So äußern sich Schüler und Eltern Gespaltene Meinungen zur Maskenpflicht an Bonner Schulen

Bonn · Der Erlass des Ministeriums polarisiert Eltern und Schüler. Pädagogen überlegen sich Konzepte - und blicken mit Sorge auf die kommenden heißen Tage.

 Unterricht mit Maske: Das haben Schüler des Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasiums während der Krise schon erlebt.

Unterricht mit Maske: Das haben Schüler des Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasiums während der Krise schon erlebt.

Foto: Benjamin Westhoff

Die Verpflichtung für alle Schülerinnen und Schüler, in den Schulen – an den weiterführenden Schulen auch während des Unterrichts – mit Frist bis zum 31. August einen Mund- und Nasenschutz zu tragen, sorgt im Netz auch unter Bonnern für eine rege Diskussion. Auch erreichen den GA viele E-Mails von Eltern und Schülern mit sehr unterschiedlichen Meinungen zur Maskenpflicht als Schutz vor einer Corona-Infektion.

„Bei der Hitzewelle, die momentan anhält, finde ich es eine unzumutbare Geschichte“, schreibt Sarah (22), die in Bonn ein Berufskolleg besucht. Zumal sie in Containerklassen unterrichtet werde. „Das ist eine Tortur. Da kann von konzentriertem Lernen keine Rede sein.“ Facebook-Nutzerin Sabine Mingers schreibt, „meinen Töchtern ist es übrigens gleich, sie halten sich dran und jammern nicht rum. Im Gegenteil: Ist notwendig, also tragen wir die Maske. Und ihre Freunde tun es gleich“. Jennifer Wilms erinnert auf Facebook daran, dass für die Schüler, die zur Risikogruppe gehören, es so sicherer sei und die Eltern ihre Kinder beruhigter zur Schule schicken könnten. „Es geht darum, alle zu schützen.“

Endlich eine klare Regelung

Derweil laufen in den Schulen die Telefondrähte heiß: Gemeinsam überlegen viele Bonner Schulleiterinnen und Schulleiter, wie sie den Erlass des Schulministeriums von Montag in die Praxis umsetzen können. Einige Direktoren, die der GA befragte, zeigten sich zunächst einmal erleichtert, dass das Land NRW jetzt „endlich frühzeitig und in aller Klarheit“ eine Regelung für alle Schulen zum Schulstart nächsten Mittwoch erlassen habe, so der Tenor. Zwar sehen sie es durchaus als problematisch an, wenn Kinder und Jugendliche an den weiterführenden Schulen stundenlang auch im Klassenraum eine Maske tragen müssen. Doch wenn diese Maßnahme es ermögliche, wieder einen einigermaßen normalen Schulalltag mit allen Schülern vor Ort zu gewährleisten, dann habe dies Vorrang.

„Die Schule steht für mich vorn“, betont Manfred Theis. Der Leiter des Clara-Schumann-Gymnaisums sieht einer „spannenden Zeit“ bis Ende August entgegen, schließlich haben die Meteorologen heiße Tage vorausgesagt. Und die fallen ausgerechnet in den Schulbeginn nächste Wochen. Theis weiß, dann heizen sich die Klassenräume auf, zumal an vielen Schulgebäuden Verschattungseinrichtungen fehlen. „Es gibt ja immer noch Hitzefrei, wenn es wirklich gar nicht mehr geht“, gibt er sich pragmatisch.

Sein Kollege vom Tannenbusch-Gymnasium, Eike Schultz, sagt: „Das Wichtigste ist die Gesundheit, das ist klar.“ Auch er sieht die große Herausforderung, der sich seine Schüler stellen müssen, wenn sie im Unterricht den Mund- und Nasenschutz nicht ablegen dürfen. „Viele von ihnen kommen mit Bus und Bahn, wo sie ja ebenfalls schon Maske tragen müssen. Das ist dann ein langer Tag.“ Zumal die Wärme ihr Übriges tue. „Wir werden sehen, wie wir darauf reagieren.“  Christa Hahn leitet die Ludwig-Richter-Grundschule in Duisdorf und ist froh, dass die Grundschüler im Unterricht ihre Maske ablegen dürfen. Die Pädagogin hat indes beobachtet, dass besonders Kinder sehr diszipliniert seien, wenn es um die Einhaltung der Hygieneregeln zum Schutze vor Corona gehe. „Das kann man nicht unbedingt von allen Erwachsenen sagen.“

Bonner Eltern sehen bei der Umsetzung Probleme

Rolf Haßelkus vom Bonner Vorstand der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) ist gespalten: „Ich weiß, es ist auch für die Landesregierung eine schwierige Situation, aber das Ganze zeugt von einer gewissen Hilflosigkeit.“ Er sehe schon Probleme in der praktischen Umsetzung, aber gebe es derzeit wohl keine andere Möglichkeit für die Schulen, als die Anweisung umzusetzen. Es falle ihm schwer, jetzt Kritik zu üben, so Haßelkus, allerdings sehe er, dass die Schulen „wieder sehr in die Verantwortung genommen werden, wie man die Probleme lösen soll“.

Da einige Eltern auf Facebook Sorgen äußern, das ständige Maskentragen könne sich negativ auf die Gesundheit der Kinder auswirken, hat der GA den Obmann der Kinder- und Jugendärzte in Bonn und im linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis, Axel Gerschlauer, befragt. Er wisse nur, „dass das wahnsinnig anstrengend und lästig ist“, antwortet Gerschlauer. Dass das Maskentragen gefährlich werden könnte, sieht er eher nicht, aber es gebe seiner Kenntnis dazu auch keine Studien. „Wir sollten alle zugeben, dass wir bei dem Virus weiterhin nur auf Sicht agieren und ausprobieren müssen.“ Der Mediziner rät zur Gelassenheit: „Es kann besser klappen, als man im Moment vielleicht befürchtet.“

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