Fast alle Angeklagten wollen ein Geständnis ablegen Marihuana-Handel im Schatten des Stadthauses

BONN · Ihnen drohen mehrjährige Haftstrafen, doch den Ernst der Lage scheint ein Teil der insgesamt sechs jungen Angeklagten im Alter zwischen 18 und 22 Jahren noch nicht verstanden zu haben. Seit Mittwoch müssen sich die Bonner vor allem für den bandenmäßigen Handel mit Drogen vor der Jugendstrafkammer verantworten.

 Lange Anklagebank: Die sechs mutmaßlichen Drogendealer mit ihren Anwälten beim Prozessauftakt vor der Jugendstrafkammer.

Lange Anklagebank: Die sechs mutmaßlichen Drogendealer mit ihren Anwälten beim Prozessauftakt vor der Jugendstrafkammer.

Zwischen Kölnstraße und Stadthaus sollen die mutmaßlichen Bandenmitglieder zwischen März und Mitte Juli 2014 Marihuana verkauft haben. Laut Anklage wurden die Drogen von dem 22 Jahre alten Bandenchef bei einem Dealer in Tannenbusch besorgt und dann in der Wohnung eines 22-Jährigen neben einer Grundschule in der Altstadt gelagert. Dort wurde das Marihuana offenbar in Konsumeinheiten verpackt und sofort auf der Straße verkauft.

Ins Visier der Ermittler gerieten die jungen Männer durch einen schiefgelaufenen Deal: Ein Zeuge hatte die Polizei gerufen, als er sah, dass sich ein Mann - laut Anklage der Kopf der Bande - in der Wolfstraße auf einem wegrasenden Auto festkrallte.

Der 22-Jährige und ein Komplize sollen einem in dem Auto sitzenden Brüderpaar zuvor 256 Gramm Marihuana übergeben haben. Die Käufer wollten sich anscheinend ohne zu bezahlen davonstehlen, wurden von der Polizei jedoch noch auf Bonner Stadtgebiet gestoppt.

Nach verdeckten Ermittlungen schlug die Polizei im Juli 2014 zu und stellte 350 Gramm Marihuana sicher. Dass die jungen Männer auf freiem Fuß gelassen wurden, scheint ihnen zum Teil nicht gut bekommen zu sein: Inzwischen sitzen der mutmaßliche Kopf der Bande und ein weiterer 22-Jähriger in Untersuchungshaft.

Die beiden sowie der 18-Jährige, der immer noch auf freiem Fuß ist, sollen im Drogengeschäft munter weitermitgemischt haben. So wurde die Polizei am Abend des 8. März in der Maxstraße auf den vermeintlichen Chef aufmerksam, als er in einem Auto saß und mit einem Tütchen spielte. Dieses soll er schnell in den Fußraum des Wagens geworfen haben, als die Beamten an sein Fenster klopften.

Doch der 22-Jährige hatte nicht nur das eine Tütchen mit einem Gramm Marihuana dabei: Im Kofferraum wurde eine große Tüte mit weiteren knapp 200 Gramm Marihuana gefunden. Die beiden anderen Angeklagten sollen dagegen mit Marihuana im einstelligen Grammbereich gehandelt haben.

Am ersten Verhandlungstag machten die mutmaßlichen Dealer noch keine Angaben. Ein Großteil der Verteidiger kündigte jedoch an, dass voraussichtlich geständige Einlassungen abgegeben werden. Der Prozess wird fortgesetzt.

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