Mahnwache auf dem Münsterplatz Bonner Initiative erinnert an die Opfer von Fukushima

Bonn · Am 11. März 2011 trat die Nuklearkatastrophe von Fukushima ein. Daran erinnerte die Initiative AntiAtomBonn mit einer Mahnwache.

 Die Initiative AntiAtomBonn erinnerte mit einer Mahnwache auf dem Münsterplatz an die Nuklearkatastrophe von Fukushima vor zehn Jahren.

Die Initiative AntiAtomBonn erinnerte mit einer Mahnwache auf dem Münsterplatz an die Nuklearkatastrophe von Fukushima vor zehn Jahren.

Unter schwierigen Bedingungen hat die Initiative AntiAtomBonn (AAB) am Donnerstagnachmittag ihre Mahnwache auf dem Münsterplatz aufgebaut. Der Sturm machte das Ausrollen der Transparente zunächst unmöglich, und so brauchten die Mitglieder ein wenig Geduld, bis sie die Forderungen auf den Transparenten für alle sichtbar ausbreiten und ihre Mahnwache – aufgrund der Corona-Verordnungen in kleinem Kreis – abhalten konnten. Auf dem größten Transparent war der Schriftzug „2011-2021 Fukushima mahnt: alle AKW abschalten“ in großen Buchstaben zu lesen. Zum zehnten Jahrestag der Fukushima-Katastrophe erinnerte AAB an das verheerende Reaktorunglück in Japan.

Am 11. März 2011 wurde das Land von dem stärksten Erdbeben, das in Japan je gemessen wurde, sowie von einem Tsunami mit bis zu 14 Meter hohen Wellen an der Pazifik-Küste heimgesucht. Das Atomkraftwerk (AKW) von Fukushima wurde dabei mit voller Wucht getroffen, ein Reaktor explodierte. Nach dem Gau (Größter Anzunehmender Unfall) mussten 160.000 Menschen aus ihrer Heimat evakuiert werden, um vor der austretenden Radioaktivität geschützt zu werden. „Die Katastrophe ist in keinster Weise vorbei“, sagte Herbert Hoting von der Initiative AAB. Zehntausende Einwohner dürfen bis heute wegen der Strahlenbelastung nicht mehr zurückkehren.

Atomausstieg in Deutschland

In Deutschland stellt die Katastrophe den Anfang vom Ende der Atomkraft dar: Die Tragödie von Fukushima leitete in Deutschland den Atomausstieg ein, der noch im Juni des Unglücksjahres beschlossen worden war. Aus Sicht von AAB ist seitdem aber noch viel zu wenig passiert: „Trotz Atomausstiegs bleibt die gesamte nukleare Infrastruktur unangetastet. Atomtransporte gehen ungehindert weiter, und es werden noch immer mehrere Versuchsreaktoren betrieben“, sagt Hoting. AAB fordere daher das sofortige Abschalten der AKW in Deutschland sowie das Abschalten der Brennelemente-Fabrik in Lingen und der Urananreicherungs-Anlage in Gronau. Diese belieferten marode AKW wie jenes im belgischen Tihange mit nuklearem Brennstoff. „Tihange liegt 160 Kilometer von Bonn entfernt: Bei Westwind wäre die nukleare Wolke sechs Stunden später in Bonn. Darauf ist Bonn nicht vorbereitet“, erklärt Hoting.

Zudem seien alle sechs Atomkraftwerke, die in Deutschland noch immer in Betrieb sind, nicht für die Versorgungssicherheit  erforderlich. Schließlich habe nach Fukushima in Japan auch niemand gemerkt, dass acht AKW abgeschaltet wurden. „Mit jedem Tag, an dem die Werke laufen, werden sie älter, und die Gefahr eines Nuklearunfalls steigt“, betont Hoting.

Nachdem AAB auf dem Münsterplatz alle Transparente ausgerollt und einen Kerzenkreis zur Erinnerung an die Opfer von Fukushima aufgebaut hatte, kam Kayo Clemens mit dem Fahrrad auf den Münsterplatz. Die junge Frau hatte bereits im Vorfeld von der Mahnwache gehört und beschlossen, die Gruppe zu unterstützen. „Ich habe die vergangenen dreieinhalb Jahre in Japan gelebt. Dort habe ich viele Menschen kennengelernt, die von der Katastrophe direkt betroffen sind und noch heute sehr darunter leiden. Mit meiner Teilnahme hier möchte ich auf die Gefahren von Radioaktivität aufmerksam machen“, sagte sie.

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