Werbestand auf Marktplatz in Bonn Das steckt hinter dem Hanfwirkstoff CBD
Bonn · Bei einem Werbestand in der Bonner City darf jeder mal CBD probieren. Wir erklären, wie sich Firmen mit dem Stoff zwischen umstrittenen Wirkungen und rechtlichen Grauzonen bewegen.
Der Markt boomt, und immer mehr wollen daran teilhaben. Das Geschäft mit Hanf-Produkten wie Öle, Kosmetika oder Tee zieht in Deutschland Unternehmer und Kunden an. Auch der Bonner Online-Shop „Naturpuls UG“ verkauft Öle und Kosmetikprodukte mit dem im Hanf enthaltenen Wirkstoff Cannabidiol (CBD). Am Samstagmittag machte das Unternehmen auf dem Marktplatz mit einem Stand Werbung für seine Produkte. Mit dabei war der Deutsche Hanfverband (DHV), der Lobbyarbeit zum Thema Cannabis betreibt (siehe „Hanfverband“). Doch die Wirkung von Produkten mit CBD-Inhalt ist umstritten. Auch bewegen sich die Anbieter in einer rechtlichen Grauzone.
Dem Wirkstoff CBD werden viele verschiedene Wirkungen nachgesagt. Klar ist nur, dass er keine psychoaktive Wirkung wie der ebenfalls in Hanf enthaltene Wirkstoff THC hat. Bei Naturpuls wirbt man unter anderem mit Wirkungen gegen Stress, Depressionen, Epilepsie oder Krebs. Doch eine wissenschaftliche Basis ist kaum vorhanden, wie auch Christian Bembenek vom DHV zugibt. Nur bei Epilepsie und der Schmerztherapie gebe es schon belastbare Ergebnisse. „Doch diese Studien wurden mit höheren Dosierungen durchgeführt.“
Auch Achim Schaefer, Bereichsleiter Ambulante Suchthilfe der Diakonie und der Caritas in Bonn, bezweifelt die Wirkung von CDB-Produkten. „Hier reden wir über eine Glaubensfrage und Placebo-Effekte.“ Da die Wirkung der Produkte also umstritten ist, dürfen Firmen, die mit diesen Produkten handeln, keine Heilungsversprechen abgeben. Deswegen würden alle Berichte über Wirkungen der Naturpuls-Produkte lediglich auf Erfahrungsberichten von Kunden basieren, betont der Geschäftsführer der Firma, Jalal Akbar.
Von positiven Erfahrungen mit CBD-Produkten berichtet Katharina, die interessiert am Stand stehengeblieben ist. Sie möchte nicht, dass ihr Nachname in der Zeitung erscheint. „Bei mir hilft das CBD-Öl gegen Kopfschmerzen und Einschlafprobleme.“ Ihr Freund gebrauche das Öl als Stimmungsaufheller.
Direkte Risiken, die mit dem Konsum von CBD-Produkten einhergehen, sind bisher nicht bekannt. Entsprechende Langzeitstudien fehlen jedoch. Schaefer von der Ambulanten Suchthilfe sieht aber eine andere, diffusere Gefahr für Menschen, die mit solchen Produkten Problematiken, meist im psychischen Bereich, bekämpfen wollten. Selbst wenn es am Anfang wirke, „verpufft die gewollte Wirkung irgendwann, und darin liegt das eigentliche Risiko.“ Die Gefahr eines Umstieges auf Drogen bestehe.
Auch die rechtliche Situation zu Cannabisprodukten ist in Deutschland unklar und lässt sich als Grauzone beschreiben. Akbar beklagt, dass die Rechtslage in jedem Bundesland anders interpretiert werde. Eindeutig ist, dass die Produkte weniger als 0,2 Prozent THC enthalten müssen, um nicht unter das Betäubungsmittelgesetz zu fallen. „Wir bemühen uns, dass in unseren Produkten gar kein THC ist“, so Akbar. „Die Hersteller wollen sich immer im lebensmittelrechtlichen Bereich bewegen“, erklärt Schaefer. Dem Gesetzgeber falle es schwer, den Entwicklungen des Marktes zu folgen, es entstehe eine Art Hase-und-Igel-Spiel. Neue Gefahr droht dem CBD-Markt vonseiten der EU. Die Kommission plant, CBD als Betäubungsmittel einzustufen. Damit könnten die Produkte nicht mehr als Lebensmittel oder Kosmetika zugelassen werden.