Stadtgestaltung in Bonn Mehr Sitzgelegenheiten in der Innenstadt geplant
Bonn · Nur mit Glück oder Geduld finden sich freie Plätze auf den wenigen Bänken am Münsterplatz. Beliebter Ersatz für die oft besetzten Bänke im Herzen der City ist die Mauer vor dem Münster.
Um die Bonner Innenstadt attraktiver zu gestalten, sollen mehr Sitzgelegenheiten geschaffen werden. Nach einem im Dezember des letzten Jahres gefassten Beschluss der Bezirksverwaltung (BV) sollen in den nächsten Monaten bis zu einem Gesamtbetrag von 20.000 Euro Sitzbänke im innerstädtischen Bereich aufgestellt werden. Dem voraus erging unter anderem ein Bürgerantrag an die Mitglieder der BV, sich für „frei zugängliche, also ohne Konsumzwang benutzbare Sitzbänke in der Bonner Innenstadt einzusetzen.“
Vor allem gegenüber dem Hauptbahnhof, auf Remigius-, Markt- und auf dem Münsterplatz sollten demnach weitere frei zugängliche Sitzmöglichkeiten – außerhalb von Straßengastronomie – geschaffen werden. Erklärtes Ziel der Verwaltung ist darüber hinaus, die Stadtgestaltung der demografischen Entwicklung anzupassen und mit den zusätzlichen Sitzgelegenheiten auch mobilitätseingeschränkten Personen die Möglichkeit zum Ausruhen zu bieten.
Sitzmöglichkeiten mit Parkplätzen für Rollatoren
Zum ersten Mal werden dafür auch Sitzgruppen mit Parkmöglichkeiten für Rollatoren zum Einsatz kommen. „Ich kann mir jedoch auch gut Studenten oder junge Mütter vorstellen, die sich bei schönem Wetter mit ihren Kindern oder Laptops einen Platz in der Innenstadt suchen“, sagt Jannis Vassiliou stellvertretend für die Bonner Geschäftsleute. Der Vorsitzende des Bonner Einzelhandelsverbands begrüßt gegenüber dem GA ausdrücklich alle Maßnahmen, die dazu führen können, mehr Menschen in die Innenstadt zu bringen.
Mehr Sitzgelegenheiten „dringend erforderlich“
Karl Röttgen (77) hält mehr Sitzgelegenheiten in der Bonner Innenstadt für dringend erforderlich. Gerade aus Wien zurückkommend bemängelt der Bonner, dass es nicht nur zu wenige Bänke in Bonn gebe, sondern dass diese oft auch noch verschmutzt seien. Man solle sich an Wien ein Beispiel nehmen, wo „an jeder Ecke gepflegt pausiert“ werden könne. „Es ist absurd, dass man als Bonnerin gezwungen wird, sich in ein Café zu setzen, wenn man auf dem Münsterplatz sitzen möchte“, sagt Judith Stern (32). Auf der Mauer vor dem Bonner Münster sitzend deutet sie auf die nur fünf vorhandenen und besetzten Parkbänke, die den Münsterplatz flankieren.
In seltenem Einklang ist auf Nachfrage bei rund einem Dutzend auf Bonner Bänken Sitzenden zu erfahren, dass ihnen „überall in Bonn“ Sitzmöglichkeiten fehlen. „Ältere Menschen brauchen auch eine Rückenlehne“, merkt Jutta Fränken (71) an. Nur bei wenigen Bänken auf dem Marktplatz könne man sich anlehnen. Ursula Ohk (80) hat sich bereits an Bonns Oberbürgermeisterin gewandt, um darauf zu drängen, dass die vor Jahren entfernten Bänke an der Schiffsanlegestelle wieder aufgebaut werden. „Aber es tut sich nichts“, sagt sie resigniert. Für Fränken ist es unverständlich, dass man auf dem neu gestalteten Bahnhofsvorplatz auf Sitzgelegenheiten jegliche Art verzichten muss. Ein „Skandal“ ist für sie zudem, dass man dort keine einzige grüne Insel in der „Betonwüste“ geschaffen hat. Da sei wenig „Soul“ (zu Deutsch: Seele) auf dem Platz, der sich „Urban Soul“ nenne, so Fränken.
Grüne Inseln für Bonn
Gute Erfahrungen konnte die Stadt bereits 2019 mit der Aufstellung von 20 Grünen Inseln mit rankenden Pflanzen, duftenden Kräutern und blühenden Stauden machen, die der Wissenschaftsladen Bonn (Wila) in Zusammenarbeit mit der studentischen AG Grüne Infrastruktur aufgebaut hatte. „Die Rückmeldungen, die wir von Paten und Patinnen, Anwohnenden und Ladenbesitzenden in unmittelbarer Umgebung der Inseln erhalten haben, waren sehr positiv“, resümiert Franziska Böhm vom Wila. „Wir freuen uns sehr, dass die Stadt Bonn das Thema Grüne Inseln weiter verfolgt“, so Böhm.
Finanziert werden die neuen Sitzgelegenheiten zu 90 Prozent aus dem Sofortprogramm „Zukunft. Innenstadt. Nordrhein-Westfalen.“ des NRW-Ministeriums für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung. Die finalen Standorte werden derzeit zwischen den Bürgerdiensten, dem Tiefbauamt sowie dem Stadtplanungsamt abgestimmt.