Russische Maschine darf nicht abheben Flugzeug parkt bereits für mehr als 60.000 Euro am Flughafen Köln/Bonn
Bonn · Seit mehr als einem Jahr ist eine russische Maschine am Flughafen Köln/Bonn gestrandet. Das Parkticket beläuft sich auf mehr als 60.000 Euro.
Seit mehr als 390 Tagen ist eine russische Frachtmaschine am Flughafen Köln/Bonn geparkt. Wegen der Sanktionen gegen Russland darf sie nicht abheben. Inzwischen belaufen sich die Standgebühren, die der Flughafen erhebt, auf rund 60.000 Euro.
Die Boeing 737-400 F der russischen Fluglinie Atran hätte am 28. Februar 2022 eigentlich weiter nach Lüttich in Belgien fliegen sollen, doch am 27. Februar wurde der deutsche Luftraum für russische Maschinen gesperrt. Seitdem steht die Boeing laut Flughafensprecher Lukas Weinberger auf einer „Abstellplatte im Außenbereich“ des Flughafens. Die üblichen Abstellgebühren dort belaufen sich Fluggesellschaft laut Weinberger auf 150 bis 180 Euro pro Tag. Inzwischen liegt die Summe der Gebühren also zwischen gut 58.000 Euro und mehr als 70.000 Euro. Mahnungen hat die Fluggesellschaft deswegen noch nicht zu befürchten. Wie bei einem Auto, das im Parkhaus steht, sind die Gebühren erst beim Abflug fällig.
Russische Airline am Boden
Am Flughafen München steht Medienberichten zufolge ein Airbus der russischen Fluggesellschaft Aeroflot. Dort fallen die Gebühren allerdings deutlich höher aus als in Köln - die Rechnung dort beläuft sich inzwischen auf mehr als 130.000 Euro. Der Flughafen München bestätigte die Angaben. Mehrere Medien berichten zudem über einen Airbus A321 der Linie Aeroflot, der in Genf gestrandet ist. Drei russische Antonov Maschinen stehen dem MDR zufolge am Flughafen Leipzig-Halle geparkt. Auch an anderen europäischen Flughäfen sind russische Flieger gestrandet.
Am Flughafen Köln/Bonn ist die Boeing das einzige russische Flugzeug, hatte Weinberger schon im vergangenen Jahr bestätigt: „Weitere Flugzeuge russischer Airlines sind hier nicht abgestellt“, sagte der Sprecher. An den Flughäfen in Düsseldorf, Dortmund und Münster stehen keine russischen Flugzeuge, wie Sprecher schon im vergangenen Jahr auf Anfrage mitgeteilt hatten.
Sanktionen verhindern selbst Reparaturen
Das Bundesverkehrsministerium erläutert auf Anfrage, warum es derzeit praktisch ausgeschlossen ist, dass die Maschine abhebt. Zu den Sanktionen gegen Russland gehört demnach ein „umfassendes Flugverbot für Luftfahrzeuge, die sich in russischem Besitz befinden, über eine russische Registrierung verfügen, von russischen natürlichen oder juristischen Personen gechartert oder anderweitig kontrolliert werden.“ Das Flugzeug in Köln darf laut der Pressestelle des Ministeriums auch nicht zu einem anderen Flughafen bewegt werden. Und weiter heißt es in der Antwort aus Berlin: „Zudem sind im Zuge der Sanktionen auch Wartungsarbeiten untersagt. Daher ist davon auszugehen, dass das Flugzeug derzeit ohnehin nicht flugtauglich ist.“
Selbst die Maschine zu verkaufen, wäre nicht leicht, so das Verkehrsministerium: „Im Fall eines Verkaufs wäre nachzuweisen, dass Verkauf und Erwerb sanktionskonform erfolgen und der neue Eigentümer nicht unter die Kriterien der EU-Sanktionsverordnung 833/2014 fällt.“
Was möglich ist: Umparken. Flugzeuge können am Boden ohne Schlüssel einfach umgesetzt werden. Schlepper greifen unter das Bugrad und stellen die Maschine dorthin, wo sie nicht weiter stört. Das ist in München schon mehrfach geschehen. In Köln war so eine Aktion aber noch nicht notwendig, so Weinberger.
Eigentümer steht persönlich auf Sanktionsliste
Hinter Atran stand laut einer Meldung der russischen Agentur Interfax der Oligarch Alexei Isaikin, der sich laut Interfax im August 2022 aus dem Geschäft zurückgezogen haben soll. Isaikin steht namentlich auf der Sanktionsliste des Vereinigten Königreiches, er soll dem offiziellen Dokument nach die russische Regierung unterstützt haben. Sein Vermögen in Großbritannien ist eingefroren.