Ehrenamtliches Engagement in Bonn "Meine Kinder lieben Elisabeth"

BONN · Rosa Sanchez war nach der Geburt ihrer Zwillinge zu Hause fast ganz auf sich allein gestellt. Ihr Mann war den ganzen Tag zur Arbeit und sie - geschwächt von der Geburt - mit den beiden Säuglingen häufig überfordert.

 Werben um neue Familienpatinnen (hinten von links): Anita Zart-Schulz, Rosa Sanchez, Elisabeth Heuschkel, Brigitte Riehn und Petra Gläser mit den beiden Zwillingen.

Werben um neue Familienpatinnen (hinten von links): Anita Zart-Schulz, Rosa Sanchez, Elisabeth Heuschkel, Brigitte Riehn und Petra Gläser mit den beiden Zwillingen.

Foto: Sascha Stienen

Da kam Elisabeth Heuschkel als Familienpatin ihr wie ein rettender Anker vor. "Sie hat mir Mut gegeben - und das Gefühl, nicht alleine zu sein", erinnert sich die 40-Jährige an die anstrengende erste Zeit. "Meine Kinder lieben Elisabeth. Sie hat uns ein Stück Herz gegeben."

Elisabeth Heuschkel schenkte der aus Mexiko stammenden jungen Mutter einfach ein wenig ihrer Freizeit. Die 51-Jährige stand für Gespräche zur Verfügung, wenn es Probleme gab und sprach Rosa Sanchez Mut zu. "Viel reden und zuhören und mal mit den Kindern spazieren gehen", beschreibt die städtische Personalrätin die Aufgaben.

Elisabeth Heuschkel ist eine der 33 Familienpatinnen, die derzeit im Einsatz sind. Die Caritas-Schwangerschaftsberatung esperanza und die Katholische Familienbildungsstätte (FBS) Bonn haben mittlerweile 78 Familienpatinnen ausgebildet. So konnten in sieben Jahren 130 Familien mit 277 Kindern unterstützt werden. Das Projekt wird über die Stadt Bonn mit Geldern im Rahmen der "Frühen Hilfen" finanziert. Der siebte Bonner Ausbildungslehrgang für Familienpatinnen startet am 7. November.

"Der Bedarf ist enorm", sagt Projektleiterin Petra Gläser von der Familienbildungsstätte. Während der Schwangerschaft und nach der Geburt brauchen Eltern viel Unterstützung, Wertschätzung und Trost. Doch viele verfügen nicht über ein tragfähiges soziales Netz, sind überlastet, überfordert oder gar verzweifelt.

So beschreibt esperanza-Projektleiterin Anita Zart-Schulz: "Wir haben oft mit Familien zu tun, die noch nicht lange in Bonn sind." Häufig melden sich Alleinerziehende mit Baby, Familien mit Migrationshintergrund oder Paare, die bereits Kinder haben und dann plötzlich noch Zwillinge bekommen. "Diese Eltern fragen sich, wie sie das alles schaffen sollen", berichtet Anita Zart-Schulz.

Die Familienpatinnen helfen belasteten Familien, indem sie in der Regel einmal in der Woche etwa zwei bis vier Stunden ihrer Zeit verlässlich zur Verfügung stellen. Wenn der Erstkontakt zwischen Familie und Patin erfolgreich verlaufen ist und sich die Beteiligten eine Zusammenarbeit vorstellen können, schließen sie einen kleinen Vertrag. Petra Gläser erläutert: "Das ist eine Vereinbarung, in der die Aufgaben beschrieben werden, also was in der Familie gemacht werden soll und in welchem Umfang." Hinzu kommt die Schweigepflicht der Patin.

Brigitte Riehn gehört wie Elisabeth Heuschkel zu den Familienpatinnen der ersten Stunde. Momentan hilft die 71-Jährige einer 30 Jahre alten Studentin mit zwei Kindern, die sonst so gut wie gar keine Unterstützung hat. Für die junge Mutter ist diese freie Zeit Gold wert. "Es ist eine bereichernde Erfahrung", sagt Brigitte Riehn im Rückblick auf alle ihre Patenfamilien. "Man bekommt einfach so viel zurück."

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