Heinrich-Böll-Ring in Bonn Mahnmal für verunglückte Radfahrerin aufgestellt

Bonn · Ein Geisterrad zum Gedenken an die verstorbene Studentin ist am Dienstagabend am Heinrich-Böll-Ring in Bonn aufgestellt worden. Die junge Frau aus China verstarb vor einem Monat, nachdem sie von einem Lkw übersehen worden war.

Heinrich-Böll-Ring in Bonn: Mahnmal für verunglückte Radfahrerin aufgestellt
Foto: Benjamin Westhoff

Es sei besonders schwer, sagte Annette Quaedvlieg als Vorsitzende des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) Bonn/Rhein-Sieg am Dienstagabend, das weiße Geisterfahrrad einen Monat nach dem tödlichen Unfall der jungen chinesischen Studentin ohne den Kontakt zu ihren Angehörigen aufzustellen. Die 25-Jährige war von einem Lkw überfahren worden, der nach rechts von der Bornheimer Straße Richtung Verteilerkreis abbog.

Der Fahrer hatte die junge Frau übersehen. Für den ADFC Kreisverband war es das fünfte Geisterrad, das er nach den weißen Rädern in Tannenbusch, Ramersdorf, Bornheim-Hemmerich und Oberpleis innerhalb der letzten vier Jahre zum Gedenken und als Mahnmal aufstellte. 16 bundesweite tödliche Abbiegeunfälle vermeldet der ADFC seit Jahresbeginn.

„Wir fordern die Spitzen von Politik und Verwaltung auf“, so Werner Böttcher, der verkehrspolitische Sprecher des ADFC Kreisverbands, „an alle Unternehmen in Bonn und dem Umkreis zu appellieren, ihre Fahrzeuge mit Abbiegeassistenten auszurüsten.“ Was für die Neufahrzeuge der Stadt bereits passiert, befindet sich für die vorhandenen Fahrzeuge noch in der Prüfung.

Verstorbene studierte Lebensmitteltechnologie

Böttcher wies darauf hin, dass der ADFC dabei nicht ausschließlich an die Sicherheit der Radfahrer denke, sondern auch an die der Lkw-Fahrer, „die sicherlich in diesem Moment einen Fehler gemacht haben, der durch technische Hilfsmittel jedoch vermieden werden könnte.“ Unverständlich ist für den Verkehrsbeauftragten die Haltung der Stadt, nicht unmittelbar die sogenannten Trixi-Spiegel an den Verkehrsampeln anzubringen, die den toten Winkel „austricksen“ könnten. „In Freiburg wurde das bereits 2008 gemacht“, so Böttcher, der auf positive Ergebnisse in anderen Städten verweist.

Presseamtssprecherin Stefanie Zießnitz gibt dazu die Stellungnahme der Verwaltung wieder: „Der Einsatz von Spiegeln wird insgesamt kritisch gesehen, da Spiegel kein leitendes Element der Straßenverkehrsordnung sind. Auch werden Abstände und Geschwindigkeiten verzerrt dargestellt. An vielen Stellen gibt es daher ein Blinklicht, um den Autofahrer auf querende Radfahrer hinzuweisen.“

Böttcher bemängelt, dass zu viele ADFC-Forderungen immer noch geprüft und Entscheidungen damit verschoben würden. „Doch Prüfen rettet keine Menschenleben“, so Böttcher. Auf der Webseite der Landwirtschaftlichen Fakultät ist eine Todesanzeige der tödlich verunglückten Studentin veröffentlicht: „Frau Lingshuang Jiang hatte schon zu ihrer Schulzeit in Xuzhou den Wunsch, in Deutschland zu studieren“, ist dort zu lesen. Sie sei nach ihrem Studium der Lebensmittelwissenschaft und Ingenieurwesen an der Dalian Polytechnic University 2018 nach Deutschland gekommen, um zunächst die deutsche Sprache zu lernen. Im April 2019 hatte sie ihr Masterstudium im Fach Lebensmitteltechnologie an der Bonner Universität begonnen. „Sie galt als sehr mutig, engagiert und zuverlässig“, heißt es dort. „Am 3. Juni 2019 verstarb Frau Jiang auf tragische Weise durch einen Fahrradunfall. Unser aufrichtiges Mitgefühl gilt Ihrer Familie“, so die landwirtschaftliche Fakultät.

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