Pflegekräfte und Lehrer streiken in Bonn Mehr Personal und ein eigener Tarifvertrag

BONN · Rund 250 Pflegekräfte des Bonner Uniklinikums und etwa 300 angestellte Lehrer aus Bonn und der näheren Region haben am Mittwoch die Arbeit niedergelegt.

 "Wo bleibt die Inklusion beim Lohn"?, fragen die Demonstranten und spielen damit auf die unterschiedliche Bezahlung von angestellten und verbeamteten Lehrern an.

"Wo bleibt die Inklusion beim Lohn"?, fragen die Demonstranten und spielen damit auf die unterschiedliche Bezahlung von angestellten und verbeamteten Lehrern an.

Foto: Nicolas Ottersbach

"Die Streikbereitschaft war aber wesentlich größer", so Uniklinik-Personalratsvorsitzender Horst Löffel, der schon seit halb sechs morgens am Versorgungszentrum steht und Plakate aufhängt. Stephan Werwer, 49, Krankenpfleger für Anästhesie und Intensivmedizin, und seine Kollegin, Fachkrankenschwerster Therese Mangeney, 36, bestätigen das. "Viele können ja gar nicht streiken, sonst wäre die Versorgung der Patienten nicht gewährleistet", sagt Werwer.

Und genau das ist das Thema aus Sicht der Beschäftigten in der Pflege an Landeseinrichtungen: Das Personal ist dermaßen knapp bemessen, dass ein "richtige Pflege" kaum möglich ist. "In der medizinischen Intensivstation mit 22 Betten wird in drei Schichten rund um die Uhr gearbeitet", erzählt die Krankenschwester. Pro Schicht sind elf Fachkräfte eingeteilt. Das bleibt aber nur eine theoretische Besetzung, weil in der Regel immer welche fehlen. "Die Grundpflege ist gesichert. Das ist nicht das Problem", erklären die beiden. "Aber uns fehlt zum Beispiel die Zeit, in Ruhe mit den Angehörigen zu sprechen. Echte Zuwendung ist bei dieser Personaldecke kaum möglich." "Und dann will man diesen hart arbeitenden Menschen auch noch eine faire Bezahlung verwehren, und auch an die Altersversorgung wollen die Arbeitgeber ran", schimpfen Verdi-Gewerkschaftsvertreter Arno Appelhoff und dbb-Vorsitzender Helmut Lemoc.

Unter anderem um einen eigenen Tarifvertrag für angestellte Lehrer geht es beim Streik, zu dem die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) aufgerufen hat. " Am Ende ihres Berufslebens hat eine angestellte Lehrkraft ungefähr die Summe weniger als ein verbeamteter Kollege auf dem Konto, die ein Einfamilienhaus kosten würde", sagt Horst Lüdtke von der GEW Bonn, bevor sich rund 300 Demonstranten mit Trillerpfeifen und Rasseln vom DGB-Haus in Endenich auf den Weg in die Innenstadt machen. In Bonn gibt es Lüdke zufolge rund 3300 Lehrer, davon 650 im Angestelltenverhältnis.

Auf dem Münsterplatz heizt die Vize-Vorsitzende der GEW in NRW, Maike Finnern, den Demonstranten ein und fordert sie auf, weiter zu streiken, wenn das Land sich im Tarifstreit nicht bewege. Lüdtke verkündet derweil, das unter anderem am Robert-Wetzlar-Berufskolleg wegen des Streiks Unterricht ausfallen müsse. "Das wird wieder so sein, wenn es keine Kurswende bei den Verhandlungen gibt", warnt er.

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