener Aussage bereits einige Stunden später wieder säubern und zur Miete anbieten.

"Eigentlich waren das sehr friedvolle Leute", so der Gastronom. Nie habe es Probleme oder Beschwerden gegeben. Auch die Zahlungsmoral sei okay gewesen. "Denen hätte man so etwas eigentlich gar nicht zugetraut", sagt er über die Männer, die nach seiner Aussage aus Albanien stammen. "Klar, fragt man sich beim Check-in schon, was die hier wollen. Aber für uns ist in erster Linie wichtig, dass sie die Hausordnung beachten", so Okatan. Einige Tage später habe die Polizei noch Kleidung der Männer abgeholt. Damit sei das Thema für ihn erledigt gewesen.

Während in anderen Medien von etwa 40 bis 50 Taten allein in der Region die Rede ist, könnten nach Auskunft von Polizeisprecher Frank Piontek noch weitere Einbrüche in anderen Bundesländern auf das Konto des Sextetts gehen. Wo genau, könne die Polizei aus ermittlungstaktischen Gründen derzeit nicht sagen.

Streng nach der Fensterbohrer-Methode, bei der erst ein Loch in den Tür- oder Fensterrahmen gebohrt und die Klinke anschließend mit einer Drahtschlinge umgelegt wird, müssten die Kriminellen jedoch nicht vorgegangen sein. Die bislang zugeordneten Fälle seien "nur die mit dem bekannten modus operandi", so Piontek.

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