Schutz gegen Corona Bonner Freiwillige nähen fleißig Behelfsmasken

Bonn · Die Aktion „Behelfsmasken für Bonn“ im Zentralsammellager für Sachspenden ist gut angelaufen. Viele Freiwillige nähen fleißig. Die Stadt ging bis Mittwoch von einem kurzfristigen Bedarf von 615.000 Behelfsmasken aus Stoff und einer Million chirurgischer Masken aus.

 Mutter und Tochter: Christiane (links) und Carlota Klieeisen nutzen die Corona-Beschränkungen für soziales Engagement und nähen Behelfsmasken.

Mutter und Tochter: Christiane (links) und Carlota Klieeisen nutzen die Corona-Beschränkungen für soziales Engagement und nähen Behelfsmasken.

Foto: Stefan Hermes

Das Lächeln von Jan Meyer, dem Betriebsleiter des Zentrallagers für Sachspenden in Bonn (Zesabo) ist nur an seinen Augen abzulesen. Der Mund ist durch eine weiße Behelfsmaske abgedeckt. „Die Hilfsbereitschaft der Bonner ist überwältigend“, sagt er. Um die Versorgung mit Behelfsmasken zu verbessern, hat der Zesabo-Verein, dessen Vorsitzender Meyer ist, einen Hilfeaufruf in den Sozialen Medien veröffentlicht: „Meldet euch, wenn ihr größere Mengen an Bettwäsche spenden, Material liefern oder abholen könnt. Wenn ihr eine Nähmaschine habt und Behelfsmasken nähen wollt.“ Und die Bonner wollen.

Die Stadt ging bis Mittwoch von einem kurzfristigen Bedarf von 615.000 Behelfsmasken aus Stoff und einer Million chirurgischer Masken aus, wobei vor allem die Kliniken ihren Bedarf bisher überwiegend selbst deckten. Nach der Empfehlung des Bundes, Masken zu tragen und der geplanten Wiederaufnahme des Schulbetriebs in NRW dürfte der Bedarf in Bonn nun viel höher sein.

Beim Zesabo hatten sich bis Mittwoch bereits 47 ehrenamtliche Näher und 42 Fahrer gemeldet, die mit rund 200 Bettlaken, knapp 100 Bezügen, mit Nähgarn, Gummilitzen, Scheren und Drahthalterungen versorgt werden konnten und nun Masken herstellen. Bis Freitag werden rund 500 davon im Lager an der Endenicher Straße eingetroffen sein. Dem standen am Donnerstag etwa 5300 bestellte Masken gegenüber. Reserviert sind sie zunächst für Einrichtungen und Initiativen, die sich um hilfsbedürftige Menschen kümmern. Auch Großspenden aus der Industrie sind laut Meyer avisiert.

Alle Masken, die das frühere Teppichlager erreichen, werden von ehrenamtlichen Mitarbeitern des Vereins desinfiziert. „Einfach eine Viertelstunde im großen Topf kochen“, lacht Meyer. Er legt Wert auf den Hinweis, dass die Masken weder geprüft noch zertifiziert sind. Der Behelfs-Mund-Nasen-Schutz (BMNS, siehe „Masken-Tipps“) soll die Verbreitung von Tröpfchen durch den Träger reduzieren. Im Zesabo werden Materialien und fertige Behelfsmasken sortiert und weiterverteilt.

Bettwäsche wird benötigt

„Händeringend suchen wir Bettwäsche“, sagt Meyer und ergänzt, dass nur reine Baumwollgewebe infrage kommen, die gekocht werden können. Neben Stoffspenden hofft er auf Nähgarn, Bänder und Gummilitze sowie Nähmaschinen. „Und wir brauchen noch weitere Näher und Fahrer.“ Er ist auch voll des Lobes für die Geschwindigkeit, mit der die Stadtverwaltung reagiert habe. Kaum hatte er im GA gelesen, dass am Bonner Theater Behelfsmasken genäht werden, hatte er sich dort gemeldet und zwei Paletten mit Bettzeug aus dem Lager angeboten, was dort freudig angenommen wurde. Das Theater war die erste Einrichtung, die Ende März Masken nähte. Inzwischen haben sich über 200 Mitarbeiter der Stadtverwaltung gemeldet, die in ihrer Freizeit die Nähaktion unterstützen.

Auch Carlota Klieeisen näht zusammen mit ihrer Mutter Christiane „Behelfsmasken für Bonn“, wie die Aktion heißt. Die 20-Jährige hatte sich bei der Freiwilligenagentur gemeldet, um in dem Lockdown etwas Sinnvolles zu tun. Ihre Mutter, die wegen Covid-19 alle Kurse absagen musste, darunter Schmuck- und Dekorationskurse für Kinder, hatte schon für die Familie begonnen, Behelfsmasken zu nähen. Die Anregung dazu kam von ihrer 75-jährigen Mutter, die in Spanien lebt. „Jetzt haben wir Freude daran, für Bonn zu nähen“, so Christiane Klieeisen, die sich im Atelier mit ihrer Tochter eingerichtet hat. „Jetzt fangen wir an, damit in Serie zu gehen“, lacht sie und zeigt einen Prototypen, bei dem unschwer zu erkennen ist, dass es sich bei den beiden Frauen um Perfektionistinnen handelt.

Wer Material oder Behelfsmasken benötigt, findet auf www.zesabo.de Online-Bestellformulare. Entgegen der bisher veröffentlichten Schließung für den Publikumsverkehr, ist nun eine Spendenannahme von Baumwoll-Bettwäsche auf dem Parkplatz des Zesabo jeden Montag, Mittwoch und Freitag zwischen 15 und 19 Uhr möglich. Die Spenden können aber auch von den ehrenamtlichen Kurierfahrern abgeholt werden.

Zesabo e.V., Endenicher Straße 95, 53115 Bonn, info@zesabo.de, ☎ 0228/24027809 und 0228/5366905

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