Mammutbäume in der Stadt Mit dem Fahrrad zu Besuch bei Bonns Baumriesen

Bonn · Seit dem 19. Jahrhundert wachsen Mammutbäume in Europa. Auch in Bonn. Sie können bis zu hundert Meter hoch werden. Michael Dreisvogt vom Arboretum Härle hat dem General-Anzeiger auf einer Fahrradtour besondere Exemplare am Rheinufer gezeigt.

Bonn: Mammutbäume im Kurpark, in der Rheinaue, am Haus Carstanjen
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Mammutbäume im Bonner Stadtgebiet

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Foto: Meike Böschemeyer

Der Küstenmammutbaum ist die höchste Baumart der Welt. Manche Exemplare können über 100 Meter hoch wachsen. Eine Scheibe eines solchen Mammuts steht in der Bonner Rheinaue. 1989 schenkte Barbara Bush, Ehefrau des ehemaligen US-Präsidenten, das Stück der Stadt Bonn.

Michael Dreisvogt, Technischer Leiter des Arboretums Härle in Oberkassel, kennt sich mit den Baumriesen gut aus und zeigt dem General-Anzeiger bei einer Radtour einige Exemplare. „Die ersten Mammutbäume wurden 1853 aus den USA nach Großbritannien eingeführt“, so Dreisvogt. Die riesigen Bäume können bis zu 3000 Jahre alt werden, erklärt er. Der Küstenmammut, aus dem die Scheibe in der Rheinaue stammt, sei 750 Jahre alt geworden.

Küstenmammut kommt gut mit Klima in Deutschland zurecht

 Die Karte weist den Weg zu den interessantesten Mammutbäumen in Bonn und Umgebung. Ausgangspunkt ist die Mammutbaumscheibe in der Bonner Rheinaue.

Die Karte weist den Weg zu den interessantesten Mammutbäumen in Bonn und Umgebung. Ausgangspunkt ist die Mammutbaumscheibe in der Bonner Rheinaue.

Foto: GA-Grafik

Anhand der Jahresringe lässt sich das an der Baumscheibe ablesen. „Dort, wo viel Platz zwischen den einzelnen Linien ist, ist der Baum viel gewachsen. Wenn die Linien näher beieinanderliegen, deutet das auf wenig Wachstum im jeweiligen Jahr hin“, sagt Dreisvogt. Hinter der Mammutbaumscheibe ragt ein anderer Baumriese in die Höhe.

Es ist ein circa 30 Jahre alter Bergmammutbaum. Während für diesen die zunehmende Trockenheit zum Problem werde, komme der Küstenmammut mit den klimatischen Verhältnissen in Deutschland gut zurecht. Die Mammutbaumarten unterscheiden sich optisch voneinander: Während der Bergmammut schuppenförmige Nadeln und eine geschlossene Krone hat, ist der Küstenmammut an seinen versetzt angeordneten nadelförmigen Blättern zu erkennen.

Chinesischer Mammutbaum galt lange als ausgestorben

Die Radtour führt zum Japanischen Garten. An einer Kreuzung zeigt Dreisvogt eine dritte Art: den chinesischen Mammutbaum. Lange hielten Forscher diesen für ausgestorben. Bis eine Expedition von Chinesen und US-Amerikanern während des Zweiten Weltkriegs den Baum in China entdeckte. Ein weiteres Exemplar dieser Art schmückt heute auf der rechten Seite den Eingang zum Japanischen Garten.

Nächste Station: Die Villa Carstanjen, in deren Park Besucher eine Reihe besonderer Bäume bestaunen können. Zum Beispiel die 200-jährige Blutbuche, die im Sommer 2020 ohne die Hilfe engagierter Bürger der Hitze zum Opfer gefallen wäre. Außerdem: einen Ahorn, den 1996 die ersten Mitarbeiter des UN-Klimasekretariats aus Genf mit nach Bonn brachten, und einen Trompetenbaum, den die Dichterin Annette von Droste-Hülshoff für den Park spendete.

Initiative Baumwächter setzt sich für mehr Bäume ein

Andreas Theves engagiert sich in der Initiative Baumwächter für die Bäume im Park Carstanjen. Dort sind viele als Denkmäler gekennzeichnet. Obwohl die Bäume mit dieser Kennzeichnung durch die Kommune geschützt werden, findet der gelernte Landschaftsgärtner, dass im Park Carstanjen wieder mehr Bäume gepflanzt werden müssen: „Es kommt auf die Vielfalt an“, so Theves. Auch Patricia Guzman engagiert sich als Baumwächterin: „Dass hier nicht nachgepflanzt wird, ist ein Problem“, sagt sie. Für die Bepflanzung im Park sei die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) als Besitzerin zuständig.

Die Mammutbäume an der Villa Carstanjen stehen auf dem privaten Teil des Grundstücks. Besucher können auf der rechten Seite des Hauses zur Rheinseite trotzdem einen Blick über die Mauer werfen und die riesigen Exemplare dort bestaunen. „Früher waren Bäume selbstverständlich, heute merken wir erst, welche Bedeutung sie haben“, stellt Patricia Guzman fest.

Nicht alle Mammutbäume trotzen klimatischen Veränderungen

Auf dem Weg Richtung Mausoleum fällt ein weiterer Mammutbaum auf: Im Garten einer Villa an der Turmstraße steht der größte Küstenmammut Deutschlands, weiß Michael Dreisvogt. Der Baum stehe dort seit den 1960er Jahren und sei inzwischen über dreißig Meter hoch.

Weiter geht es nach Bad Godesberg. Bei einem Zwischenstopp am Von-Sandt-Ufer zeigt Dreisvogt zum Petersberg auf der anderen Rheinseite hinauf. Der Mammutbaum, der dort wächst, ist auch aus einiger Entfernung mit bloßem Auge zu erkennen. Ein Stück weiter fallen Passanten zwei Mammutbäume am Kurpark Bad Godesberg auf. Einer der beiden ist tot, erkennt Dreisvogt. Auch für Laien ist das zu erkennen: Die Nadeln des Bergmammuts sind trocken und braun.

Glückliche Mammutbäume im Kurpark

Der Baum müsse jetzt gefällt werden, so der Experte vom Arboretum. Mammutbäume bleiben nämlich dank ihrer starken Wurzeln stehen, auch wenn sie tot sind. Zum Glück geht es nicht allen im Kurpark und dem benachbarten Redoutenpark so. „Glückliche Bäume“ nennt Dreisvogt diese, die den klimatischen Veränderungen trotzen. Früher seien Mammutbäume als Statussymbole in den Vorgärten von Villen in Bonn gepflanzt worden. Dreisvogt hofft, dass die Bäume der Stadt auch in den nächsten 100 Jahren erhalten bleiben. Dafür müsse für die bereits bestehenden Mammutbäume gesorgt und neue Baumriesen gepflanzt werden.

Wer sich selbst auf die Suche nach den Mammutbäumen in Bonn und Umgebung machen möchte, kann die Mammutbaum-Route mit dem Fahrrad nachfahren (siehe Grafik). Optional können Interessenten als letzte Station das Arboretum Härle besuchen. Dabei sind die Öffnungszeiten zu beachten.

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