Seit 65 Jahren verheiratet "Meine Frau ist ein Glücksfall"

BONN · Es waren Briefe, die Cäcilia und Karlheinz Schiffer 1947 zusammenbrachten. Allerdings keine Liebesbriefe, sondern solche, die sie zu Zensurzwecken für die britische Besatzungsmacht in der Ermekeilkaserne kontrollieren mussten. In den mageren Nachkriegsjahren war diese Arbeit auch deshalb ein Segen, weil die Armee eine eigene Kantine hatte.

 In der Ehe jung geblieben: Cäcilia und Karlheinz Schiffer sind seit 65 Jahren verheiratet.

In der Ehe jung geblieben: Cäcilia und Karlheinz Schiffer sind seit 65 Jahren verheiratet.

Foto: Schabert

Dort verliebte sich Karlheinz, Jahrgang 1925, zurück aus Krieg und Gefangenschaft, in die drei Jahre jüngere Cäcilia. "Ich wusste gleich: die wollte ich heiraten!" Doch die hübsche Marienheiderin, gerade mal 18, ließ sich zur Ehe nicht so schnell überreden. "Wir sollten uns doch erst mal kennenlernen und sehen, ob überhaupt alles harmoniert." Das tat es - und tut es bis zum heutigen Tag, an dem das viel jünger wirkende Ehepaar in seiner Wohnung an der Römerstraße eiserne Hochzeit feiert.

"Meine Frau ist ein Glücksfall. Im Lotteriespiel Ehe habe ich das große Los gezogen", stellt der 89-jährige Jubilar fest, und auch wenn seine "Cilli" anschließt, das sei doch "ein bisschen viel Lob", bringt das Kompliment sie zum Lächeln. Genau wie die Erinnerung an die Kleidung, die ihr Mann beim ersten Treffen trug: "Weil er nur wenig besaß, hatte seine Mutter ihm die US-Uniform aus der Gefangenschaft schwarz eingefärbt. Das sah schick aus. Aber die weißen Buchstaben PW auf dem Rücken - für prisoner of war - die leuchteten noch durch."

Ob in den schwierigen ersten Jahren der jungen Bundesrepublik, in der Zeit des wirtschaftlichen Aufbaus, die Karlheinz den Weg zu einer Karriere im Postministerium bahnen ließen oder im aktuellen Lebensabschnitt: immer haben die Schiffers sich als Team gesehen. Auch nach der Geburt ihres Sohnes Manfred 1956, dessen Kinder nun selbst schon erwachsen sind, genossen sie immer wieder Zweisamkeit - etwa auf romantischen Reisen quer durch Europa.

"Unser Kleiner wollte nichts lieber, als die Sommer bei der Oma zu verbringen", sagt Cäcilia Schiffer schmunzelnd, "und wir waren zwischen Skandinavien und Sizilien überall." Inzwischen ist ihre Mobilität eingeschränkt, weil eine Augenerkrankung Karlheinz Schiffer das Autofahren ebenso verbietet wie das geliebte Radfahren. Doch Zukunftspläne gibt es genug. Nicht zuletzt für eine zweite eisernen Hochzeitsfeier im Mai 2016. Dann nämlich jährt sich auch die kirchliche Trauung in St. Sebastian zum 65. Mal.

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