Trierer Straße Massiver Protest gegen Bauprojekt in Poppelsdorf

Poppelsdorf · 180 Wohnungen sowie ein großer Supermarkt sollen an der Trierer Straße entstehen. Die Anwohner in Poppelsdorf haben allerdings zahlreiche Bedenken und wollen den Bau noch stoppen.

Mit einem so großen Widerstand hatten Gutachter, Investor, Architekt und Vertreter der Stadt wohl nicht gerechnet. „Wenn Sie das durchziehen, dann werden Sie hier auf eine massive Gegenwehr stoßen“, machte ein Anwohner seinem Unmut gleich zu Beginn Luft. Mehr als 200 Bürger waren am Mittwoch in den Clemens-August-Saal gekommen, um sich über das Bauvorhaben auf der letzten großen Freifläche in Poppelsdorf zu informieren: An der Kreuzung Trierer Straße/Im Wingert – in einem Areal, das im Landschaftsschutzgebiet liegt – plant die Schoofs-Gruppe mit Sitz in Kevelaer als Investor einen massiven Komplex mit 180 Wohnungen, einem großen Einzelhandelsgeschäft, Kindertagesstätte sowie einer Tiefgarage. Betroffen von den Neubauplänen wäre auch der Clemens-August-Platz mit seinem alten Baumbestand.

„Wie wird sich die Bebauung auf das Klima auswirken, haben Sie an den Hochwasserschutz gedacht, und wieso sollen wir noch mehr Verkehr hinnehmen?“, formulierte Franz-Josef Bäumer seine Ablehnung. Denn schon heute würden die Keller der angrenzenden Häuser bei Starkregen regelmäßig überflutet. „Wenn wir dieses Areal jetzt auch noch versiegeln, werden unsere Probleme noch größer“, ärgerte er sich.

"Die Fläche gehört zur grünen Lunge in der Stadt."

Mit den Erklärungen des Klimagutachters Thorsten Stock gaben sich die Poppelsdorfer nicht zufrieden. Er kam zu dem Schluss, dass die Bebauung „lokale klimatische Auswirkungen“ haben wird. Um die Kaltluftströmung vom Melbtal in Richtung Bonn trotz des Baukomplexes nicht zu blockieren, schlägt er eine Öffnung in dem Gebäude „zur besseren Durchlüftung“ sowie eine starke Begrünung vor. „Schon in den 1970er Jahren haben sich die Poppelsdorfer gegen eine Bebauung entlang der Trierer Straße gewehrt, damit die Frischluftschneise nicht durchschnitten ist. Und jetzt sollen wir uns damit abfinden?“, wehrte sich Anwohnerin Ilka Spormann gegen die Pläne.

Jens Nussbaum, der die Auswirkungen auf den Einzelhandel untersucht hat, konnte die Bürger ebenfalls nicht überzeugen. Ursprünglich war geplant, neben einem Super- noch einen Drogerie-, einen Getränkemarkt sowie einen Backshop in dem mehrgeschossigen Gebäude unterzubringen. Derzeit wird nur noch die Ansiedlung eines großen Lebensmittelladens favorisiert. Es bestehe jedoch die Gefahr, so Nussbaum, dass eines der derzeit existierenden Geschäfte an der Clemens-August-Straße sich auf Dauer nicht halten könne. „Wieso soll ein neuer großer Markt errichtet werden?“, empörte sich Bäumer. „In Sichtweise haben wir einen Lebensmittelladen sowie einen Discounter. Wir wollen die Geschäftsstruktur in Poppelsdorf so erhalten, wie sie ist. Das Konzept von großen Märkten ist längst überholt und nicht zukunftsfähig.“

Vollkommen unberücksichtigt ist nach Ansicht der Poppelsdorfer, welche ökologischen Auswirkungen eine mögliche Bebauung hat. „Die Fläche ist die Speerspitze des Melbtales und bildet im weiteren Verlauf mit Botanischem Garten und Poppelsdorfer Allee eine grüne Lunge in der Stadt. Und die wollen Sie zerstören?“, war ein weiterer Einwand. Viele Klimazüge seien bereits zugebaut. „Wenn wir so weitermachen, wird Bonn einmal ersticken“, ergänzte der Bewohner.

Die Verkehrsfrage ist nach Ansicht vieler ebenfalls nicht beantwortet. „Wir werden nicht nur den Lieferverkehr für einen Supermarkt vor unseren Türen haben, sondern mit der Tiefgarage ziehen wir weitere Fahrzeuge an. Schon jetzt ist die Belastung in Poppelsdorf durch den Ausbau der Uniklinik und der Erweiterung des Marienhospitals kaum erträglich. Mehr Verkehr brauchen wir hier nicht“, so Bäumer.

Nach der Bürgerversammlung wollen die Poppelsdorfer ihren Protest gegen das Vorhaben bündeln. „Wir werden uns gemeinsam positionieren und den Schulterschluss zur Politik suchen“, erklärte Ilka Spormann. Denn wenn man jetzt dieses Areal bebaue, dann werde es nicht mehr lange dauern, bis auch die gegenüberliegenden Grundstücke verplant würden. „Ich bin eigentlich unvoreingenommen gekommen, um mich über die Pläne zu informieren“, erklärte ein anderer Anwohner. „Doch jetzt bin ich richtig sauer.“

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