Kontrollaktion der Polizei Mehr als jeder Dritte in Bonn mit Handy am Steuer

Bonn · 125 Fahrzeuge hat die Bonner Polizei am Mittwoch kontrolliert - in 49 davon nutzten die Fahrer am Steuer ein Smartphone oder anderes elektronisches Gerät. Doch nicht nur Handy-Sünder gingen den Beamten ins Netz.

Die Bonner Polizei hat im Rahmen der NRW-weiten Kontrollaktion nach eigenen Angaben bis zum Mittwochnachmittag 125 Fahrzeuge kontrolliert. 46 Pkw- sowie drei Lkw-Fahrer nutzten während der Fahrt elektronische Geräte wie Handys und wurden daher angehalten, wie aus einer Mitteilung hervorgeht. Sie erwartet nun ein Bußgeld in Höhe von 100 Euro und ein Punkt in Flensburg. Darüber hinaus ahndeten die Beamten 25 weitere Ordnungswidrigkeiten mit Verwarngeldern. Zwei Personen durften nicht weiterfahren, da sie ohne gültigen Führerschein unterwegs waren. Ein 34-Jähriger war zudem unter Drogen-, ein 60-Jähriger unter Alkoholeinfluss unterwegs.

Auch die Polizei Rhein-Sieg beteiligte sich an der Aktion und führte „verstärkte Kontrollen“ im gesamten Kreisgebiet durch, wie ein Sprecher auf GA-Anfrage mitteilte. Laut Angaben der Polizei wurden 169 Fahrzeuge kontrolliert. 51 der angehaltenen Fahrer verwendeten ein Handy während der Fahrt, darunter fünf Lkw-Fahrer. Daneben ahndeten die Beamten 42 weitere Verkehrsverstöße. In 14 Fällen waren Personen im Auto nicht angeschnallt.

Gezielte Kontrollaktion gegen Handy-Nutzung

Mit der landesweiten Kontrollaktion ist die Polizei am Mittwoch gegen die Handy-Nutzung am Steuer vorgegangen. Vielerorts hielten Beamte in Zivil Ausschau nach Autofahrern, die am Steuer mit dem Handy telefonieren, oder sogar Textnachrichten tippen oder lesen. Wer erwischt wurde, wurde in nachgelagerten Kontrollstellen aus dem Verkehr gezogen und zur Kasse gebeten. Ergebnisse der ersten landesweiten Aktion dieser Art sollten am Donnerstag vorliegen.

NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) begleitete in Neuss eine der Kontrollaktionen. „Handys am Steuer kosten Menschenleben und zerstören Existenzen. Telefonieren ist genauso gefährlich wie das Fahren mit mehr als 0,8 Promille Alkohol im Blut. Das muss in die Köpfe der Menschen“, so Reul. Die Zahl der Verkehrsunfälle durch Ablenkung steigt seit Jahren stark an.

Die Smartphone-Nutzung am Steuer steht im Verdacht, für die negative Trendwende bei den schweren Verkehrsunfällen verantwortlich zu sein. Studien aus Österreich legen sogar nahe, dass Ablenkung bei jedem dritten tödlichen Unfall eine Rolle spielt. Etwa die Hälfte aller Autofahrer benutzt laut Studien das Handywährend der Fahrt ohne Freisprecheinrichtung.

Gefährlichkeit der Handy-Nutzung ist Fahrern nicht klar

„Da sind vermeintlich verantwortungsvolle Menschen unterwegs, die niemals auf die Idee kämen, sich betrunken ans Steuer zu setzen. Aber ihr Handy benutzen diese Leute ohne Bedenken“, sagte Reul. „Die Gefährlichkeit dieser Unsitte ist den meisten Menschen nicht bewusst.“

Im vergangenen Jahr habe die Polizei rund 167.000 Verstöße dieser Art registriert. Fast 25.000 davon bei Radfahrern. Auch sie dürfen Handys im Straßenverkehr nicht nutzen.

Höhere Bußgelder für Handy-Nutzung seit 2017

Zuletzt hatte der Gesetzgeber die Strafen 2017 drastisch erhöht. Der Fraktionsvize der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Ulrich Lange, sagte unserer Redaktion: „Es war damals richtig und wichtig, die Handynutzung am Steuer mit höheren Bußgeldern zu sanktionieren.“ Lange plädiert für eine Überprüfung der Wirksamkeit.

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„Wenn sich daraus ergibt, dass eklatant dagegen verstoßen wird, bin ich zu weitergehenden Maßnahmen bereit.“ Die Verkehrsexpertin der SPD im Bundestag, Elvan Korkmaz, sagte: „Es gibt genügend technische Hilfsmittel wie Freisprechanlagen, die es entbehrlich machen, während der Fahrt zum Handy zu greifen. Wenn die derzeitigen Bußgelder nicht ausreichen, um diese Botschaft klar zu kommunizieren, sollten wir sie erhöhen.“

SPD-Fraktionsvize denkt über härtere Strafen nach

Der SPD-Fraktionsvize im NRW-Landtag, Sven Wolf, wertet Reuls Aktionstag trotzdem als „reine PR-Maßnahme“. Stattdessen fordert Wolf „umfangreiche Aufklärung über die Gefahren, intensive Kontrollen, technische Sperrvorrichtungen und auch die Prüfung härterer Strafen.“

Letztere schließt Reul nicht aus: „Ich hoffe weiter auf die Einsicht der Autofahrer. Aber wenn sich da mittelfristig nichts tut, muss man weiterdenken.“ Regelmäßige Aktionstage gegen Handy-Sünder, wie sein Amtsvorgänger Ralf Jäger (SPD) mit den „Blitz-Marathons“ gegen Raser unternahm, plant Reul aber nicht.

Zehn populäre Irrtümer rund ums RadfahrenDie Polizei in NRW hatte sich bereits im vergangenen September mit mehr als 500 Kontrollstellen und 1600 Polizisten an einer bundesweiten Kontrollaktion beteiligt. Dabei waren 1700 Auto- und Radfahrer erwischt worden. Wie viele Beamte am Mittwoch bei dem Kontrolltag im Einsatz waren, wurde zunächst nicht mitgeteilt.

Wer beim Telefonieren ohne Freisprecheinrichtung gestoppt wird, muss 100 Euro zahlen und bekommt einen Punkt in Flensburg. Radfahrer mit Handy sind mit 55 Euro dabei.

(mit Material von dpa)

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