Vor 40 Jahren Meister des künstlerischen Porträts

Bonn · Theo Schafgans fotografierte nach dem Zweiten Weltkrieg mehr als 16.000 Menschen. Dazu gehörten viele prominente Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Kunst und Kultur. 1976 starb er im Alter von 84 Jahren.

 Theo Schafgans, Selbstbildnis, um 1920.

Theo Schafgans, Selbstbildnis, um 1920.

Foto: Schafgans Archiv

Zu den vielleicht bekanntesten Arbeiten von Theo Schafgans zählen seine offiziellen Amtsbildnisse der Bundeskanzler und Bundespräsidenten. Für sein Adenauer-Porträt erhielt Schafgans 1950 bei der ersten Photokina in Köln die Mataré-Medaille.

Dabei knüpfte der gebürtige Bonner nach dem Zweiten Weltkrieg an sein künstlerisches Schaffen in den 1920er und 1930er Jahren an. Denn schon bald nach seiner fotografischen Ausbildung an der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie, Chemiegraphie, Lichtdruck und Gravüre in München (1908-1910) war er zum gefragten Porträtfotograf avanciert.

Am 28. Mai 1911 eröffnete Schafgans in der Rathausgasse das Atelier seines Vaters Theodor neu – und trat damit in dritter Generation in die Fußstapfen seines Großvaters Johannes, der das Unternehmen 1854 gegründet hatte. Zu Theo Schafgans’ beispielhaften Arbeiten dieser Zeit vor dem Ersten Weltkrieg gehören die Porträts von Max Reger, Fritz Steinbach, Adolf und Frieda Busch, Elly Ney und Erich Wolfgang Korngold.

Fotoatelier wird beliebter Treffpunkt für Künstlerfeste

1919 beteiligte sich Theo Schafgans als jüngstes Gründungsmitglied an der von Kurt Schallenberg initiierten Gesellschaft Deutscher Lichtbildner (GDL). 1923 heiratete er Hilde Levy aus Bonn, die zuvor am Ziskoven-Konservatorium Musik studiert hatte und als Klavierpädagogin tätig war. In den 1920er Jahren zeigte Schafgans seine Verbundenheit zur rheinischen Kunstszene um Carlo Mense, indem er Bilder von befreundeten Malern ausstellte – ob von Eugen Hasenfratz, Herm Dienz oder Leo Breuer.

Das Atelier wurde zum beliebten Treffpunkt und Ort legendärer Künstlerfeste und Konzerte. Schafgans etablierte sich auch als Architekturfotograf des Neuen Bauens und als Landschafts- und Städtefotograf; sein Schwerpunkt aber blieben die tiefgründig-ausdrucksvollen Porträts mit einem Stil, den er aus der avantgardistischen Kunstfotografie entwickelt hatte.

Bei dem Bombenangriff auf Bonn im Oktober 1944 wurde das Atelier vollständig zerstört. Auch das Archiv der ersten 90 Unternehmensjahre ging in Flammen auf – bis auf einen kleineren Bestand, der zuvor gerettet worden war. Im Juni 1945 kehrte der verdeckte Regime-Gegner Theo Schafgans nach Bonn zurück, um zunächst an der Baumschulallee ein neues Atelier einzurichten. Von 1945 bis 1951 war er als Obermeister der Photographen-Innung federführend am Wiederaufbau der Berufsfotografie in Bonn und Umgebung beteiligt. Im August 1951 bezog die Familie das neu aufgebaute Haus und Atelier an der Rathausgasse 9.

Verleihung des Bundesverdienstkreuz

1962 erhielt Theo Schafgans das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse und die Ehrennadel des Centralverbandes Deutscher Photographen. 1964 wurde er in die Deutsche Gesellschaft für Photographie berufen und zum Ehrenmitglied der Gesellschaft Deutscher Lichtbildner ernannt. 1967 setzte er sich zur Ruhe und übergab das Atelier an seinen Sohn Hans Schafgans (1927-2015).Der hatte sich zuvor schon einen Namen als Architekturfotograf gemacht.

Theo Schafgans starb am 2. November 1976 in Bonn. Sein umfassendes Werk wurde in mehreren Ausstellungen in Bonn, Köln, Hamburg, München und Berlin gewürdigt. Heute kümmert sich sein Enkel Boris Schafgans in fünfter Generation um die Belange des Ateliers und des Archivs.

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