Stadtverwaltung in der Kritik Verein bemängelt Schließungsplan für Bonner Melbbad

Bonn · Achim Dehnen, Vorsitzender des Vereins „Unser Melbbad“, wirft der Stadt ein „wahltaktisches Manöver“ im laufenden Bürgerentscheid vor. Auch der Bürger Bund spricht von unzulässiger Einflussnahme.

Das alte Badgebäude ist laut Stadtverwaltung so marode, dass sich eine Sanierung nicht mehr lohnt.

Das alte Badgebäude ist laut Stadtverwaltung so marode, dass sich eine Sanierung nicht mehr lohnt.

Foto: Benjamin Westhoff

Der Bürger Bund Bonn (BBB) wirft der Stadtverwaltung unzulässige Einflussnahme auf den Bürgerentscheid zur Melbbad-Randbebauung vor. Dabei können die Bonner bis 27. November abstimmen, ob die Vebowag einen Sozialwohnungsblock an der Trierer Straße errichten darf. Im Erdgeschoss sollen Umkleiden und Sanitäranlagen untergebracht werden – als Ersatz für das alte Badgebäude. Der BBB kritisiert die Aussage der Stadtverwaltung vom Mittwoch, das Melbbad könne 2021 nicht geöffnet werden, weil dafür notwendige Reparaturen nicht rechtzeitig ausführbar und zudem „Wegwerfinvestitionen“ seien.

„Die Stadt will den Bürgern vorgaukeln, dass die Infrastruktur des Bads nur durch die  Wohnbebauung zu retten ist“, sagt BBB-Stadtverordneter Johannes Schott. Auch Achim Dehnen, Vorsitzender des Vereins „Unser Melbbad“ und Gegner des Vebowag-Projekts, hält der Verwaltung ein „wahltaktisches Manöver“ vor, „um die Position der Sanierungsbefürworter weniger attraktiv zu machen“. Noch am 5. Oktober habe der Verein mit der Leitung des Sport- und Bäderamts gesprochen: „Es bestand Einigkeit, dass die Freibadsaison stattfinden kann, wenn nicht im Bürgerentscheid  für den Bau der Vebowag gestimmt wird“, so Dehnen. Bei den Unwetterschäden aus dem August, mit denen die Stadt neben dem Zustand des Altbaus argumentiert, handele es sich um die Elektroanlage im Technikraum zwischen den Becken. Dehnen: „Die Reparatur ist bis zum Sommer machbar und muss unabhängig vom Bürgerentscheid auf jeden Fall erfolgen.“

Vize-Stadtsprecher Marc Hoffmann entgegnet auf die Kritik, die Stadtverwaltung habe den „Sachstand dargestellt, soweit er ohne konkrete Planung für eine Interimslösung möglich ist“. Er bestätigt das vertrauliche Gespräch mit dem Förderverein. „Dabei hat die Verwaltung festgestellt, dass in den vergangenen Jahren immer mit Teilreparaturen für eine Freigabe des Sanitär- und Umkleidegebäudes gesorgt werden musste“, so Hoffmann. „Dies müsste auch für die Saison 2021 erfolgen. Diese Aussage bezog sich nicht auf die Unwetterschäden an der Technik.“ Entscheiden über den Vorschlag der Verwaltung, das Bad 2021 nicht zu öffnen, muss der Stadtrat.

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