GA-Serie Bonner Kopf: Carolin Wielpütz Managerin mit Sopranstimme

BONN · Seit 2014 ist Carolin Wielpütz künstlerische Betriebsdirektorin der Bonner Oper. Nach Stationen in den USA, Spanien, Irland und Bregenz kehrte sie vor zwei Jahren „nach Hause“ zurück.

Ein „Danke“ gibt's heute nicht. „Nein“, sagt Carolin Wielpütz, „dafür bin ich viel zu abergläubisch. So wie alle Theaterleute. Auf 'toi, toi, toi' darf man nicht antworten.“ In wenigen Stunden beginnt die Premiere von „Romeo und Julia“, doch von Lampenfieber keine Spur. „Das täuscht“, meint die 32-Jährige schmunzelnd. „Jede Premiere ist eine Zitterpartie und Adrenalin pur. Erst wenn alles reibungslos über die Bühne gegangen ist, sind wir zufrieden. Schließlich arbeiten wir alle an einem Gesamtpaket. Vor und hinter der Bühne.“

Seit 2014 ist die begeisterte Joggerin mit der Sopranstimme künstlerische Betriebsdirektorin der Oper. Nach Stationen in den USA, Spanien, Irland und Bregenz kehrte sie vor zwei Jahren „nach Hause“ zurück. In Bonn geboren und in Bad Godesberg zur Schule gegangen, verließ sie ihre rheinische Heimat 2001 fürs Studium.

In Erlangen schrieb sie sich für angewandte Theater- und Medienwissenschaften sowie Englisch ein. „Das Theater war schon als Kind meine große Leidenschaft“, erinnert sie sich gerne. Damals sang sie im Kinder- und Jugendchor der Oper. Der Musik ist sie bis heute treu geblieben.

Ausgebildet in klassischem Gesang

Denn Carolin Wielpütz spielt nicht nur Klavier, sie ließ sich zusätzlich in klassischem Gesang ausbilden. Deshalb kann sie sich kaum entscheiden, auf welche Aufführungen sie sich in dieser Spielzeit besonders freut. „Natürlich auf Evita“, antwortet Carolin Wielpütz spontan. „Aber auch auf die Verdi-Reihe oder La Bohème. Ich freue mich einfach auf alles“, strahlt sie.

Als künstlerische Betriebsdirektorin ist sie so etwas wie die Chefdisponentin der Oper. „Der Manager hinter der Bühne“, beschreibt sie ihren Job. Sie plant Proben und Premieren, organisiert mit Technikern, Musikern und Künstlern den kompletten Ablauf. Die Budgetierung der Produktion und das Aushandeln der Verträge sowie das Casting gehört ebenfalls zu ihren Aufgaben. „Dabei profitiere ich natürlich von meiner eigenen Gesangsausbildung.“

Rund zwei Jahre im Voraus stellt sie die Weichen für eine neue Spielzeit. „Da muss im Vorfeld viel geregelt und abgefragt werden.“ Auf welches Highlight kann sich das Publikum 2018 freuen? „Das könnte ich verraten, tue es aber nicht“, lacht sie.

Wielpütz: Die Bonner lassen sich auf Neues ein

Mit dem hiesigen Publikum ist sie sehr zufrieden. „Die Bonner sind neugierig und lassen sich auf Neues ein. So wie bei Verdis Jérusalem.“ Obwohl nur wenig bekannt, waren die Aufführungen stets gut besucht. Für ihre zukünftige Arbeit wünscht sie sich, dass es noch „viele spannende Projekte mit großartigen Künstlern geben wird, die das Publikum herausfordern und anlocken.“

Genauso ambitioniert wie sie die Spielzeiten vorbereitet, genauso engagiert ist sie bei den Vorbereitungen für das Theaterfest. „Das wird wieder eine runde Sache. Wir haben wirklich ein tolles Programm, um den Bonnern die Vielseitigkeit und Vielschichtigkeit des Hauses zu zeigen. Denn Theater ist mehr als ein Event. Es ist ein wichtiger Bestandteil der Gesellschaft, damit die Bevölkerung über Kunst Erfahrungen teilen kann“, ist sie überzeugt.

Corsagenkleid ersteigert

Deshalb sei es wichtig, dass die Zuschauer beim Theaterfest hinter die Kulissen blicken. „Zudem wollen wir zeigen, wie viele verschiedene Berufe hier unter einem Dach vereint sind. Vom Schlosser bis zum Darsteller.“

Publikumsmagnet wird am Sonntag wieder die Kostümversteigerung sein. „Ich habe als junges Mädchen selbst einmal ein viktorianisches Corsagenkleid aus dem Fundus ersteigert“, lacht Carolin Wielpütz. „Das war ein richtiger Hingucker auf einer Party.“ Alles ist für ein rundum gelungenes Fest geplant, nur das Wetter hat Carolin Wielpütz nicht im Griff. „Ich hoffe, dass es trocken bleibt“. Toi, toi, toi – natürlich ohne Danke!

Die Serie: Eine Stadt ist so vielfältig wie die Gesichter der Menschen, die hier wohnen und arbeiten, lernen und kreativ sind. Es gibt Erfolgsgeschichten, Liebesgeschichten, Lebensgeschichtenoder Alltagsgeschichten. In der Serie „Bonner Kopf“ porträtieren wir jeweils einen Bonner Kopf.

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