Insektenwanderungen "Meine Wanze hat ganz dicke Muckis"

IPPENDORF · Insektenwanderungen der Biologischen Station werden immer beliebter bei Groß und Klein

 Ist das spannend: Max beobachtet in seiner Becherlupe einen Käfer.

Ist das spannend: Max beobachtet in seiner Becherlupe einen Käfer.

Foto: Barbara Frommann

"Spannende Geschichten aus der Welt der Insekten" erzählte Biologe Tom Macke am Samstag Kindern und ihren Eltern auf der Waldau und nahm sie mit auf eine Expedition ins krabbelnde Reich der Sechsfüßler.

Obwohl zu den Lieblingstieren der Nachwuchsforscher eher Pferde, Hunde, Haie und sogar Eichelhäher gehörten, bewaffneten sie sich mit Becherlupen, Röhrchen und Köcher, um alles einzusammeln, was nicht schnell genug davongekrochen war.

"Ich hab' eine Spinne!", hört man es freudig aus dem Gebüsch, "Ein Käfer!", quakt es glücklich. "Meine Wanze hat ganz dicke Muckis!". Stolz zeigt der kleine Theo (4) das grüne Insekt seiner Mutter. Tom Macke stört es nicht, er feuert die Begeisterung der kleinen Insektenfänger an: "Stell dir vor, du bist eine Wanze und ich bin eine Gottesanbeterin. Wenn ich dich fressen will, stinkst du mich voll und ich bin gelähmt."

Sicher greift das ein oder andere Kind diese bewährte Taktik begeistert in der Schule wieder auf oder aber die Filmindustrie, denn was der Biologe in schwärmerischer Hochstimmung zeigt, klingt nicht selten wie außerirdisches Leben: "Die Wespe hat so richtig schöne kauende Mandibeln, das wird dann zerkleinert. Und die Fliege hat einen Saugrüssel, den stülpt sie über etwas und alles wird dann eingesaugt. Richtig tolle Technik!"

Spannende Biowelt verkörpert auch der Bombardierkäfer, der Rauch aus dem Hintern schießt, oder aber schwindelnde Fliegen, die so tun als wären sie eine Biene. Und erst die vielen Insektengesichter: Macke, der im Studium bereits Studentengruppen durch Wald und Feld geführt hatte, weiß spannend zu erklären, verbindet damit sein Anliegen, den Naturschutz, und führt im Auftrag der biologischen Station Insektenwanderungen durch. Was man kennt, das killt man nicht.

Und auch die Erwachsenen zeigen reges Interesse. Sie erfahren, dass Zecken weit weniger infektiös sind als angenommen, Hornissen auch nicht gefährlicher als Bienen und dass Wespen als Räuber im Ökosystem gebraucht werden. "In der Nähe seines Nests ist aber jedes Tier aggressiv", weiß Macke und vertauscht in fröhlicher Biologenmanier mal eben die Perspektive: "Man könnte ja auch fragen, warum wir uns ausgerechnet dorthin setzen, wo die Wespen sind?"

Jeder Fliege ihre Chance - das ist der Grundsatz, nach dem er sich richtet und den er auch den Kindern vermittelt. So werden die Tiere nicht geschüttelt, genervt oder gegessen, sondern nach dem Anschauen wieder freigelassen.

Die nächste Insektenwanderung am Samstag, 16. Juni, ist bereits ausgebucht. Interessenten werden gebeten, sich in die Warteliste einzutragen, unter Anmeldung@Biostation-Bonn.de oder unter der Telefonnummer 0228/2495799. Wegen des großen Interesses wird das Angebot im nächsten Jahr ausgebaut werden.

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