Seit zwei Jahren fallen Unterricht und Therapien aus Bonner Förderschüler protestieren gegen Schwimmbadschließung

Tannenbusch · Mehr als 200 Schüler und andere Vertreter der Christophorusschule haben am Dienstag gegen die Schließung des Schwimmbads im Gustav-Heinemann-Haus protestiert. Nach zwei Jahren ist noch kein Plan für die Sanierung in Sicht. Derweil fallen Schwimmunterricht und Wassertherapien aus.

 Schüler, Eltern und Lehrer demonstrieren für die Wiedereröffnung des barrierefreien Schwimmbades im Gustav-Heinemann-Haus.

Schüler, Eltern und Lehrer demonstrieren für die Wiedereröffnung des barrierefreien Schwimmbades im Gustav-Heinemann-Haus.

Foto: Meike Böschemeyer

Aus dem Lautsprecher sind die Bläck Fööss mit „Mer jon en et Schwemmbad“ zu hören, mehr als 200 Schüler der LVR Christophorusschule am Waldenburger Ring machen mit Trillerpfeifen, Rasseln und Trommeln jede Menge Radau. „Hört unsere Stimmen, wir wollen endlich schwimmen“, riefen die Schüler, die am Dienstag in einem lauten Protestzug gemeinsam mit Lehrern, Betreuern, Therapeuten und Eltern zum nahe gelegenen Gustav-Heinemann-Haus gezogen waren. „Wir müssen jetzt endlich gehört werden“, sagte Schulleiterin Susanne Gräfin Lambsdorff, die die Demonstration anführte. „Wir müssen Dampf machen.“

Grund für die Aktion: Seit zwei Jahren ist das barrierefreie Schwimmbad im Gustav-Heinemann-Haus geschlossen und kann wahrscheinlich erst nach umfangreicher Sanierung wieder genutzt werden. „Dabei ist Wassergewöhnung für unsere Kinder so wichtig“, erklärte Susanne Gräfin Lambsdorff. „Schwimmen ist für viele Schüler Bestandteil der Therapie. Gerade komplex beeinträchtigte Kinder können sich im warmen Wasser frei bewegen und sind oft nur dort für einen Moment schmerzfrei“, sagte die Leiterin des Tannenbuscher Schule mit dem Förderschwerpunkt für körperliche und motorische Entwicklung.

Als „Einheit“ wurden Christophorusschule und Gustav-Heinemann-Haus vor rund 50 Jahren gebaut. „Von Anfang an war klar, dass wir das Schwimmbecken im Heinemann-Haus mit Hubboden und wärmerem Wasser nutzen können. Beim Bau der Schule wurde daher auf ein eigenes Schwimmbad verzichtet“, sagte Lambsdorff.

Mittlerweile ist die Evangelische Axenfeld Gesellschaft Eigentümer der Immobilie. „Wir fordern, dass sich alle Beteiligten jetzt an einen Tisch setzen, damit entschieden wird, wie es mit dem Schwimmbad weitergeht“, so Lambsdorff. Klar ist allen, dass das Bad aus den 1970er Jahren dringend saniert werden muss.

„Wir wollen schwimmen“, steht auf einigen der Plakaten bei der Demo gegen die Schließung des barrierefreien Schwimmbades im Gustav-Heinemann-Haus.

„Wir wollen schwimmen“, steht auf einigen der Plakaten bei der Demo gegen die Schließung des barrierefreien Schwimmbades im Gustav-Heinemann-Haus.

Foto: Meike Böschemeyer

„Während andere Bäder unter Einhaltung der Hygienemaßnahmen Öffnungskonzepte erarbeiteten oder wieder öffneten, tut sich im Gustav-Heinemann-Haus leider nichts“, sagte Elternvertreterin Claudia Wiener, die gemeinsam mit Joachim Meier-Dörnberg eine Unterschriftenaktion gestartet hatte. „Schwimmen hat gerade für Menschen mit Behinderung einen besonders hohen Stellenwert, da im Wasser dank des Auftriebs ein Bewegen ohne Hilfsmittel möglich wird“, erklärte Wiener. Nach der langen Pause sei schon jetzt erkennbar, dass der fehlende Schwimmunterricht für manche Kindern gravierende Folgen hat. „Es geht nicht nur um das Schwimmen, sondern es geht in diesem Fall um Therapie und Teilhabe“, ergänzte Elternvertreter Meier-Dörnberg.

Petition mit 1000 Unterschriften an Stadt und Eigentümer

Die Petition mit rund 1000 Unterschriften übergaben die Eltern nun an Achim Konitz von der Axenfeld Gesellschaft und Stefan Günther vom städtischen Bäderamt. Beide nahmen die Protestschrift der Förderschule entgegen und versprachen, dass man das Problem nun zügig angehen will. „Wir müssen jetzt erst den Umfang und die Kosten der Sanierung prüfen lassen. Dann werden wir eine Entscheidung treffen“, sagte Konitz.

Sobald ein Fachgutachten vorliegt und der Umfang der Sanierung bekannt ist, wollen Stadt, LVR sowie die Axenfeld Gesellschaft gemeinsam beraten, wie es weitergehen soll. „Dafür hätte man die Coronazeit schon nutzen können. Aber in den vergangenen Monaten sind wir keinen Schritt weitergekommen“, sagte Schulleiterin Lambsdorff. Den Schwimmunterricht in einem anderen Bad in Bonn anzubieten ist für sie keine Option: „Die Anfahrten wären zu lang und zu aufwendig. Außerdem können unsere Kinder nicht in ein normales Bad. Wir brauchen wärmeres Wasser und eine entsprechende Einstiegshilfe.“

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